SteuerausgleichPULS 24

Hunderte Euros zurück

Steuerausgleich zu kompliziert? Diese Apps wollen helfen

Im Schnitt können sich Arbeitnehmer:innen mit der Arbeitnehmerveranlagung (ANV) – dem Steuerausgleich – hunderte Euro vom Finanzamt zurückholen. Doch viele schrecken davor zurück: Zu kompliziert, zu umständlich, zu einschüchternd. Einige Anbieter wollen das mit Apps lösen. PULS 24 hat mit den Verantwortlichen gesprochen: Was die Apps können, was sie kosten und für wen sie das Richtige sind.

Jahresanfang bedeutet: Es ist wieder Zeit für den Steuerausgleich. Millionen von Arbeitnehmer:innen und Pensionist:innen können sich im Durchschnitt hunderte Euro vom Finanzamt zurückholen. 2023 erhielten mehr als 1,7 Millionen Bürger:innen über die Antragslose Arbeitnehmerveranlagung (ANV) ganz automatisch zu viel bezahlte Lohnsteuer zurück – im Schnitt 467 Euro.

Damit wäre die Sache ja eigentlich erledigt. Aber: mitunter lässt man noch eine kräftige Steuergutschrift liegen, wenn man sich nicht selber noch drum kümmert. Mit FinanzOnline geht das digital und ganz ohne Papierkram. 

Alles zu kompliziert?

Wem das aber zu kompliziert ist und sich mit den steuerlichen Möglichkeiten nicht auskennt, der schreckt vielleicht davor zurück. Aus Sorge, etwas falsch zu machen oder einfach wegen des fehlenden Wissens, welche Möglichkeiten man hätte. 

Von komplizierten Begriffen sollte man sich jedoch nicht verunsichern lassen. Immerhin hat jede:r unselbstständig Erwerbstätige einen Anspruch auf die Arbeitnehmerveranlagung. 

Wer aber keine Lust darauf hat, sich in Werbungskosten und diverse Frei- und Absetzbeträge einzulesen, kann sich auch technische Unterstützung holen. PULS 24 hat sich mehrere Apps angesehen, die den Steuerausgleich in Österreich erleichtern wollen. 

RelaxTax – Buddy-System und optionale Beratung

Bei RelaxTax wird man gleich zu Beginn mit einem interaktiven Intro begrüßt. Dann kann man sich seinen "Steuerbuddy" aussuchen – namentlich angelehnt an ehemalige österreichische Minister:innen, ganz "satirisch", wie man betont. 

Mit Karl Heinz, Maria, Gernot oder Margarete klickt man sich dann durch Fragen, die für den Steuerausgleich relevant sind. "Vorwissen muss nicht sein", so Gründer Dominik Sprenger im Gespräch mit PULS 24. "Vom Geschäftsführer bis zum Saison-Koch in Ischgl", grundsätzlich sei die App für alle Arbeitnehmer:innen und auch Pensionist:innen in Österreich geeignet. Denn: "Wer sich nicht auskennt, der wird ohne Antrag nie Steuergerechtigkeit erfahren."

Und RelaxTax hält es auch wirklich simpel. Mit dem gewählten Steuer-Buddy wirkt das ganze noch eine Spur interaktiver, unter den Fragen kann man sich auch ohne Steuerexpertise etwas vorstellen. 

relaxtaxScreenshot / RelaxTax

Im Hintergrund arbeiten bei RelaxTax Bilanzbuchhalter und Lohnverrechner, die die Angaben überprüfen. "Bei uns geht kein Steuerausgleich ohne ein Review von einem Steuerexperten ans Finanzamt", so Sprenger.

Man muss sich also keine Sorgen machen. Auch wenn das Finanzamt noch zusätzliche Informationen mittels eines sogenannten Ergänzungsersuchens will, wird man "im Nachhinein nicht alleine gelassen", so Sprenger.

"Durch unseren Service sollen Nutzer wissen: Man darf das Finanzamt schon einmal fragen, ob das steuerlich abzugsfähig ist oder nicht." Im schlimmsten Fall würde das Finanzamt gewisse Ansprüche dann nicht anerkennen, das sei aber auch "kein Beinbruch". Das soll aber kein Ansporn sein, Ausgaben für den Steuerausgleich zu erfinden, die Belege dafür muss man ohnehin sieben Jahre lang aufbewahren.

Zusätzlich bietet RelaxTax auch individuelle Beratung an. Dieser Video-Call sei vor allem bei Expats oder Doppelsteuerpflichtigen sehr gefragt. "Da gibt es einfach ein paar Spezialfragen, die man individuell abklären muss", so Sprenger. 

Kosten: Gratis-Basisversion. Wer den Steuerausgleich einreichen will, zahlt einmalig 36 Euro. Der Betrag ist im Folgejahr jedoch steuerlich absetzbar. Das Paket mit individueller Beratung kostet 150 Euro.

Die App können Sie im App- oder Play-Store herunterladen. 

Taxefy – Neu aufgestellt und mehrsprachig

Mit einfachen Fragen zu Geld vom Finanzamt, das hat sich auch Taxefy vorgenommen. Das Steuer-Startup von Gründer Aleksej Sinicyn sorgte in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen – die waren nicht immer positiv. Seit dem vergangenen Jahr ist der ganze Prozess jedoch überarbeitet worden, inzwischen hat man auch nach Deutschland expandiert. 

