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Ilse Helbich legt vor ihrem 100er ein neues Buch vor

Vor 20 Jahren hat die im Kamptal lebende Wienerin Ilse Helbich 80-jährig ihren ersten Roman vorgelegt, kurz vor ihrem 100er am 22. Oktober ist nun wieder ein neues Buch von ihr erschienen: "Wie das Leben so spielt" versammelt drei am Land spielende Geschichten, in denen Abgründe aufblitzen und Helbichs Lust am Unerwarteten deutlich spürbar ist.

Die Darmstädter Jury hat "Wie das Leben so spielt" zum "Buch des Monats" gewählt. "Verknappung und Verdichtung, Schnörkellosigkeit und Gelassenheit charakterisieren ihre Erzählungen. Sie kommen geradezu 'cool' daher. Kein Wort ist hier zu viel. Die Sprache glasklar. Poetischer Überschuss? Mitnichten! Verklärung? Gott bewahre!", heißt es seitens der Jury über ihre neuen Dorfgeschichten, "die, eine nach der anderen, trotz ihrer Kürze, einen weiten Zeit- und Spannungsbogen aufbauen und dem Leser in kürzester Lesezeit das Glücksgefühl bescheren, keine Storys, sondern Romane von über hundert Seiten gelesen zu haben. Sie handeln von Aufbrüchen und vom Aufbäumen, eher als von Abbrüchen und Einknicken."

Die Titelgeschichte ist die weitaus längste des Büchleins und lässt die Leser die längste Zeit im Ungewissen, wohin sie führen soll. Sie handelt von einem pensionierten Professorenehepaar, das sich in einem Dorf ansiedelt und das Leben genießt - samt Hund und Haushälterin. Helbichs Erzählung geht über mehrere Etappen und wird von Mal zu Mal makabrer und düsterer. "Es ist buchstäblich eine Mordsgeschichte, an der selbst eine Agatha Christie größten Gefallen finden würde", befand die Darmstädter Jury.

In "Einfach so" haben die von der Gemeinde erzwungenen teuren Baumschneidearbeiten, die eine wenig begüterte Frau durchführen lassen muss, der das ererbte, aber äußert renovierungsbedürftige Haus Sorgen macht, ungeahnte Folgen. Auch hier sind die Wendungen ebenso wenig vorhersehbar wie Helbichs märchenhafter Schluss. Den Schlusspunkt des Erzählbandes machen die sechseinhalb Seiten von "Die Welten" über die Freundschaft eines alten Mannes zu einem 12-jährigen Buben, die im Dorf argwöhnisch beäugt wird. Viele Jahre später holt diese Freundschaft, die vom Vater des Buben per Machtwort beendet wurde, den Landwirt Hans wieder ein.

"Ilse Helbichs Erzählungen sind, auch das macht sie so sympathisch, keine ambitionierte Literatur", meint Christoph Schröder, vom Sender SWR2 dazu. "Sie zeugen von Einfühlungsvermögen und von Lebenserfahrung. Das sind Qualitäten, die gar nicht hoch genug zu schätzen sind."

(S E R V I C E - Ilse Helbich: "Wie das Leben so spielt", Literaturverlag Droschl, 80 Seiten, 19 Euro; Lesung am 16. November, 19 Uhr, Österreichische Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien)

ribbon Zusammenfassung
  • Helbichs Erzählung geht über mehrere Etappen und wird von Mal zu Mal makabrer und düsterer.