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Nazi-Straßennamen: Erste Umbenennung in der Stadt Salzburg

Heute, 15:02 · Lesedauer 2 min

In der Stadt Salzburg ist am Dienstag die erste nach einem NS-Täter oder -Profiteur benannte Straße umbenannt worden. Die knapp 100 Meter lange Heinrich-Damisch-Straße im Stadtteil Parsch heißt seit 13.00 Uhr offiziell Helene-Thimig-Straße. Die Straßenschilder wurden bereits am Vormittag ausgetauscht, noch im Laufe der Woche sollen die Hausnummerntafeln folgen. Am Abend wurde bei einem Festakt die Namenspatin gewürdigt. Ob heuer noch eine weitere Umbenennung folgt, ist offen.

Die Stadtregierung aus SPÖ, KPÖ Plus und Bürgerliste hat die Maßnahme nach der Gemeinderatswahl 2024 beschlossen und will nun Erfahrungen sammeln, wie sich weitere Umbenennungen reibungslos abwickeln lassen. Eine Historikerkommission hatte in der Stadt drei Jahre lang die Rollen von 66 "braunen" Straßennamenspaten aufgearbeitet und 2021 einen 1.100 Seiten umfassenden Abschlussbericht vorgelegt. Bei 13 Personen waren die Verstrickungen mit dem NS-Regime so gravierend, dass die Politik auch eine Umbenennung in Erwägung ziehen sollte, befand die Kommission. Eine politische Mehrheit fand sich aber damals nicht.

Sowohl Heinrich Damisch wie Helene Thimig waren den Salzburger Festspielen eng verbunden. Der Musikschriftsteller Damisch (1872-1961) war eine prägende Figur bei der Gründung des Festivals, war jedoch frühes NSDAP-Mitglied und galt als radikaler Antisemit. Thimig (1889-1974) war Schauspielerin und mit Festspielgründer Max Reinhardt verheiratet. Sie folgte dem jüdischstämmigen Regisseur noch vor dem "Anschluss" ins Exil in die USA. 1946 kehrte sie nach Österreich zurück, inszenierte in Salzburg einige Jahre lang den "Jedermann" und führte das Max-Reinhardt-Seminar in Wien.

Unter den zwölf verbliebenen "hoch belasteten" Personen im Historikerbericht finden sich etwa der Dirigent Herbert von Karajan, der Automobilkonstrukteur Ferdinand Porsche, der Bildhauer Josef Thorak oder der Gründer des Salzburger Adventsingens, Tobias Reiser. Wann es zur nächsten Umbenennung kommt, hänge auch von den Erfahrungen in der Thimig-Straße ab, auch mit Anrainern, die einer Umbenennung kritisch gegenüberstanden. Wie der Salzburger Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) sagte, werde man aber nicht mehr als einen bis zwei Straßennamen pro Jahr ändern können.

An der Damisch-Straße liegen acht Adressen mit 34 Haupt- und Nebenwohnsitzmeldungen und vier aufrechten Gewerben. Die Stadt übernimmt für Anrainerinnen und Anrainer etwaige Kosten, die durch Adressänderungen oder Autobeschriftungen entstehen. Wie die Tageszeitung "Der Standard" am Dienstag online berichtete, soll vor der Umbenennung übrigens eines der alten Straßenschilder mit dem Namen von Heinrich Damisch gestohlen worden sein. Die Stadt Salzburg habe Anzeige erstattet.

Zusammenfassung
  • In Salzburg wurde die Heinrich-Damisch-Straße, benannt nach einem NSDAP-Mitglied, in Helene-Thimig-Straße umbenannt. Die 100 Meter lange Straße im Stadtteil Parsch wurde am Dienstag um 13:00 Uhr offiziell umbenannt.
  • Eine Historikerkommission hatte zuvor 66 belastete Straßennamen identifiziert, von denen 13 besonders gravierend waren. Die Stadtregierung plant, pro Jahr ein bis zwei Straßennamen zu ändern.
  • Die Stadt Salzburg übernimmt die Kosten für Anrainer, die durch die Umbenennung entstehen, wie etwa Adressänderungen. Vor der Umbenennung wurde eines der alten Straßenschilder gestohlen.