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Österreich leitet weltweite Operation gegen Menschenhandel

Unter der Leitung von Österreich ist in 44 Ländern eine Polizei-Schwerpunktaktion im Kampf gegen den Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, der Bettelei und der Begehung von Straftaten durchgeführt worden. Insgesamt wurden 212 Personen verhaftet und 1.426 potenzielle Opfer identifiziert, gab das Innenministerium am Donnerstag bekannt. Die Operation "Global Chain" fand vom 8. bis 15. Mai statt.

Weltweit waren rund 130.000 Polizistinnen und Polizisten bei der von Österreich geleiteten und von Europol, Frontex und Interpol koordinierten Aktion, zu der auch die EMPACT Joint Action Days (JAD) gehörten, unter der Co-Leitung von Rumänien im Einsatz. Die Behörden waren an Grenzübergängen, wichtigen Verkehrsknotenpunkten und neuralgischen Orten präsent, um potenzielle Opfer sowie Täter zu ermitteln. Weltweit wurden rund 1,6 Millionen Personen, 25.400 Örtlichkeiten, 153.300 Fahrzeuge und 72.850 Dokumente kontrolliert. Danach wurden 244 neue Ermittlungen eingeleitet.

Laut Innenministerium gab es zum ersten Mal eine europaweite Schwerpunktaktion gemeinsam mit den Westbalkanstaaten sowie weiteren Staaten, wie Marokko, Nigeria, Bangladesch, Vietnam, Philippinen, Brasilien und Kolumbien. An der Operation waren mehrere Strafverfolgungsbehörden beteiligt, darunter Polizei, Einwanderungs- und Grenzkontrollbehörden, Verkehrspolizei sowie Sozial- und Kinderschutzdienste.

Ziel war die Bekämpfung des Menschenhandels mit dem Fokus auf der Aufdeckung und Zerschlagung der damit in Verbindung stehenden organisierten Kriminalität, der Identifizierung von Tätern und Opfern von Menschenhandel, der Beachtung des lateinamerikanischen, chinesischen und nigerianischen Menschenhandels, der Aufdeckung des Menschenhandels aus dem westlichen Balkan und der Ukraine sowie der Kontrolle möglicher Brennpunkte. Während der gesamten Dauer der Aktion wurde in Lyon ein internationales Koordinierungszentrum eingerichtet, wohin die teilnehmenden Staaten ihre Vertreterinnen und Vertreter entsandten.

"Die internationale Zusammenarbeit ist ein Schlüsselfaktor im konsequenten Kampf gegen die Schleppermafia und den Menschenhandel. Österreich nimmt hier seit mehr als zwei Jahrzehnten eine Vorreiterrolle ein. Ich danke dem Team der Ermittlerinnen und Ermittler für ihr Engagement", sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). "Die Bereitschaft von 44 Ländern weltweit an einer gemeinsamen Aktion gegen die organisierte Kriminalität in Form des Menschenhandels teilzunehmen, ist neben den zahlreichen Erfolgen, die wir bei diesen Joint Action Days verzeichneten, ein klares Statement an die Kriminellen", so Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamtes. "Wir werden die Kooperation mit unseren Partnern weiter verstärken und den gemeinsamen Kampf gegen das Verbrechen forcieren".

So konnten etwa in Schweden Ermittler in einem bekannten Gebiet für Bettelei fünf minderjährige Buben in Begleitung eines 19-Jährigen aufspüren. In ihren Aussagen gaben die Buben an, dass der Erwachsene als ihr Chef fungierte und ihre Bettelaktivitäten überwachte. In Serbien hingegen wurden sechs Verdächtige wegen sexueller Ausbeutung von zehn weiblichen Opfern sowie ein Verdächtiger wegen des Verdachts der Ausbeutung einer Frau durch Zwangsbettelei festgenommen. Die rumänischen Behörden führten 19 Hausdurchsuchungen durch und nahmen vier Personen fest, die der Arbeitsausbeutung von mindestens acht Opfern verdächtigt wurden. In Nordmazedonien wurden elf Verdächtige wegen sexueller Ausbeutung von Minderjährigen und Menschenhandels verhaftet. Kolumbische Ermittler konnten 27 Opfer der sexuellen Ausbeutung identifizieren und sieben Verdächtige festnehmen.

In Österreich wurde die Aktion vom Bundeskriminalamt koordiniert und gemeinsam mit den Landeskriminalämtern und den nachgeordneten Dienststellen umgesetzt. Bei den österreichweit vorgenommenen Schwerpunktkontrollen an neuralgischen Punkten waren insgesamt 244 Beamtinnen und Beamte im Einsatz, die 1.153 Personen, 68 Transportmittel, 202 Örtlichkeiten sowie 1.146 Dokumente überprüften. Sieben potenzielle Opfer - drei Frauen und vier Männer aus Rumänien, Slowenien und China - wurden aufgespürt. Fünf Verdächtige aus Rumänien und China wurden ausfindig gemacht und somit fünf internationale Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandels eingeleitet. Weiters nahm die Polizei vier Personen aus Afghanistan, Polen, Tunesien und Bulgarien wegen rechtswidrigen Aufenthalts in Österreich und einen syrischen Staatsangehörigen wegen Verdachts der Schlepperei fest.

(S E R V I C E - Wenn Sie Informationen betreffend Menschenhandel haben, dann können Sie sich gerne an die Menschenhandels-Hotline des Bundeskriminalamtes wenden. Hier werden rund um die Uhr Hinweise entgegengenommen: +43 677 613 434 34)

ribbon Zusammenfassung
  • Unter der Leitung von Österreich ist in 44 Ländern eine Polizei-Schwerpunktaktion im Kampf gegen den Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, der Bettelei und der Begehung von Straftaten durchgeführt worden.
  • Insgesamt wurden 212 Personen verhaftet und 1.426 potenzielle Opfer identifiziert, gab das Innenministerium am Donnerstag bekannt.
  • Die Operation "Global Chain" fand vom 8. bis 15. Mai statt.