Warum der Kirgistan-Tadschikistan-Konflikt gerade jetzt wieder eskaliert
Nach sechs Tagen heftiger Gefechte mit Dutzenden Toten haben die zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken Kirgistan und Tadschikistan eine Waffenruhe vereinbart. Das Protokoll wurde am Montag von den Chefs der Geheimdienste beider Länder unterzeichnet, wie russische Agenturen meldeten. Truppen und schwere Waffen sollten von der Grenze abgezogen werden, hieß es. Seit Ausbruch der Gefechte am 14. September wurden auf beiden Seiten rund hundert Tote gemeldet.
Worum geht es im Konflikt geht
Die zentralasiatischen Republiken Kirgistan und Tadschikistan sind seit Jahrzehnten in Grenzstreitigkeiten verwickelt. Die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken teilen sich eine 970 Kilometer lange Grenze, die noch zu Zeiten der Sowjetunion gezogen wurde.
Seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991 ist es jedoch immer wieder zu Gefechten gekommen, da sich die beiden Länder über den Verlauf der Grenze nicht einig sind. Die Verhandlungen zur Beilegung des Grenzstreits treten seit Jahren auf der Stelle. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, für die beide Staaten der jeweils anderen Seite die Schuld zuweisen.
Sorge um weitere Eskalation
Die jüngsten Grenzgefechte schüren Ängste vor der gewaltsamen Zuspitzung eines weiteren Konflikts auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Vergangene Woche hatte bereits Aserbaidschan das Staatsgebiet von Armenien angegriffen, bei den Kämpfen sind bereits mehr als 200 Menschen getötet worden.
Beobachter befürchten, dass solche Spannungen zunehmen, weil Russland, das eigentlich in der gesamten Region als Garantie- und Ordnungsmacht militärisch präsent ist, derzeit Krieg gegen die Ukraine führt. Die russischen Streitkräfte sind in der Ukraine stark gebunden, zudem wurden sie zuletzt in der ukrainischen Gegenoffensive geschwächt. Russland fehlen daher die Kapazitäten, militärisch zu intervenieren. Einige Staaten in der Region fühlen sich dadurch bestärkt, ihre Interessen wieder militärisch durchzusetzen.
Mehr dazu:
Zusammenfassung
- Seit Jahrzehnten herrscht ein Territorialkonflikt zwischen den beiden zentralasiatischen Republiken Kirgistan und Tadschikistan, der immer wieder zu heftigen Gefechten führt.
- Die Ursprünge des Konflikts liegen in der zerfallenen Sowjetunion. Grund für das Wiederaufflammen ist auch der Ukraine-Krieg.