APA/APA/AFP/SAM PANTHAKY

Indien ordnet Ausreise aller pakistanischen Staatsbürger an

Heute, 10:54 · Lesedauer 3 min

Nach dem tödlichen Angriff auf Touristen im indisch kontrollierten Teil von Kaschmir ist der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen Indien und Pakistan wieder ausgebrochen. Indien ordnete die Ausweisung aller pakistanischen Staatsangehörigen bis zum 29. April an. "Alle pakistanischen Staatsangehörigen, die sich derzeit in Indien aufhalten, müssen Indien vor Ablauf der Visa verlassen", alle gültigen Aufenthaltsgenehmigungen würden widerrufen, hieß es am Donnerstag.

Zudem empfahl das Außenministerium in Neu-Delhi Landsleuten, die sich derzeit in Pakistan aufhalten, das Land so früh wie möglich zu verlassen. Von Reisen nach Pakistan werde dringend abgeraten. Nach dem Angriff vom Dienstag mit mindestens 26 Toten hatte es in Neu-Delhi geheißen, Pakistan unterstütze in Kaschmir "grenzüberschreitenden Terrorismus".

Pakistan reagierte umgehend mit einer Reihe scharfer Gegenmaßnahmen. Die Regierung in Islamabad erklärte am Donnerstag mehrere indische Diplomaten zu unerwünschten Personen, die das Land "sofort" verlassen müssten, wie das Büro des pakistanischen Regierungschefs Shehbaz Sharif mitteilte.

Jeder Versuch Indiens, durch ein Aussetzen des Indus-Wasserabkommens die pakistanischen Wasserressourcen zu gefährden, werde als "Kriegsakt" bewertet, hieß es weiter. Islamabad kündigte ferner Grenzschließungen und die Aussetzung des Handels an. Indischen Fluggesellschaften wurde der Betrieb in Pakistan untersagt. Bereits ausgestellte Visa für indische Staatsangehörige sollten annulliert werden, mit Ausnahme von Sikh-Pilgern.

Angriff in Pahalgam als Auslöser

Der Angriff hatte sich am Dienstag im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs im beliebten Urlaubsort Pahalgam ereignet, der etwa 90 Kilometer von der Stadt Srinagar entfernt liegt. Die Angreifer töteten 26 Inder und einen Nepalesen. Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand. Indien beschuldigt Pakistan regelmäßig, in Kaschmir bewaffnete Aufständische zu unterstützen, was Pakistan zurückweist.

Bereits am Mittwoch hatte die indische Regierung eine Reihe von Strafmaßnahmen beschlossen. Unter anderem verkündete das Außenministerium in Neu-Delhi die Schließung des wichtigsten gemeinsamen Grenzübergangs sowie die Aussetzung eines Abkommens zur Verteilung von Wasserressourcen mehrerer Himalaya-Flüsse. Premierminister Narendra Modi erklärte, die Verantwortlichen des Angriffs würden aufgespürt und bestraft.

Beziehungen auf Tiefpunkt

Infolge des Angriffs sind die Beziehungen zwischen den beiden seit Jahrzehnten rivalisierenden Atommächten auf einen neuen Tiefstand gesunken. "Dieser Angriff wird die Beziehungen in die dunklen Tage zurückversetzen", sagte der Analyst der International Crisis Group, Praveen Donthi.

Die nördliche Himalaya-Region Kaschmir, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt wird, ist seit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans im Jahr 1947 geteilt. Beide Länder beanspruchen das Gebiet vollständig für sich und haben schon zwei Kriege um die Kontrolle der Bergregion geführt. Indien hat eine halbe Million Soldaten in der Region stationiert und geht dort seit 1989 gegen Rebellengruppen vor. Dabei wurden zehntausende Zivilisten, Soldaten und Rebellen getötet.

Zusammenfassung
  • Indien hat nach einem tödlichen Angriff in Kaschmir die Ausreise aller pakistanischen Staatsbürger bis zum 29. April angeordnet, während Pakistan als Reaktion mehrere indische Diplomaten ausweist.
  • Der Angriff in Pahalgam, etwa 90 Kilometer von Srinagar entfernt, führte zu 26 Todesopfern und verschärfte die Spannungen zwischen den beiden Ländern erheblich.
  • Indien und Pakistan stehen an einem neuen Tiefpunkt ihrer Beziehungen, mit Grenzschließungen und der Aussetzung von Handels- und Wasserabkommen als direkte Folgen des Angriffs.