Nach Brucknerhaus-Affäre neues Führungsduo präsentiert
Beim Namen Liczewski stecke ja schon das Wort herinnen, wenn man das "c" mit "n" austauscht, fiel Trawöger spontan zum neuen geschäftsführenden Direktor ein. Besonders habe ihn an dem 39-Jährigen, den er erst seit zwei Wochen persönlich kennt, dass er ein freiwilliges soziales Jahr bei den Münchner Symphonikern absolviert habe. Liczewski wiederum hielt - mit Blick zu Trawöger - fest, "derjenige mit der geordneteren Frisur" zu sein. Er freue sich, "mit dem sympathischen Tausendsassa in den nächsten Jahren gemeinsame Sache zu machen".
Die Schwerpunkte ihrer Arbeit umrissen beide nur grob. Derzeit sei vor allem Liczewski, der noch bei den Salzburger Festspielen für Finanzen und Informationsmanagement verantwortlich ist, dabei, sich ein Bild über die LIVA mit ihren Kultur- und Sportstätten zu machen. Er zeigte sich beeindruckt von der Bandbreite, dennoch habe er in puncto Vermarktung den Eindruck, die LIVA sei ein "nicht ganz geschliffener Edelstein, da geht noch was, die maximale Wirkung ist noch nicht erzielt".
Der Oberösterreicher Trawöger, derzeit künstlerischer Direktor des Brucknerorchesters (BOL), will das "Brucknerhaus als Linzer Konzerthaus der Gegenwart etablieren". Dazu möchte er "eine neue Nähe der Zusammenarbeit zwischen dem Brucknerhaus als "Herzkammer" und dem Brucknerorchester als "Residenzherz" ausverhandeln. Das BOL ist das Orchester des Landestheaters Linz, mit dem der 53-Jährige eine engere Verzahnung anstrebe.
Auch was die Zukunft des Internationalen Brucknerfestes angeht, nannte er erste Pläne. So soll es deutlich kürzer werden, fünf Wochen seien für ein Fest, das quasi einen "Ausnahmezustand" bedeute, zu lang. Zudem müsse es sich weiter öffnen, aus dem Haus an der Donaulände hinaus in die Stadt. Generell ist es Trawögers Bestreben, "raus aus dem Tempeldenken" zu kommen, mobil zu werden, aufs Land zu gehen, um dort Neugierde für die LIVA-Häuser in Linz zu wecken.
Neuausschreibung der Führung wegen Brucknerhaus-Affäre
Wegen der Brucknerhaus-Affäre um die geschobene Bestellung und Nebentätigkeiten des entlassenen künstlerischen Leiters - sie hatte im August 2024 auch zum Rücktritt von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) geführt - war nicht nur diese Neubesetzung nötig geworden. In weiterer Folge wurde auch das Dienstverhältnis mit dem kaufmännischen Leiter einvernehmlich aufgelöst. Bei einem Kassasturz Ende 2024 war LIVA-Aufsichtsratsvorsitzender Meinhard Lukas noch auf ein Minus von 1,68 Millionen Euro gestoßen. Um eine drohende Bestandsgefährdung der LIVA zu verhindern, beschloss die Stadt einen Sonderzuschuss von bis zu 1,8 Millionen Euro. Eine Findungskommission hatte dann Anfang April Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) einstimmig das am Freitag vorgestellte Führungsduo vorgeschlagen. Dieser folgte der Empfehlung.
Zentraler Bestandteil der bereits abgeschlossenen Vertragsverhandlungen waren daher auch die Nebenbeschäftigungen; zulässige beschränken sich nun nur auf Lehr- und Publikationstätigkeiten in der Freizeit. Alle anderen etwaigen Jobs müssen von Eigentümerseite genehmigt werden. Prammer betonte, dass das Entgelt des Führungsduos im Rahmen der anderen Leitungspositionen von Unternehmensgruppen der Stadt liege. Er freue sich auf die Zusammenarbeit, um damit "für die LIVA ein neues Kapitel aufzuschlagen". Auch Lukas zeigte sich erleichtert: "Es ist geschafft, es war ein intensiver Prozess, der unter besonderen Rahmenbedingungen begonnen hat." Die Verträge wurden für fünf Jahre abgeschlossen.
Zusammenfassung
- Norbert Trawöger und Kai Liczewski wurden als neues Führungsduo der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA) vorgestellt und treten ihre Ämter am 16. August an.
- Das Brucknerfest soll künftig kürzer sein und aus dem Brucknerhaus hinaus in die Stadt erweitert werden, um neue Zielgruppen zu erreichen.
- Wegen eines finanziellen Minus von 1,68 Millionen Euro und der Brucknerhaus-Affäre, die zum Rücktritt des Bürgermeisters führte, wurde ein Sonderzuschuss von bis zu 1,8 Millionen Euro für die LIVA beschlossen.