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Signa-Pleite wird "Husarenritt" - Einschätzung braucht "Wochen"

Aus Sicht von Gläubigerschützer Gerhard Weinhofer steht der insolventen Signa-Holding ein "Husarenritt" bevor. Denn unter Zeitdruck muss festgestellt werden, welche Forderungen in welchem Ausmaß beglichen werden können. Eine Einschätzung wird wohl Wochen dauern.

Nach Eröffnung der Insolvenz der Signa Holding steht den Insolvenzverwaltern ein Mammutprojekt bevor. Nicht nur der Umfang der Verschuldung ist mit fünf Milliarden der größte der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Auch die Einschätzung der Werte und Klärung der Ansprüche muss unter Zeitdruck geschehen. Zudem ist die Signa Holding ein weit verzweigtes und oft unübersichtliches Firmengeflecht.

Neben der Fortführung des Unternehmens gelte es unter hohem Zeitdruck zu bewerten, ob die angebotene Quote von 30 Prozent für die Gläubiger auf Basis der tatsächlichen Vermögenswerte angemessen ist. Außerdem stelle sich die Frage, ob die Quote tatsächlich bedient werden kann, so der Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Creditreform Österreich Gerhard Weinhofer.

Bei einem Obligo von fünf Milliarden Euro müsste den Gläubigern innerhalb von zwei Jahren rund 1,5 Milliarden Euro gezahlt werden. Der Liquidationswert - jener Wert, der im Fall einer Zwangsverwertung zu erlösen wäre - liegt derzeit jedoch nur bei 314 Millionen Euro.

Einschätzung wird Wochen dauern

Der Insolvenzverwalter der Signa Holding, der Anwalt Christof Stapf, traut sich erst in einigen Wochen eine Einschätzung zu, ob der Plan, die verschuldete Firma zu sanieren, hält. Erst bei der Berichtstagsatzung am 19. Dezember "wird sich eine Einschätzung treffen lassen, wie realistisch der vorgelegte Finanzplan ist und ob ein Sanierungsplan erfüllt werden kann", erklärte Stapf am Donnerstag.

Stapf ist am Mittwochabend zum Insolvenzverwalter der Dachgesellschaft des Signa-Firmengeflechts rund um den Tiroler Immobilieninvestor René Benko bestellt worden. Mit Schulden von 5 Milliarden Euro ist es die größte Insolvenz in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.

Viele Immobilien mit Hypotheken belastet

Zu bedenken gibt der Insolvenzexperte Weinhofer auch, dass die Immobilienwerte der Signa großteils von Banken mit Hypotheken besichert sind. Die Konsequenz: Die Geldhäuser müssen bei einem Verkauf von Liegenschaften vorrangig bedient werden. Dies könne allerdings zu Schwierigkeiten für andere Gläubiger führen, deren Forderungen nicht besichert sind.

Für die Bewertung der Assets drängt die Zeit: Schon im Februar - in knapp 90 Tagen - müssen die Gläubiger dem Sanierungsplan der Holding zustimmen. Bis dorthin alle offenen Fragen zu klären, halte er angesichts der Größenordnung der Insolvenz für "sportlich", so Weinhofer.

ribbon Zusammenfassung
  • Aus Sicht von Gläubigerschützer Gerhard Weinhofer steht der insolventen Signa-Holding ein "Husarenritt" bevor.
  • Denn unter Zeitdruck muss festgestellt werden, welche Forderungen in welchem Ausmaß beglichen werden können.
  • Der Insolvenzverwalter Christof Stapf traut sich eine Einschätzung erst in einigen Wochen zu.
  • Nicht nur der Umfang der Verschuldung ist mit fünf Milliarden der größte der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.
  • Auch die Einschätzung der Werte und Klärung der Ansprüche muss unter Zeitdruck geschehen.
  • Zudem ist die Signa Holding ein weit verzweigtes und oft unübersichtliches Firmengeflecht.