Im Gespräch mit PULS 24 sprach Sinicyn von einem "Rundumservice". Denn nicht nur der Antrag könne über die App gestellt werden, auch Änderungen des Status und der Steuerbescheid können in der App eingesehen werden.

"In erster Linie geht es uns um die Leute, die ihr Geld bisher liegen gelassen haben", denen wohl im Schnitt hunderte Euro pro Jahr entgehen. "Über 95 Prozent unserer User bekommen eine Rückzahlung", meinte er.

TaxefyScreenshot / Taxefy

Auch bei Taxefy sind die Fragen leicht verständlich und gefühlsmäßig noch ein bisschen schneller erledigt, aber auch weniger umfangreich. Ein weiteres Feature: "Uns gibt es auch in acht Sprachen." Damit versuche man, "wirklich jeden zu inkludieren", sagte der Taxefy-Gründer. 

Grund für die Kritik war in der Vergangenheit die Datenübermittlung zum Finanzamt. Dazu hat Taxefy nun jedoch eine eigene Steuerberatungskanzlei an Bord geholt, die dann mit der Beauftragung bevollmächtigt wird. "Der Steuerberater kümmert sich um die Qualität der eingereichten Daten", so Sinicyn.

Die Angaben würden teils maschinell und teils von Mitarbeiter:innen auf ihre Plausibilität überprüft. Auch der Fragenkatalog sei "komplett überarbeitet" worden. Hier gab es in der Vergangenheit die Kritik, die Fragen seien zu einfach gehalten. 

Anders als bei RelaxTax wird die voraussichtliche Steuergutschrift bei Taxefy in der App auch gleich vorgerechnet. Ob es dann tatsächlich zu dieser Rückzahlung kommt, hängt dann aber von der Prüfung des Finanzamts ab. 

Kosten: Vorab fallen keine Kosten an. Wenn man vom Finanzamt Geld zurückbekommt, werden 10 Prozent der Rückerstattung fällig. Auch wenn man bei Taxefy nicht in Vorleistung gehen muss, am Ende des Tages sind die Kosten bei einem durchschnittlichen Steuerausgleich höher als bei der Konkurrenz. Falls man jedoch nichts zurückbekommt, hat auch Taxefy nichts davon. 

Die App können Sie im App- oder Play-Store herunterladen. 

Mei Marie – Digitale Ablage und Steuer-Tipps

Etwas anders als bei den anderen beiden Apps ist der Ansatz bei "Mei Marie" vom Linde Verlag. "Bei uns liegt der Fokus auf der Begleitung durch das ganze Jahr", erklärte Benjamin Jentzsch, Geschäftsführer von Linde Digital. 

Mit der App kann man nämlich das ganze Jahr über Belege einscannen, um dann gleich alle Daten am richtigen Ort zu haben, um Steuervorteile nutzen zu können. Die Belege werden automatisch kategorisiert und die Beträge in den jeweiligen Kategorien berücksichtigt. 

Mei MarieScreenshot / Mei Marie

Zudem erhält man auch in der Gratis-Version einmal pro Woche einen Steuer-Tipp von den Expert:innen des Verlags. "Manche Tipps sind auch ungewöhnlich" – deshalb lieber früher anfangen, so der Hinweis von Jentzsch. 

Ganz von allein macht sich der Steuerausgleich damit aber nicht. Eine direkte Schnittstelle zum Finanzamt gibt es derzeit noch nicht. "Was wir im Moment anbieten, ist eine Ausfüllhilfe". Mit Experten-Wissen kann man das ganze Jahr über mehr herausholen und bekommt die Daten dann aufbereitet. Die müssen Nutzer:innen dann noch in FinanzOnline händisch übertragen. 

Das Thema Datenschutz wird ebenfalls großgeschrieben. "Uns interessiert nicht, was die User einreichen und was sie dann zurückbekommen. Wir sehen von unseren Usern nicht einmal die Namen", erklärte Jentzsch. 

Der Test zeigt: Die App ist für die geeignet, die sich intensiver mit dem Thema Steuern beschäftigen wollen. Zusatzinfos können über die App noch in Form von E-Books dazu gekauft werden.

Die Fragen werden eher mit Fachbegriffen gestellt, allerdings finden sich zusätzliche Erklärungen dazu. Dennoch kann mit Mei Marie wohl noch mehr aus dem Steuerausgleich herausgeholt werden, weil man schon das ganze Jahr über gewisse Ausgaben gezielt steuern kann.

Zudem kann die App vor allem für diejenigen das Richtige sein, die in ihrer Zettel- und Belegwirtschaft keine Ordnung haben und sich den Stress sparen wollen, hektisch noch Rechnungen zu suchen, die eventuell relevant sein könnten. 

Kosten: Die Basisversion ist kostenlos, es gibt Premium-Abos mit mehr Funktionen für 29 Euro im Jahr oder im Familienabo um 99 Euro. 

Die App können Sie im App- oder Play-Store herunterladen. 

Zusammenfassung
  • Im Schnitt können sich Arbeitnehmer:innen mit der Arbeitnehmerveranlagung (ANV) – dem Steuerausgleich – hunderte Euro vom Finanzamt zurückholen.
  • Doch viele schrecken davor zurück: Zu kompliziert, zu umständlich, zu einschüchternd.
  • Einige Anbieter wollen das mit Apps lösen.
  • PULS 24 hat mit den Verantwortlichen gesprochen: Was die Apps können, was sie kosten und für wen sie das Richtige sind.