Ökonom: Leitzins-Erhöhung ist Holzhammer-Methode
Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent angehoben. Finanzjournalist Niko Jilch rechnet im PULS 24 Interview mit einer weiteren Erhöhung: "Das war es noch nicht. Wir werden sicher noch höhere Zinsen sehen." Damit soll eigentlich die Teuerung gebremst werden. Privatpersonen und Unternehmen können sich weniger Kredite leisten, wodurch weniger Geld im Umlauf ist. Ist zu viel Geld im Umlauf, schlage sich das als Teuerung durch.
Ökonom Stephan Schulmeister kritisiert die Zinserhebung jedoch als "Holzhammer-Methode": "Das ist an Groteskheit kaum zu überbieten", sagt er im PULS 24 Interview.
"Regierung bekämpft nur Folgen der Inflation"
Wie die Statistik Austria am Mittwoch in ihrer Schnellschätzung mitteilte, dürfte die Inflationsrate im Jänner auf 11,1 Prozent gestiegen sein. Das wäre der höchste Wert in der aktuellen Teuerungswelle, nach 11,0 Prozent im Oktober 2022. Die Inflation sei entstanden, weil die Kosten für Energie und Nahrungsmittel erhöht wurden, nun füge man hier aber eine zusätzliche Kostensteigerung hinzu, erklärt Ökonom Schulmeister.
Das würde zwar die Inflation nach unten bringen, aber auf Kosten einer Wirtschaftskrise. "Das heißt, mit dem Holzhammer wird die ganze Wirtschaft gedämpft", so der Wirtschaftswissenschafter. Intelligentere Maßnahmen wären dort anzusetzen, wo die Inflation entsteht: Bei der Preissetzung. "Das Problem ist, dass die Regierung nicht die Inflation bekämpft, sondern nur die Folgen der Inflation", sagt Schulmeister.
Preistransparenz bei OMV gefordert
Er fordert mehr Transparenz: "Zu welchen Kosten hat die OMV Erdöl importiert? Zu welchen wurde es an die eigenen Tankstellen weiterverkauft", fragt Schulmeister. Der teilstaatliche Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat 2022 Gewinn von 5,175 Milliarden Euro gemacht. Man habe die Angst der Menschen am Beginn des Ukrainekriegs ausgenutzt und Preise erhöht.
Einen Konzern, der zum Teil dem Staat gehört, hätte man auffordern können, Kosten zu dokumentieren. "Wenn man das akzeptiert und hier nicht eingreift, sondern sagt, wir holen uns einen Teil durch eine Sondersteuer, liegt man schon vollkommen falsch", kritisiert er politische Entscheidungen.
Zusammenfassung
- Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent angehoben.
- Ökonom Stephan Schulmeister kritisiert die Zinserhebung jedoch als "Holzhammer-Methode": "Das ist an Groteskheit kaum zu überbieten", sagt er im PULS 24 Interview.
- Die Inflation sei entstanden, weil die Kosten für Energie und Nahrungsmittel erhöht wurden, nun füge man hier aber eine zusätzliche Kostensteigerung hinzu.