APA/APA/THEMENBILD/WOLFGANG HUBER-LANG

hdgö-Übersiedlungsprojekt: "Wir arbeiten wie geplant weiter"

Ungeachtet aller Unsicherheit, ob die künftige Bundesregierung die gemachten Zusagen zur Schaffung eines neuen Standortes für das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) im Museumsquartier Wien einhalten wird, schreiten die Planungen voran. Sicher scheint jedoch: Die Übersiedlung des derzeit in der Neuen Burg am Heldenplatz untergebrachten Zeitgeschichtsmuseums wird teurer als die zuletzt auf Basis der Machbarkeitsstudie geschätzten 39,5 Mio. Euro.

Am Dienstagabend wurde das Projekt in der Bezirksvorstehung Wien-Neubau den Anrainern vorgestellt - ein vorgesehenes Verfahren bei der nötigen Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans. Diese sei jedoch vergleichsweise marginal, hieß es - hat der Denkmalschutz und der Schutz des Welterbes der Wiener Innenstadt doch zwei erhoffte größere Eingriffe zunichtegemacht. Sie betreffen Zugänglichkeit und Sichtbarkeit.

Die zur Mariahilfer Straße weisende Fassade des 1862 errichteten Gebäudeteils des Museumsquartiers wird, bis auf die Vergrößerung eines bestehenden Erdgeschoß-Fensters als Fluchtweg, nicht geöffnet. "Die Integrität des Baukörpers hat Priorität", sagte Architekt Cristian Abrihan, der mit seinem Büro für Baukulturerbe die denkmalschützerische Kompatibilität des Projekts untersucht hat, im Gespräch mit der APA. Der Zugang erfolgt ausschließlich über den kleinen Klosterhof, in dem ein Erschließungsgebäude errichtet wird. Dieses ist vier Geschoße hoch - und versteckt sich hinter dem Dachfirst.

Nicht nur hdgö-Direktorin Monika Sommer, sondern auch der Bezirksvorsteher von Wien-Neubau, Markus Reiter (Grüne), hätte sich ein klareres architektonisches Zeichen gewünscht. "Ich glaube, es wäre machbar gewesen. Ein 'Haus der Republik' sollte sichtbar sein", so Reiter, der hofft, künftig wenigstens auf dem davor liegenden Platz der Menschenrechte, der nicht Teil des Architekturwettbewerbs war, eine Verbindung des Stadtraums zum Museum schaffen zu können.

"Fundamente des Leseturms sind ja da"

Eine höhere Ausführung des Erschließungsbaus, der als "Geschichtsturm" nicht nur Signalcharakter haben, sondern auch den Blick in die Tiefe von der Höhe der Zeit aus ermöglichen hätte können, habe man geprüft, sei aber nicht genehmigungsfähig gewesen, versicherte Markus Penell vom Wettbewerbssieger, dem Architekturbüro O&O Baukunst. Immerhin könnte die Idee des einst im Haupthof geplanten Leseturms im Rahmen der Klimaoffensive des Museumsquartiers als neues Grünes Wahrzeichen des Areals eine Wiederbelebung erfahren, meinte der Architekt und überraschte mit der Aussage: "Fundamente des Leseturms sind ja da."

Doch auch ohne weithin sichtbare Landmarks ist die Errichtung des neuen hdgö-Standorts, der im Herbst 2028 eröffnen soll, ein Großprojekt. Das liegt u.a. an den bisherigen Nutzern des Areals. Während die Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe des Naturhistorischen Museums problemlos abgesiedelt werden kann, muss für das Theaterhaus für Kinder und Jugendliche, Dschungel Wien, ein neuer Proberaum geschaffen werden. Es wird die Luxusvariante. Die Errichtung eines unter dem Fürstenhof gelegenen und unterirdisch an die übrigen Räume des Dschungels ideal angebundenen Saals könnte rund ein Viertel der Gesamtbaukosten verschlingen.

Externe Büroräumlichkeiten angemietet

Auf der anderen Seite kann das hdgö seine derzeitige Ausstellungsfläche auf 3.060 qm fast verdreifachen, hat aber dennoch weiterhin Platzprobleme. "Die für ein funktionierendes Museum erforderlichen zusätzlichen Flächen für Büros, Werkstätten und Sammlungsdepots sind nicht in diesem Gebäude realisierbar", hieß es schon in der Machbarkeitsstudie. Für die Bauherrin, MQ-Geschäftsführerin Bettina Leidl, ist das kein Problem: "Praktisch alle Museen haben ihre Depots irgendwo außerhalb. Und in der Umgebung des Museumsquartiers gibt es genug fußläufig erreichbare Büros, die man anmieten kann."

Genau das wurde auch bereits gemacht. Nachdem man dem hdgö zur Vorbereitung des Umzugs im Vorjahr sieben neue Planstellen bewilligte, wurden in der Mariahilfer Straße Büroräumlichkeiten angemietet. Diese werden nicht ausreichen. Monika Sommer, die zudem bedauert, künftig über kein eigenes Museumscafé ("Das ist internationaler Standard!") zu verfügen, rechnet damit, dass für den Betrieb des dann beträchtlich gewachsenen Museums künftig zumindest die Hälfte mehr an Vollzeitäquivalenten als bisher nötig sein wird, mithin rund 50 Leute.

Betriebskosten dürften höher ausfallen

Zu den bisher geschätzten Projektkosten werden sich also noch Mietkosten für Büros, Depots und Werkstätten sowie Ersatzflächen für den Dschungel für die Zeit des Umbaus addieren. Auch die künftigen Betriebskosten dürften höher ausfallen als derzeit. Falls das hdgö als eigenständiges Bundesmuseum aus dem Verband der Österreichischen Nationalbibliothek herausgelöst werden sollte, würde das noch weitere Kosten für den Aufbau eigenständiger Strukturen verursachen.

Dass alle diese Überlegungen durch radikale Sparpläne einer neuen Regierung, wie auch immer diese aussehen mag, über den Haufen geworfen werden könnten, glaubt Bettina Leidl nicht. Immerhin gebe es ja einen Ministerratsbeschluss und einen diesbezüglichen Posten von 27,7 Mio. Euro im Bundesfinanzrahmengesetz 2024-2027. "Bis jetzt ist das nirgendwo infrage gestellt. Wir arbeiten am Projekt wie geplant weiter." Im hdgö tüftelt man derzeit an der Raumfunktionsplanung. Ein Vorentwurf dafür soll Mitte März vorliegen. Bis dahin können auch noch Stellungnahmen im Verfahren der Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans eingebracht werden.

(S E R V I C E - https://hdgoe.at/machbarkeitsstudie)

Zusammenfassung
  • Das Übersiedlungsprojekt des hdgö ins Museumsquartier Wien wird teurer als die ursprünglich geschätzten 39,5 Mio. Euro.
  • Denkmalschutz verhindert größere Eingriffe in die Fassade; ein Erschließungsgebäude wird im kleinen Klosterhof errichtet.
  • Die Ausstellungsfläche des hdgö wird auf 3.060 qm fast verdreifacht, jedoch gibt es weiterhin Platzprobleme.
  • Für das Theaterhaus Dschungel Wien wird ein neuer Proberaum errichtet, der ein Viertel der Baukosten ausmachen könnte.
  • Ein Ministerratsbeschluss sichert 27,7 Mio. Euro für das Projekt im Bundesfinanzrahmengesetz 2024-2027.