Lösung gegen Fachkräftemangel: Höhere Löhne
Bei höheren Löhnen würden Arbeitskräfte vermehrt dort eingesetzt, wo sie produktiver sind, erklärte Fuest. Löhne und Arbeitsbedingungen verbesserten sich insbesondere dort, wo sie aus marktwirtschaftlicher Sicht zu niedrig waren. Profitieren Beschäftigte mit niedrigen Einkommen überproportional, sinke auch die Ungleichheit.
"Gerade weil sich eine demografisch bedingte Verknappung des Arbeitskräfteangebots abzeichnet, ist eine wettbewerbliche Anpassung an die Verknappung wichtig", schrieben Fuest und Simon Jäger, Leiter des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in einem Aufsatz.
Der Gesetzgeber könnte Wettbewerbshemmnisse abbauen und die Kurzarbeit überprüfen, die einem Arbeitsplatzwechsel möglicherweise entgegenwirke. Reformen des Einwanderungssystems, der Kinderbetreuung oder des Ehegattensplittings sollten nicht auf die lange Bank geschoben werden. "Vor allem haben es aber die Tarifparteien selbst in der Hand, dort, wo Arbeitskräfte fehlen, der Knappheit durch Lohnerhöhungen entgegenzuwirken", schrieben die Wirtschaftsforscher.
50 Prozent der Unternehmen betroffen
Laut Ifo-Unternehmensumfragen sieht sich jeder zweite Betrieb durch den Fachkräftemangel eingeschränkt. "Aus ökonomischer Sicht gibt es auf Knappheit eine einfache Antwort: die Preiserhöhung", beziehungsweise auf dem Arbeitsmarkt die Lohnerhöhung. Beschäftigte wechselten dann in Jobs mit höheren Löhnen und höherer Produktivität. Einige Unternehmen müssten sich aus dem Markt zurückziehen, manche Tätigkeiten würden wegfallen oder automatisiert. "Gesamtwirtschaftlich ergibt sich daraus aber ein Gewinn. Hinzu kommt, dass Menschen bei höheren Löhnen eher bereit sind, eine Stelle anzunehmen", erklärten die Forscher.
Zusammenfassung
- Mit höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen könnten Unternehmen nach Ansicht von Ifo-Präsident Clemens Fuest dem Fachkräftemangel entgegenwirken.