RAG-Chef: Gaspreis könnte auch rasch wieder sinken
"Über kurz oder lang werden wir wieder ein Gas-Überangebot haben, die Preise werden auch wieder deutlich zurückgehen", so der RAG-Chef im Gespräch mit der Zeitung (Samstagsausgabe). Über allem schwebe jedoch der "Diktator Putin". "Keiner weiß, wie lange der Ukraine-Krieg dauert. So lange das so ist, haben wir diese Preise, aber danach dürfte sich die Lage sehr schnell beruhigen", erwartet Mitteregger.
Mitteregger: "Gaspanik ist berechtigt"
"Die Gaspanik in Europa ist schon berechtigt", räumte er ein. Aber die Besorgung alternativer Gasmengen funktioniere, auch in Österreich, "ganz gut, auch wenn das nicht an die große Glocke gehängt wird".
Die für alle Gaskunden belastende Situation ändere sich eventuell rascher, als man momentan glauben könnte.
"Jetzt haben wir eine energetische Kriegswirtschaft, eine Sondersituation, deren Wurzel der Ukraine-Krieg ist, nicht das Gas per se ist schlecht", betonte der RAG-Chef. Es werde auch grünes Gas geben. Durch die vielen neuen Bestrebungen nach alternativen Gasquellen komme mehr Gas nach Europa. Er erwarte, dass man die Gasbezüge aus den Verträgen mit Russland auch nicht so einfach zurückfahren könne, also die gelieferten Gasmengen aufrechtblieben.
EU-Länder machen Fortschritte bei Gas-Beschaffung
Mitteregger stütze seinen Optimismus auf die Beobachtung, dass die europäischen Länder gute Fortschritte in der Beschaffung von Erdgas außerhalb Russlands machen, heißt es in dem Bericht weiters. Deutschland meldete etwa diese Woche, dass sich der Füllstand der deutschen Speicher auf 67,5 Prozent erhöht habe - trotz stark reduzierter Liefermengen aus Russland.
Österreichs Füllstand der Gasspeicher ist aktuell bei 52 Prozent, Deutschlands und Europas bei 67 Prozent. Das ist laut Mitteregger kein Grund zur Beunruhigung: "Es kommt da auf die Größe der Speicher drauf an", erklärte er. Österreich habe riesige Speicher, die teils mehr als 80 Prozent voll sind. "Ich gehe davon aus, dass sich bis Anfang November die Füllung unterm Strich mit 80 Prozent ausgeht", ist der RAG-Chef zuversichtlich.
Die RAG gehöre neben dem niederösterreichischen Hälfteeigentümer EVN auch der deutschen Uniper, die Deutschland gerade verstaatlicht habe, so Mitteregger. Durchgerechnet habe so der deutsche Staat neun Prozent Anteil an der RAG. "Dass der deutsche Staat in die hochkritische Infrastruktur eingestiegen ist, gibt uns die Sicherheit, dass Uniper die Rechnungen bei uns bezahlen kann."
Zusammenfassung
- Der Preis für Erdgas kennt derzeit nur eine Richtung - steil nach oben.
- Im August liegen die Großhandelspreise laut Österreichischer Energieagentur um 23 Prozent über dem Juli-Wert und um 323 Prozent über dem Vorjahr.
- Der Gaspreis könnte aber auch schnell wieder sinken, sagte Markus Mitteregger, Chef des größten Gasspeicherunternehmens Österreichs, RAG Austria AG, im Gespräch mit den "OÖ Nachrichten".
- Allerdings erst nach dem Ukraine-Krieg. Die Speicher in Europa füllen sich.