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EZB verkündet zehnte Zinserhöhung am Stück

Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen zum zehnten Mal in Folge angehoben. Alle drei Zinssätze steigen um 25 Basispunkte, also 0,25 Prozentpunkte.

Damit steigt der Leitzins von 4,25 auf 4,5 Prozent. Der zurzeit noch wichtigere Zins, den Banken für ihre Einlagen bei der EZB bekommen, steigt von 3,75 auf 4,0 Prozent. Dieser Einlagenzinssatz bestimmt vor allem, was Sparer an Zinsen bekommen. Das teilte die Notenbank am Donnerstagnachmittag mit. 

Entwicklung Leitzins EZBPULS 24

Die Entwicklung des Hauptrefinanzieurngszinssatzes der EZB seit 2000 in Prozent

Der Einlagenzinssatz ist mit 4,0 Prozent sogar so hoch wie noch nie, seit dem die Euro-Währungsunion im Jahr 1999 gegründet wurde. "Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus wird der EZB-Rat auch künftig einen datengestützten Ansatz verfolgen", teilten die Währungshüter weiter mit. Die neuen Zinssätze gelten ab dem 20. September.

Kampf gegen Inflation

Die höheren Zinsen sind eine Antwort der EZB auf die hartnäckig hohe Inflation. Höhere Zinsen verteuern Kredite. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Die EZB rechnet ihrer neuen Prognose zufolge aber weiterhin mit einer langanhaltenden, hohen Inflationsrate, die nur langsamer zurückgeht, als erwartet.

Für heuer rechnet die Notenbank nun mit einer Teuerungsrate von 5,6 Prozent, wie die EZB weiter mitteilte. In ihrer Juni-Prognose war die EZB noch von 5,4 Prozent Inflation im Jahresschnitt 2023 ausgegangen. In Österreich lag die Inflation laut Schnellschätzung der Statistik Austria im August noch bei 7,5 Prozent.

Mittelfristig strebt die EZB für Euroraum eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an. Bei diesem Niveau sehen die Währungshüter Preisstabilität gewahrt. Höhere Inflationsraten zehren an der Kaufkraft der Verbraucherinnen und Verbraucher, die Menschen können sich für ihr Geld weniger leisten.

Risikofaktor Wirtschaftswachstum

Höhere Zinsen bremsen nicht nur Privatpersonen beim Geldausgeben, sondern auch die Wirtschaft. Kredite für Investitionen werden teurer, schnell wachsende Firmen und vor allem Start-Ups bekommen viel schwerer Geld von Fremdkapitalgebern. Weil sich die Aussichten für die Konjunktur im Euroraum zuletzt eintrübten, waren Forderungen nach einer Zinspause lauter geworden.

Die österreichische Wirtschaft schrumpfte im zweiten Quartal um 1,1 Prozent. Mit einer weiteren Zinserhöhung lässt sich die EZB auf einen Drahtseilakt ein - zu hohe Zinsen senken zwar die Inflation, würgen aber unter Umständen auch die Wirtschaft ab. 

Greifen die Zinserhöhungen schon?

Zinserhöhungen brauchen ihre Zeit, um ihre volle Wirkung zu zeigen. Wie lang das dauert, ist nicht gänzlich geklärt. Die Forschung legt jedoch nahe, dass das ein bis zwei Jahre dauern kann. Dadurch ist es möglich, dass die bisherigen Zinserhöhungen noch nicht ihre volle Kraft entfaltet haben. 

Das ist das Argument von Ökonomen, die sich im Vorfeld gegen weitere Zinserhöhungen aussprachen. Die EZB kehrte nämlich erst im vergangenen Sommer von ihrer Nullzinspolitik ab. Davor lag der Leitzins bei null und der Einlagenzins sogar bei minus 0,5 Prozent. Banken mussten deshalb sogar Strafe zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parkten. 

ribbon Zusammenfassung
  • Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen zum zehnten Mal in Folge angehoben
  • Alle drei Zinssätze steigen um 25 Basispunkte, also 0,25 Prozentpunkte.
  • Der Einlagenzinssatz ist mit 4,0 Prozent sogar so hoch wie noch nie, seit dem die Euro-Währungsunion im Jahr 1999 gegründet wurde.
  • Die höheren Zinsen sind eine Antwort der EZB auf die hartnäckig hohe Inflation. Höhere Zinsen verteuern Kredite. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken.
  • Höhere Zinsen bremsen nicht nur Privatpersonen beim Geldausgeben, sondern auch die Wirtschaft.
  • Mit einer weiteren Zinserhöhung lässt sich die EZB auf einen Drahtseilakt ein - zu hohe Zinsen senken zwar die Inflation, würgen aber unter Umständen auch die Wirtschaft ab.