IHS-Direktor: Bundesregierung hat sich zu spät auf Problemfälle konzentriert
Die Inflation hat sich gemäß einer Schnellschätzung der Statistik Austria im Juli auf 7,0 Prozent verringert, bleibt aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Die Inflation im Euroraum hat erneut nachgelassen und liegt mit 5,3 Prozent unter jener in Österreich.
Dass die Preise in Österreich überdurchschnittlich ansteigen, hätte mit der Konsumstruktur hierzulande zu tun, meint Holger Bonin, Scientific Director am Institut für höhere Studien (IHS).
Bis 2024: Inflationsrate bei etwa vier Prozent
Die hohen Preise im Tourismusbereich zum Beispiel, das hätten andere Länder in der Form nicht. Auch die immer noch hohen Energiepreise, vor allem bei Gas und Fernwärme, würden die Inflation auf einem hohen Niveau halten. Weiterer Faktor sei die "Indexierung von Waren, Gütern und Dienstleistungen". Man gehe davon aus, dass die Inflationsrate bis 2024 "kontinuierlich bis auf vier Prozent in etwa zurückgehen wird", so der IHS-Leiter.
Inflation erst in 2, 3 Jahren im Normalbereich
"Die Preise werden wahrscheinlich nicht wieder absolut sinken", meint Bonin im Newsroom LIVE. Man werde keine negativen Inflationsraten sehen, vielmehr würde sich die Inflation auf ein "normales Niveau von 2, 2,5 Prozent" zurückbilden. Dies werde aber zwei bis drei Jahre dauern, schätzt der IHS-Leiter im Gespräch mit PULS 24 Anchor Fabian Kissler ein.
Wolle man einen schnelleren Rückgang der Inflation, sollte man sich überlegen, wie man mit den Indexierungen, zum Beispiel Mieten, umgehen kann. Es werde auch sehr darauf ankommen, "wie sich die Lohnrunde im Herbst gestalten wird", so Bonin.
Die größten Fehler der Regierung?
Da man nur bedingt in die Preise eingreifen kann, könne man im Allgemeinen "sehr wenig tun". Als Beispiel nennt er die Mieten: Ein Drittel der Mieten hätten eine Indexierung, bei der der Staat eingreifen könne. Alle anderen seien frei verhandelte Verträge. Man könnte sich überlegen, ob man in die Preise eingreifen will - dies sei jedoch laut dem IHS-Leiter "sehr riskant".
Stattdessen könnte man bei den Personen, "die es wirklich trifft", stärker kompensieren. Wichtig sei, gezielt auszugleichen, statt "mit der Gießkanne in der Breite die Bevölkerung zu kompensieren", meint Bonin.
Die Bundesregierung habe nicht früh genug begonnen, "sich auf die tatsächlichen Problemfälle zu konzentrieren". Man hätte in bestimmten Bereichen die Preise früher dämpfen können, auch eine Gaspreisbremse nennt der IHS-Leiter als Möglichkeit. Man hätte außerdem stärker darüber nachdenken können, wie man die Menschen im Bereich der Netzentgelte, aber auch im Bereich der öffentlichen Dienstleistungen wie Müllabfuhr, entlasten kann.
Zusammenfassung
- IHS-Leiter Holger Bonin geht davon aus, dass die Inflationsrate in Österreich frühestens in zwei Jahren wieder in Normalbereich liegen wird.
- Im Kampf gegen die Inflation könne man im Allgemeinen sehr wenig tun, die Bundesregierung habe sich jedoch "nicht früh genug" auf die Problemfälle konzentriert.