Japan: Kritik für Brillenverbot im Gefängnis

In Japan steht ein Gefängnis in der Kritik, das einem Häftling das Tragen einer vermeintlich bedrohlich wirkenden Brille untersagte.

Wie die Anwaltskammer von Sapporo erklärte, verbot das Tsukigata-Gefängnis im Norden des Landes dem rund 40 Jahre alten Häftling, eine Brille zu tragen, die oben einen silberfarbenen Rahmen hatte und im unteren Teil rahmenlos war.

Häftling hatte "bedrohliche Aura"

Die Leitung der Strafanstalt argumentierte demnach, die Sehhilfe verleihe dem Häftling "eine bedrohliche Aura", die andere Häftlinge einschüchtern oder sie zu Spötteleien verleiten könnte. Laut Anwaltskammer machte die Gefängnisleitung sogar noch weiter reichende Gefahren durch die Brille geltend: Sie könne "einen schlechten Einfluss auf das Gefängnisleben haben, indem sie disziplinloses Verhalten wie Prügeleien und Mobbing auslöst".

Ein Vertreter der Gefängnisverwaltung verteidigte die Entscheidung. "Wir glauben, dass nichts widerrechtlich oder ungerecht an der Art und Weise ist, in der wir die Situation gehandhabt haben", sagte der Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Häftling litt unter Brillenverbot

Die Anwaltskammer hob hingegen hervor, dass der betroffene Häftling, der wegen eines Verkehrsdelikts im Gefängnis saß und mittlerweile entlassen wurde, stark unter dem Brillenverbot litt. So habe er so schlecht sehen können, dass er "in andere Häftlinge hineingelaufen" sei und unter "starken Kopfschmerzen" gelitten habe.

Die Anwaltskammer sandte daher eine Abmahnung an die Haftanstalt. Ihre Vize-Präsidentin Ayako Ito sagte, für Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit seien Brillen oft "wie ein Körperteil". Wenn Häftlinge wegen fehlender Brille nicht mehr problemlos lesen könnten, verletzte dies "ihre Rechte auf einen Mindeststandard eines kulturellen Lebens".

Brillenverbot nicht neu 

In Japans Gefängnissen gelten strenge Regeln. So wurde bereits wiederholt Häftlingen aus verschiedenen Gründen das Tragen von Brillen untersagt. Im Tsukigata-Gefängnis wurde 2020 einem Häftling verboten, seine eigene Designerbrille von Bulgari zu tragen, weil diese zu auffällig und prahlerisch sei.

ribbon Zusammenfassung
  • In Japan steht ein Gefängnis in der Kritik, das einem Häftling das Tragen einer vermeintlich bedrohlich wirkenden Brille untersagte.
  • Die Sehhilfe verleihe dem Häftling "eine bedrohliche Aura", die andere Häftlinge einschüchtern oder sie zu Spötteleien verleiten könnte, so die Leitung der Strafanstalt.
  • Der inzwischen entlassene Häftling litt unter dem Brillenverbot und hatte mit starken Kopfschmerzen sowie Sehproblemen zu kämpfen.