APA/dpa/Felix Kästle

Doch dritte Insassin in NÖ auf der Flucht

Seit mehreren Tagen sind in Niederösterreich unabhängig voneinander zwei Gefangene auf der Flucht. Medienberichte, denen zufolge aktuell sogar eine dritte Gefängnisinsassin entkam, dementierte die Landespolizeidirektion gegenüber PULS 24 zunächst. Am Abend bestätigte das Justizministerium die Flucht dann aber doch.

Seit Beginn der Woche sind zwei Gefängnisinsassen in Niederösterreich auf der Flucht. Am Montag türmte ein 16-Jähriger aus der Jugendstrafanstalt Gerasdorf, von ihm fehlt seither jede Spur. Am Dienstag konnte dann noch ein Straftäter aus dem Gefängnis Stein in Krems fliehen.

Am Mittwoch berichtete zunächst der "Kurier", dass zusätzlich noch eine dritte Gefangene auf der Flucht sei. Es handle sich dabei um eine Insassin des Frauengefängnisses Schwarzau im Bezirk Neunkirchen, die vergangene Woche bei einem Arztbesuch getürmt sein soll.

Freigängerin kam nicht zurück

Auf PULS 24 Nachfrage dementierte die Landespolizeidirektion den Bericht zunächst. Die Insassin sei Freigängerin und vergangene Woche lediglich von einem Ausgang verspätet in die Haftanstalt zurückgekehrt, hieß es am Nachmittag.

Am Abend bestätigte das Justizministerium gegenüber PULS 24 dann aber doch: Eine Insassin von Schwarzau ist seit vergangener Woche auf der Flucht. Die Frau sei nicht wie die beiden anderen flüchtigen Häftlinge bei einem Spitalsbesuch getürmt, sondern von einem Freigang nicht zurückgekommen, wurde bestätigt.

Unbewachter Freigang bewilligt

Der Aufenthalt der Frau sei von der Vollzugsbehörde erster Instanz als unbewacht bewilligt worden, "da immer wieder Ausgänge zum Erhalt von sozialen Kontakten (wie z.B. mit den Kindern) erfolgten, von denen die Insassin immer ordnungsgemäß zurückkehrte", hieß es gegenüber der APA.

Die Insassin "zeigte ein sehr gutes Vollzugsverhalten und wurde von einer schlechten Nachricht aus der Bahn geworfen", wurde betont. Verbüßt hatte sie eine Haftstrafe aufgrund von Vermögensdelikten, deren Ende war für Frühjahr 2025 vorgesehen.

Sicherheitsvorkehrungen verschärft

Auf die jüngsten Vorfälle reagierte das Justizministerium laut eigenen Angaben bereits mit Maßnahmen. "Alle Justizanstalten wurden angewiesen, medizinische Eskorten bis auf weiteres nur unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen durchzuführen", hieß es in einer Stellungnahme.

Bei einer Schwerpunktaktion seien am Mittwoch bundesweit in 21 Justizanstalten zahlreiche Hafträume durchsucht worden. Augenmerk gelegt wurde laut Ministerium u.a. auch auf Gegenstände, die zur Fluchtvorbereitung genutzt werden können. "Solche Aktionen werden in unregelmäßigen Abständen im gesamten Bundesgebiet durchgeführt und dienen der Stärkung und Aufrechterhaltung der Sicherheit in den Justizanstalten."

Darüber hinaus würden sicherheitsrelevante Vorfälle wie Fluchten "laufend evaluiert und es erfolgt ein multiprofessioneller Austausch auf verschiedensten Ebenen". Genannt wurden u.a. Anstaltsleitungen sowie Sicherheitsbeauftragte in den Justizanstalten.

Weiters erfolge ein Austausch mit anderen Behörden und europäischen Strafvollzugsverwaltungen. "Jeder einzelne Versuch wird genau analysiert, um aus diesen Erkenntnissen und Erfahrungen zu lernen und vorhandene Sicherheitsmaßnahmen entsprechend zu adaptieren bzw. Sicherheitseinrichtungen nachzurüsten." Ergebnisse fließen zudem in die Aus- und Fortbildung des Justizwachepersonals ein.

ribbon Zusammenfassung
  • Seit mehreren Tagen sind in Niederösterreich unabhängig voneinander zwei Gefangene auf der Flucht.
  • Am Montag floh ein 16-Jähriger Insasse der Jugendstrafanstalt Gerasdorf, am Dienstag konnte ein Häftling aus Krems-Stein türmen.
  • Am Mittwoch berichtete zunächst der "Kurier", dass zusätzlich noch eine dritte Gefangene auf der Flucht sei.
  • Auf PULS 24 Nachfrage dementierte die Landespolizeidirektion den Bericht zunächst. Am Abend bestätigte das Justizministerium jedoch die Flucht der Frau.
  • Die betreffende Insassin sei Freigängerin und von einem unbewachten Ausgang vergangene zurückgekommen.