Eröffnungsplädoyers im Weinstein-Prozess gestart
Weinstein war 2020 wegen sexueller Übergriffe und Vergewaltigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Das höchste New Yorker Gericht hob dieses Urteil jedoch wegen Verfahrensfehlern auf und ordnete eine Neuverhandlung an.
Nach dem Prozessauftakt am vergangenen Dienstag dauerte es eine Woche, bis die Jury aus zwölf Geschworenen - sieben Frauen und fünf Männer - und sechs Nachrückern gebildet war. Dutzende potenzielle Geschworene erschienen nicht oder lehnten ab. Viele erklärten, sie sähen sich nicht in der Lage, nach der umfangreichen Berichterstattung über den ersten Prozess noch unvoreingenommen zu urteilen.
Weinstein sitzt derzeit bereits eine 16-jährige Haftstrafe aus einem separaten Verfahren ab. In Los Angeles war er im Februar 2023 ebenfalls wegen Vorwürfen sexueller Gewalt verurteilt worden.
Drei neue Fälle werden in New York verhandelt
In dem New Yorker Verfahren geht es um drei Fälle. Erneut wird die mutmaßliche sexuelle Nötigung der ehemaligen Produktionsassistentin Miriam "Mimi" Haley 2006 verhandelt sowie die mutmaßliche Vergewaltigung der aufstrebenden Schauspielerin Jessica Mann 2013.
Dazu kommt eine dritte Klägerin, die Weinstein erzwungenen Oralsex 2006 in einem Hotel in Manhattan vorwirft. Nachdem sie bisher anonym geblieben sei, werde sie nun unter ihrem Namen aussagen, kündigte ihr Anwalt Lindsay Goldbrum vor Journalisten an.
Weitere Frauen sollen in dem neu aufgerollten Prozess vorerst nicht aussagen. Denn das war einer der Gründe dafür, dass das New Yorker Berufungsgericht Weinsteins Verurteilung vor einem Jahr verwarf: Es entschied, zahlreiche Zeuginnen, deren Fälle nicht Gegenstand der Anklage waren, hätten gar nicht vor Gericht erscheinen dürfen.
Fall löste Beben in Filmbranche aus
Die Zeitung "New York Times" und das Magazin "New Yorker" hatten vor mehr als sieben Jahren mit ihren Enthüllungen über die Machenschaften des einst mächtigen Hollywood-Moguls Weinstein ein Beben in der Filmbranche ausgelöst. Dessen Name wurde weltweit zum Synonym für Männer, die ihre Machtstellung gegenüber Frauen schamlos ausnutzen.
Der Weinstein selbst hofft auf einen "neuen Blick" auf seinen Fall. Er beharrt darauf, alle seine Sexualkontakte einvernehmlich gewesen seien.
Mehr als 80 Frauen sehen sich als Opfer. Sie beschreiben den früheren Chef der Produktionsfirmen Miramax und Weinstein Company als "Raubtier", der Schauspielerinnen oder Assistentinnen zu sexuellen Handlungen genötigt oder sie vergewaltigt hätte, meist in Hotelzimmern.
Zusammenfassung
- Weinstein, dessen Verhalten ein Beben in der Filmbranche auslöste, beharrt darauf, dass alle sexuellen Kontakte einvernehmlich gewesen seien. Der Prozess wird mit Spannung verfolgt, da er die Machtstrukturen in Hollywood weiter beleuchtet.