Erhard GrossniggAPA/GEORG HOCHMUTH

Signa-Sanierer Grossnigg: "Versteigerung war Unsinn"

Signa-Sanierer Erhard Grossnigg erklärt im Interview, warum die Signa-Auktion ein Fehler war und weshalb er Sebastian Kurz nicht dafür bezahlen würde, ihm Geldgeber zu bringen. Die Signa braucht derweil wieder einmal dringend Geld - noch in der Karwoche.

Erhard Grossnigg, Sanierungsvorstand bei der Signa, hat bei der Signa-Auktion nicht mitgeboten, wie er im Interview mit dem "Standard" erklärt. "Die Versteigerung war Unsinn, des Unternehmen hat dadurch viel Glaubwürdigkeit verloren", sagt er über die bisher 20 Auktionen. Rund 6.000 Exponate kamen via der Plattform Aurena unter den Hammer. 

Trotz großen Andrangs stößt sich der Sanierer an den Auktionen: "Kann schon sein, dass man René Benko nicht mag - aber man hätte auch an die Beschäftigten und Geschäftspartner denken müssen", so Grossnigg. "Man macht sich ja nur noch lustig."

Frisches Geld in der Karwoche?

Für die Immo-Gruppe Signa wird es finanziell indessen immer enger. Aktuell soll ein Massekredit von 100 Millionen Euro aufgestellt werden, Geld dafür soll es laut Grossnigg noch in der Karwoche geben.

"Kommt es nicht, dann wird die Quote für die Gläubiger schlechter aussehen, denn dann müssen wir Immobilien über den Insolvenzverwalter rasch und daher billiger abverkaufen", sagte der Sanierer dem "Standard".

Video: Signa-Gläubiger stimmen für Immobilien-Verkauf

Zuletzt war ein großer Immobilienverkauf an die deutsche Unternehmerfamilie Schoeller gescheitert, die Signa-Treuhänder brauchen aber rasch frisches Geld. Verhandlungen dazu sind angeblich im Laufen.

"Wir reden mit Schoellers über andere Immobilien und verhandeln mit Financiers, wollen einen Massekredit von 100 Millionen Euro aufstellen", so Grossnigg.

"Die haben nur Benko Geld gegeben"

Eine Signa-Sanierung war Grossnig nicht gelungen. Aktionäre und "andere, die jetzt groß reden", hätten ihm kein Geld zur Verfügung gestellt. "Die haben nur Benko Geld gegeben, mir nicht."

Normalerweise tue ein Eigentümer bei einer Insolvenz alles, um das Unternehmen zu erhalten. "Hier hat das keiner versucht", erklärt Grossnigg. Aktionäre seien bei ihren Investitionen offenbar am schnellen Geld und der "Gewinnmaschinerie Benkos" interessiert gewesen, nicht am Unternehmen selbst.

Hilfe von Ex-Kanzler Kurz

"Jeder sagt, auch im Ausland: Benko war ein toller Immobilienmann", schildert Grossnigg im Interview mit dem "Standard". So habe er die Leute davon überzeugt, ihm Geld zu geben. Dabei halfen auch Alfred Gusenbauer und Sebastian Kurz "dort und da". 

"Würde ich nicht machen, Kurz dafür zu bezahlen, dass er mir Geldgeber bringt", so der Signa-Sanierer. "Das geht doch nicht".

"Eine Gaunerei war die Signa nicht"

Die Pleite der Signa lag laut Grossnigg zum einen an der Lage am Immobilienmarkt und den steigenden Zinsen, zum anderen an Benkos Einstige ins Retail-Geschäft, "von dem er nichts verstand".

Ein Fehler sei auch der Fokus auf Deutschland gewesen. Von den 65 Immobilien in Insolvenz sei nur eine nicht in Deutschland. Ein Pyramidenspiel, wie oft unterstellt, sei die Signa jedenfalls nicht gewesen. "Ein Pyramidenspiel ist eine von Beginn an aufgesetzte Gaunerei, und eine Gaunerei war die Signa nicht."

Bei einem ist sich Grossnigg sicher: "Benko hätte nie geglaubt, dass er pleitegeht."

ribbon Zusammenfassung
  • Für Sanierer Erhard Grossnigg war die Signa-Versteigerung "Unsinn".
  • "Man macht sich ja nur noch lustig", bedauert er gegenüber dem "Standard".
  • Die Signa braucht derweil wieder einmal dringend Geld, man will einen Massekredit von 100 Millionen Euro aufstellen.