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Trachten-Unternehmen Gössl rutscht in Millionenpleite

Die Rettung des Traditions-Unternehmens Gössl ist gescheitert, der Trachten-Hersteller muss Insolvenz anmelden. Ein millionenschwerer Schuldenberg soll aber nicht das Ende bedeuten.

Die Gössl GmbH und die Gössl Gwand GmbH haben am Landesgericht Salzburg ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt, wie der Kreditschutzverband KSV1870 mitteilte. Das Traditions-Unternehmen wurde 1947 gegründet und wird nun schon in dritter Generation geführt. 

Mehr als 250 Gläubiger

Schon im November wurden die Gläubiger informiert, dass eine Insolvenz unausweichlich sei. Damals hieß es von der Geschäftsführung, dafür seien nicht unternehmerische Fehler verantwortlich, sondern die Folgen der Corona-Krise und das Vorgehen der Hausbank. Diese habe etwa vorzeitig Kredite fällig gestellt, um – so der Vorwurf – die Insolvenz zu erzwingen.

Von der Pleite sind zusammengerechnet rund 265 Gläubiger betroffen, 99 Jobs in Österreich und 28 in Deutschland wackeln. Die Passiva liegen bei mehr als 13,6 Millionen Euro. 

Video: Pleite-Boom in Österreich

Verhandlungen mit der Bank gescheitert

Ein finanzieller Engpass geht noch auf coronabedingte Verluste zurück. COFAG-Hilfen seien erst mit 1,5 Jahren Verspätung geflossen, deshalb konnten Kreditraten nicht rechtzeitig bezahlt werden. Diese Überbrückungskredite seien durch die Förderbank des Bundes besichert gewesen. 

"Verhandlungen mit der Bank über eine Laufzeitverlängerung oder eine Umschuldung sind gescheitert", hieß es im November vom Sanierungsexperten Gerald Zmuegg, den sich Gössl zur Unterstützung geholt hat.

"Anfang September stellte die Bank dann den Überbrückungskredit und einen weiteren Betriebsmittelkredit in der Höhe von 360.000 Euro ohne Not vorzeitig fällig. Dadurch wurde wichtige Liquidität entzogen." Zugleich habe die Bank liquide Mittel aus dem operativen Geschäft in der Höhe von 400.000 Euro gesperrt. Die Folge: Am 15. November hätten fällige Finanzamtszahlungen nicht getätigt werden können.

Interessenkonflikt bei Banken?

Zmuegg warf den Banken im Zusammenhang mit den Überbrückungskrediten einen Interessenkonflikt vor: "Die Banken können auf die Sicherheit des Staates nur zurückgreifen, wenn das Unternehmen Insolvenz anmeldet."

Deutlicher formuliert es die Gössl-Geschäftsführung schon im November: "Die vorzeitige Fälligstellung der Kredite und das Sperren unserer liquiden Mittel kann ich nur so interpretieren, dass eine Insolvenz erzwungen werden soll." Dabei hätte die Bank bis Ende Juni 2025 Zeit, die Garantie zu ziehen.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Rettung des Traditions-Unternehmens Gössl ist gescheitert, der Trachten-Hersteller muss Insolvenz anmelden.
  • Ein millionenschwerer Schuldenberg soll aber nicht das Ende bedeuten.
  • Vorwürfe gibt es auch gegenüber die Hausbank, die eine Insolvenz erzwungen haben soll.