Steiermark Schau - "Eggenberg hat man so noch nie gesehen"
Die dritte Ausgabe der biennalen Schau war noch von Landeshauptmann a. D. Christopher Drexler (ÖVP) in Auftrag gegeben worden. "Eggenberg hat man so noch nie gesehen", hieß es in der Presseführung vor der Eröffnung am Samstag, zu der sich u. a. Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) und Verkehrslandesrätin Claudia Holzer (FPÖ), letztere als Vertreterin von Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ), angesagt hatten.
Die stationären Sonderschauen im Schloss - unter anderem in selten geöffneten Räumen wie der Schlosskapelle und der Sakristei - werden ergänzt durch vier Pavillons. Laut den Verantwortlichen werden etliche der Exponate und schriftlichen Quellen neu bearbeitet bzw. beforscht und ergänzt. So sind etwa die männlichen Eggenberger gut erforscht und öffentlich bekannt, etwa Hans Ulrich als Bauherr des Schlosses, das in der Zeit des 30-jährigen Krieges errichtet wurde und letztendlich die Eggenberger in den Ruin trieb.
Der Prachtbau fungierte jedenfalls als Bühne für die einzige Hochzeit eines Kaisers, die in Graz stattfand: Johann Seyfried war Gastgeber von Claudia Felicitas von Tirol, der Braut von Leopold I., im Jahre 1673. Die Begrüßung der Braut ist in Stein gemeißelt: "Ave Claudia Imperatrix" steht über dem Portal des Schlosses. Viele Grazer und auswärtige Besucher mögen sich, vor dem Schloss stehend, schon gefragt haben, was sich wohl hinter den stets verschlossenen Fenstern im obersten Stockwerk verbergen mag? Die Steiermark Schau lüftet das Geheimnis: die Prunk- und Privaträume des Fürstengeschlechts derer von Eggenberg. Bisher war nur der Planetensaal im Zuge von Führungen zugänglich, mit der Steiermark Schau erschließen sich die anderen Räume nun der Öffentlichkeit, mit hochaktuellen Themen wie der Rolle der Frauen und Care-Arbeit, sowohl bei den adeligen Eggenbergerinnen als auch den Bediensteten. Die Frauen, die meist im Hintergrund wirkten, zeigten sich als vernetzte, selbstbewusste und zupackende Frauen - so etwa Eleonore von Eggenberg. Sie holte die krankenpflegenden Elisabethinen-Ordensfrauen nach Graz. Die ebenfalls hier ansässigen Barmherzigen Brüder hatten sich lediglich um bresthafte Männer gekümmert. Oder Maria Ernestine, die "böhmische Minerva" - sie übersetzte u. a. Seneca.
Geld und Gold - in Münzen und Gefährt
"Die Eggenberger und das Geld" ist eine Geschichte im ständig eingerichteten Münzkabinett: Es geht um den Aufstieg des Hauses, Zahlungskraft, Privilegien zur Prägung, wirtschaftlichen bzw. monetären Zusammenbruch wegen herabgesetzten Wertes von Münzen durch immer geringeren Gehalt von Edelmetall und der Verbindung der Steiermark mit Niederösterreich und Böhmen und Mähren mit seinen zahlreichen Prägestätten. Anschaulich wird das an feinst geprägten Münzen - und an der Biografie von Balthasar von Eggenberg, einem frühem Finanztycoon und Urgroßvater von Hans Ulrich von Eggenberg, dem Hofkammerpräsidenten des späteren Kaisers Ferdinands II. und Herzog von Krumau (Cesky Krumlov) in Böhmen.
Mit der Verbindung nach Tschechien schließt sich ein Kreis in der Ausstellung. Über die tschechische Linie war die goldene Kutsche nach Krumau gekommen, die nun in Graz zu sehen ist. Leihgaben aus Tschechien sind auch Gewänder aus dem 17. Jahrhundert, die beim Einzug des Eggenberger Botschafters in Rom getragen wurden.
Graz anno 1699 als digitales Erlebnis
Im Archäologiemuseum des Schlossparks wartet ein besonderes Erlebnis vor allem auf Grazer und Graz-kundige Besucher - neben archäologischen Fundgegenständen aus der Zeit, wie etwa Planierschichten aus alten Eggenberger Kachelofenziegeln. Zum ersten Mal ist eine Animation der Landeshauptstadt aus der Zeit gegen Ende des 17. Jahrhunderts zu sehen, digital aufbereitet anhand zweier Kupferstiche der Stadt von Andreas Trost aus dem Jahr 1695. Dieser hatte die Stadt ebenfalls aus erhöhter Perspektive vorgestellt. Die Kamerafahrten führen durch die zentrale Herrengasse, durch die alten Stadttore, über die ehemaligen Festungsbasteien, über den Hauptplatz mit Pranger und Dreifaltigkeitssäule (die heute am Karmeliterplatz steht) sowie über den Weg aus der Stadt nach Eggenberg - über weitläufige Wiesen und Felder. Die Sonderschau ist bis Anfang November 2026 zu sehen, danach soll die Animation dauerhaft, wahrscheinlich im Graz-Museum zu erleben sein.
Die Pavillons der Steiermark Schau waren bereits im März in Wien zu sehen. In Teilen übersiedelten sie nun nach Mariazell, Leoben und eben den Schlosspark von Eggenberg, bevor sie auch in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana präsentiert werden. Im Musik-Pavillon etwa - kuratiert von Günther Holler-Schuster - sind Arbeiten von Erwin Wurm, Hubert Schmalix und Klaus Lang zu sehen und zu hören. Die Schöpfungen von Schmalix umhüllen als Vorhänge den Pavillon, die Eröffnung konnte er nicht mehr erleben, er ist erst Ende März gestorben. Als Musik für den Pavillon hat sich Komponist Klaus Lang von der Musik der Eggenberger und ihrer Zeit anregen lassen.
( S E R V I C E - Näheres über die Steiermark Schau unter www.steiermarkschau.at abrufbar; Eröffnung 26. April bis 2. November 2025)
Zusammenfassung
- Die Steiermark Schau im Schloss Eggenberg in Graz eröffnet am 26. April und läuft bis zum 2. November 2025.
- Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte des Eggenberger Adelsgeschlechts und öffnet selten zugängliche Räume wie die Schlosskapelle.
- Ein digitales Highlight ist die Animation von Graz um 1699, die erstmals zu sehen ist.
- Mobile Pavillons ergänzen die Schau und waren bereits in Wien zu sehen, bevor sie nach Mariazell und Leoben ziehen.
- Die Ausstellung thematisiert auch die Rolle der Frauen im Adel und zeigt die goldene Kutsche aus Krumau.