Starke Frauenpositionen aus Lateinamerika im Lentos in Linz
Ob Zufall oder nicht, die Besetzung der Schau mit fünf weiblichen, feministischen Positionen ist ein Statement. Mehr solche Zufälligkeiten wünschte sich Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) am Montag bei der Presseführung im Untergeschoß mit Lentos-Direktorin Hemma Schmutz, Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) und Ars-Electronica-Leiter Gerfried Stocker. Chefkurator Martin Honzik hob hervor, dass der Aspekt "(R)evolution" mit politischen Gegebenheiten zu tun habe, mehr aber mit der digitalen Revolution, die hier eine Exklusivität in einer feministischen Betrachtung erfahre.
Eines ernsten Themas, des gewaltsamen Verschwindens von Frauen in Mexiko, nimmt sich Dora Ytzell Bartilotti mit "¿La has visto?" (Hast du sie gesehen?) an. Diese Frage flüstern mehrere Stimmen aus einer textilen Büste, die Stoffstreifen mit den Namen der Verschwundenen trägt. In Interventionen im öffentlichen Raum - auch in Linz - verteilt Bartilotti die Namensstreifen, bis keiner übrig ist und die Figur schweigt.
Das Electrobiota Collective - Gabriela Munguia und Guadalupe Chavez - aus Argentinien will mit "Cenizas del Paraná" zeigen, wie viel des Paraná-Feuchtgebietes durch Waldbrände zerstört wird, von denen ein großer Teil gelegt wird, um Ackerflächen zu gewinnen. Seit 13 Jahren kämpfen die beiden für ein nationales Gesetz zum Schutz der Feuchtgebiete. Deren Zerstörung sei ein globales Problem, das in einer lokalen Situation eskaliert.
Die Mexikanerin Amor Munoz, die Gewinnerin des Hauptpreises, hinterfragt in der Klanginstallation "Chimera, Expanded Bodies" in fünf biotechnologischen Skulpturen, wie wir Leben definieren, wo seine Grenzen sind. Die Skulpturen können über ihr textil-taktiles Nervensystem aktiviert werden, was am Montag wegen verspäteter Anlieferung der Materialien noch nicht möglich war.
Bereits zu hören war Thessia Machados architektonisches Wiegenlied "time slip, a song for structural comfort" im Stiegenhaus des Lentos. Sie versetzt Instrumentensaiten durch Licht in Schwingung. Der Impuls kommt aus Aufnahmen von Sonnenlichtmustern aus Fenstern und Jalousien. Die Installation spielt auf die neuen Aufgaben des Zuhauses in der Pandemie an.
Dokumentarfilmerin Ana Elena Tejera aus Panama erweckt in der eindrücklichen Arbeit "The Walls Know" die "School of the Americas", eine Art US-Boot-Camp für lateinamerikanische Soldaten, das mehrere der brutalsten Diktatoren Lateinamerikas hervorbrachte, und nunmehr ein Hotel ist, zum Leben. Künstliche Intelligenz, gefüttert mit Handbüchern, Archivbildern, Architektur und dem Dschungel, produziert mäandernde Bilder unterlegt mit Flüstern, das aus den Wänden zu kommen scheint.
(S E R V I C E - "A Parallel (R)evolution - Digital Art in Latin America" CIFO & Ars Electronica, Kunstmuseum Lentos Linz, 6. bis 29. September, Di-So 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 20 Uhr, Montag geschlossen; http://www.lentos.at und http://ars.electronica.art/planetb)
Zusammenfassung
- Mit "A Parallel (R)evolution - Digital Art in Latin America" nimmt das Kunstmuseum Lentos heuer am Ars Electronica Festival teil.