"Verklickt" - "Currywurstmann" Töpperwien bestreitet Vorwürfe
"Halt einfach den Mund", riet "Currywurstmann" Chris Töpperwien einst seinem Freund Michael Wendler, als der sich aufregte, dass jeder von seinen Geldsorgen weiß.
Diese Option bleibt dem "Goodbye Deutschland" und "Dschungelcamp"-Veteranen am Montag nicht. Denn da steht der 50-Jährige in Wiener Neustadt vor Gericht. Dorthin wurde er von Deutschland ausgeliefert. Er bekannte sich nicht schuldig. Ein Urteil wird es am Montag nicht geben.
Davor wurde der Geschäftsmann, der mit seiner österreichischen Frau Nicole in den USA lebt, am Flughafen München verhaftet. Ein internationaler Haftbefehl lief gegen ihn.
Bis zu drei Jahre Haft
In Österreich wurde er dann aus der U-Haft entlassen, die Behörden nahmen ihm seinen Reisepass ab. Eine Rückkehr zu Nicole, Söhnchen Lino (1) und seinem Café in Los Angeles ist so nicht möglich. Die Trennung könnte allerdings länger dauern, denn dem Currywurstmann drohen im Fall einer Verurteilung bis zu drei Jahre Haft.
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Als Geschäftsführer in Vösendorf ...
Dem Currywurstmann wird Untreue und Veruntreuung vorgeworfen. Sein kurzes Zwischenspiel als Geschäftsführer der Grill Heaven GmbH mit Sitz in Vösendorf hinterließ einen bitteren Nachgeschmack.
... soll die Firmen-Kreditkarte zu locker gesessen sein
Im Herbst 2021 soll er es mit der Firmenkreditkarte für private Zwecke krachen lassen haben. Auch seine Onlinebestellungen soll er über die Firma abgerechnet haben. Insgesamt kamen so laut Gericht 7.700 Euro zusammen.
Man wirft ihm auch vor, dass unter ihm als Geschäftsführer so manches "vom Laster" gefallen sei. Messer und Grillgewürze der Firma für über 1.000 Euro seien plötzlich bei ihm aufgetaucht.
Töpperwien sollte für die Grill Heaven GmbH auch auf Social Media die Werbetrommel rühren. Stattdessen ließ er das jemanden anderen machen - und die Firma sollte dafür bezahlen.
"Verklickt", irrtümlich über Firma bezahlt
Der Verteidiger von Töpperwien betonte, es handle sich zum Teil um irrtümliche Verwendungen der Firmenkreditkarte bzw. Abbuchungen vom Unternehmenskonto. Auch wenn die Vorgangsweise "patschert" gewesen sei, "sind wir weit weg vom Strafrecht", meinte der Rechtsanwalt.
In zwei bis drei Fällen habe er irrtümlich eine falsche Zahlungsvariante gewählt, sodass das Firmenkonto belastet wurde, "das war ein Verklicken", meinte der Angeklagte. "Dumm gelaufen, ganz blöd gelaufen", meinte er. In einem Fall habe er das sofort "genau erklärt", den Betrag habe er "umgehend überwiesen". Einige Tage später sei die Kündigung erfolgt. Einbaustrahler habe er ebenfalls irrtümlich über die Firma bezahlt, davon habe er aber erst in der Strafanzeige erfahren.
"Nicht bewusst, dass das schlimm wäre"
Die in einem Baumarkt gekauften Umzugskartons habe er für seine Übersiedlung von Baden in ein Haus im Bezirk Wiener Neustadt verwendet und dann "unbeschadet" dem Unternehmen zurückgebracht, berichtete Töpperwien: "Es war mir eigentlich nicht bewusst, dass das schlimm wäre." Das Ausborgen des Firmenbusses sei im Unternehmen üblich gewesen, den Sprit habe er - ebenso wie die Sperrmüllentsorgung - von seinem eigenen Geld bezahlt. Den Kauf von Baumaterial, Schaltern, Putzmitteln sowie eines Gartenschlauchs und einer Waschtischhalterung für private Zwecke bestritt er. Die Waren seien u.a. für die Grillschule und die Dachterrasse des Firmenstandorts in Vösendorf verwendet worden, "es wurde immer irgendetwas gebaut". Mitarbeiter hätten ihm beim Umzug geholfen, das sei aber außerhalb der Dienstzeiten erfolgt.
Produkte für Insta-Stories verwendet
Zum Vorwurf der Veruntreuung hielt Töpperwien fest, er habe die Messer bezahlt. Die Grillgewürze und einen Messerschleifer habe er Personen für Social-Media-Postings gegeben bzw. geschickt. Produkte wie Grillkohle, Ölkanne und Spachtel habe er für Instagram-Stories verwendet.
Zu Anschuldigungen in Verbindung mit Abrechnungen über seine US-Firma erklärte der Angeklagte, dass über diesen Weg seine heutige Frau für ihre Arbeit bei der Grill Heaven GmbH entlohnt werden sollte. "Das war einer der größten Schocks für mich, dass das, was eigentlich klar und besprochen war, nicht richtig gewesen sein soll", erklärte er. Ende November 2021 wurde Töpperwien von seinem Arbeitgeber gekündigt.
Vorwürfe "fast unfassbar"
Die Vorwürfe bezeichnete der Angeklagte zusammenfassend als "fast unfassbar". Eine Führungskraft des Unternehmens habe ihm angekündigt, "ihn fertigzumachen": "Dass das dann tatsächlich passiert, damit haben weder ich noch meine Frau gerechnet."
Nicht der erste Gerichtsauftritt
Es ist nicht sein erster Kontakt mit Gerichten. 2016 wurde er von den eigenen Investoren aus seinem Laden in Venice Beach (Los Angeles) geschmissen, weil man ihm Betrug vorwarf. Töpperwien dementierte das damals. 2018 untersagte ihm der Staat Kalifornien, Franchise-Nehmer anzuwerben. Er hatte keine Lizenz dafür.
Zusammenfassung
- Hat er oder hat er nicht? Das wird sich am Montag in Wiener Neustadt entscheiden.
- Da steht Reality-TV-Haudrauf Chris Töpperwien, bekannt als "Currywurstmann" vor Gericht.
- Sein Kurzzeit-Intermezzo als Geschäftsführer in Vösendorf hat ein Nachspiel.
- Ihm wird vorgeworfen, sich privat bedient zu haben. Am Grillgewürz, den Messern - und der Firmenkreditkarte.
- Der Prozess wurde vertagt.