Ex-ORF-Chef würde Inseratengelder in Medienförderung stecken
In Hinblick auf den ORF stehen mehrere politische Entscheidungen an. Einerseits ist nach einem Urteil des Verfassungsgerichtshof (VfGH) die Streaminglücke bei den GIS-Gebühren zu schließen. An einer Haushaltsabgabe wie es sie bereits in Deutschland oder der Schweiz gibt, führe "kein Weg vorbei", so Zeiler. Vielleicht werde man sie aber anders nennen.
Auch pocht das öffentliche-rechtliche Medienhaus auf mehr digitale Möglichkeiten. Verleger fürchten angesichts der Dominanz des ORF und der "blauen Seite", dass weitere Möglichkeiten für den ORF sie hart treffen könnten. Speziell um orf.at - die "blaue Seite" - wird gerungen. "Die 'blaue Seite' aufzulassen, macht keinen Sinn", so Zeiler. Aber zu schauen, wie man Zeitungen einbinden und im Werbebereich zusammenarbeiten könnte, sei dennoch geboten, so der ehemalige ORF-Chef. Zu den digitalen Möglichkeiten des ORF gefragt meinte Zeiler: "Wenn man den ORF zerstören will, gibt man ihm keine digitale Zukunft."
Auch Staatsoperndirektor Bogdan Roščić trat für mehr Möglichkeiten des ORF im digitalen Raum ein. Ein ORF-Player wäre für die Kultur von "unschätzbarem Wert". Auch könne es kaum eine Zukunftsstrategie für den Medienmarkt sein, das beliebteste Onlinemedium in Form von orf.at zu verbieten, so der frühere Ö3-Chef.
Markus Mair, CEO der Styria Media Group und Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) zeigte sich offen für Zusammenarbeit im Technologie- und Strukturbereich. Dort gebe es "mannigfaltige Kooperationsmöglichkeiten", die auch noch nicht ausgeschöpft seien. Aber sollten Medienmarken und deren Journalistinnen und Journalisten den Medienmarkt weiterhin mit ihrer Unabhängigkeit und Individualität prägen, sah er keinen Raum für "journalistischen Einheitsbrei". "Bürgerinnen und Bürger müssen die Möglichkeit haben, mehrere Meinungen zu lesen", so Mair.
Generell bezeichnete er es etwa mit Blick auf die Gebührenfinanzierung des ORF und den starken internationalen Mitbewerb als "große Herausforderung" in einer Branche zu arbeiten, in der marktwirtschaftliche Mechanismen versagen. "Möchte man eine pluralistische, freie Medienlandschaft, bedarf es Handlungen", so Mair. Einzig auf Basis von Förderungen zu überleben, sei aber keine Option. "Medienhäuser sind gefordert, aktiver zu verkaufen und neue Produkte zu entwickeln", meinte Mair. Einem etwaigen Bedeutungsverlust des heimischen Markts müsse man mit hochwertigem Journalismus begegnen.
EU- und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) hielt am Dienstag eine Keynote bei den Medientagen. Dabei bezeichnete sie die Sanktionen gegen Russland als "alternativlos" und "scharfe, aber auch gelindeste Reaktion" auf den Völkerrechtsbruch Russlands. Die Treffsicherheit der Maßnahmen müsse man aber evaluieren. "Wir müssen durchhalten", so Edtstadler. Denn es stünden nicht weniger als die "Grundprinzipien der zukünftigen Sicherheitsordnung" am Spiel.
Wichtig sei es, in diesen Zeiten vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Ein starker und pluralistischer Medienstandort sei von "unfassbarem Wert" für das Zusammenleben in Österreich. Aufgabe sei es, Pressefreiheit und Journalistinnen und Journalisten zu schützen. Denn unabhängiger Journalismus und ein starker Medienstandort seien "stärkstes Gegengift im Zeitalter der Desinformation und Fake-News". Derzeit sei "Sand im Getriebe der Republik", meinte sie mit Blick auf sinkendes Vertrauen in Politik und Medien. Gemeinsam müsse jeder in seiner Rolle daran arbeiten, diesen Sand wieder loszuwerden.
Neal O'Rourke, Geschäftsführer von Sky Österreich, betonte bei einem "Opening Breakfast", die große Konkurrenz im Streamingmarkt. Der Pay-TV-Sektor sei viel Risiko und Unsicherheit ausgesetzt, was ihn ein schwieriges kommendes Jahr erwarten lässt. Trotz des weitverbreiteten öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Österreich sieht er ausreichend Raum für Sky gegeben. "Österreich ist ein interessanter Markt", so O'Rourke. Überzeugen wolle man nicht nur mit Inhalten wie "House of the Dragon", "Der Pass" oder "Babylon Berlin", sondern auch mit dem Sportangebot und neuesten technologischen Entwicklungen. Positiv erachtet er die jüngst von der Regierung gesetzten Schritte, um Produktionen in Österreich attraktiver zu gestalten.
(S E R V I C E - www.medientage.at)
Zusammenfassung
- Die Inseratengelder der Politik sollten lieber in geregelte Medienförderungen fließen.
- Vielleicht werde man sie aber anders nennen.
- Zu den digitalen Möglichkeiten des ORF gefragt meinte Zeiler: "Wenn man den ORF zerstören will, gibt man ihm keine digitale Zukunft."
- Auch Staatsoperndirektor Bogdan Roščić trat für mehr Möglichkeiten des ORF im digitalen Raum ein.
- Aufgabe sei es, Pressefreiheit und Journalistinnen und Journalisten zu schützen.