Ralf RangnickAPA/Georg Hochmuth

"Geilstes Spiel der EM" vs. Titel "nicht sehr wahrscheinlich"

Deutsche Medien loben das ÖFB-Team nach dem 3:2-Sieg gegen die Niederlande und Platz eins in der EM-Gruppe für das "geilste Spiel". Die Politik spricht von einem historischen Moment, das Netz träumt schon vom "Vierterlfinale". Teamchef Rangnick gibt sich hingegen bescheiden und sachlich.

Unglaubliche Jubel-Szenen bei Fans - nicht nur in Berlin, sondern auch vor zahlreichen Fernsehern und in den Fanzonen beim Public Viewing. Österreich verdrängte in einem fantastischen Spiel gegen die Niederlande sogar Favorit Frankreich von Platz eins in der Gruppe D und steht damit mehr als nur im Achtelfinale. Dort wartet nun wegen des Gruppensiegs der tendenziell leichtere Gegner. 

"Das war das geilste Spiel"

Der ÖFB-Auswahl war schon vor Turnierbeginn von internationalen Medien der Status eines Geheimfavoriten zugesprochen worden. Die deutsche "Bild" titelte am Dienstag sogar: "Das war das geilste Spiel der EM!". Die "Krone" meinte gar, es handle sich um ein "neues Cordoba!". Ob dafür das Spiel nicht gegen Deutschland hätte stattfinden müssen?

Egal! Österreichs Teamchef Ralf Rangnick hingegen war unmittelbar nach dieser Sternstunde des österreichischen Fußballs um eine gewohnt sachliche Einordnung des Geschehenen bemüht.

Titel "nicht sehr wahrscheinlich"

Seine Truppe hatte gerade die Niederlande 3:2 besiegt und die gemäß Weltrangliste schwierigste EM-Gruppe auf Rang eins abgeschlossen, da war die Frage unvermeidlich, ob man reif für den Titel sei. "Ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich, dass wir Europameister werden" antwortete Rangnick am Dienstag im Berliner Olympiastadion.

Der Jubel in Berlin in Bildern:

Rangnick lässt die Rolle als Geheim-Titelanwärter nach wie vor kalt. "Das hat überhaupt keine Auswirkungen auf unsere Spiele", betonte der Deutsche. Auf Titel-Spekulationen wolle man sich nicht einlassen, man denke von Spiel zu Spiel. "Die Jungs sind ehrgeizig und wollen so weit wie möglich kommen."

Die möglichen Gegner im Achtelfinale

Ein weites Vordringen erscheint nicht nur aufgrund des Auftritts gegen "Oranje" als durchaus möglich. Durch den Gruppensieg - den ersten bei einer Endrunde seit der WM 1978 - vermied Österreich jene Rasterhälfte, in der sich die Titelfavoriten Spanien, Deutschland, Portugal und Frankreich befinden.

Die besten Bilder vom Public Viewing:

Auf diese vier Teams könnte man erst im Finale treffen. Zunächst geht es aber einmal am Dienstag in Leipzig gegen den Zweiten aus Pool F, also entweder die Türkei, Tschechien oder Georgien. "Egal, was jetzt kommt, alle sind gute Gegner. Wir müssen sowieso immer auf dem obersten Level performen", sagte Rangnick.

Video: "Jetzt gwimma den Schaß"

"I am from Austria"

Die Fans dankten es dem Team im Stadion in Berlin jedenfalls mit inbrünstigem Grölen von Reinhard Fendrichs "I am from Austria". Die Mannschaft feierte tüchtig mit und bekam dann in der Kabine sogar noch hohen Staatsbesuch. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Sportminister Werner Kogler (Grüne) schauten vorbei. 

"Ein historischer Tag für den österreichischen Fußball", meinte der Kanzler. "Das ist historisch!", auch der Vizekanzler. Die Regierung im Fußballfieber wieder geeint?

In den sozialen Medien wurde jedenfalls eine Größe der Sozialdemokratie für das bislang beste Meme ausgepackt. Demnach freut sich Wiens Altbürgermeister Michael Häupl bereits auf das "Vierterlfinale". 

Laut einer speziellen Statistik darf sich Österreich im Achtelfinale tatsächlich auf die nächste Jubelparty einstellen und auf das "Vierterlfinale" hoffen - Rot-Weiß-Rot hat nämlich unter seiner Führung alle bisherigen sechs Länderspiele, die an einem Dienstag ausgetragen wurden, gewonnen. 

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ribbon Zusammenfassung
  • Österreich besiegt die Niederlande mit 3:2 und erreicht den ersten Platz in der EM-Gruppe D.
  • Deutsche Medien loben das Spiel als das "geilste Spiel der EM", während Teamchef Ralf Rangnick bescheiden bleibt und den Titelgewinn für unwahrscheinlich hält.
  • Durch den Gruppensieg vermeidet Österreich im Achtelfinale die Favoriten Spanien, Deutschland, Portugal und Frankreich und trifft auf den Zweiten aus Pool F: Türkei, Tschechien oder Georgien.
  • Fans feiern den Erfolg sowohl in Berlin als auch in verschiedenen Fanzonen, und Bundeskanzler Karl Nehammer sowie Sportminister Werner Kogler besuchen das Team in der Kabine.
  • Eine Statistik zeigt, dass Österreich alle bisherigen sechs Länderspiele, die an einem Dienstag stattfanden, gewonnen hat.
  • Die EURO 2024 bei Servus TV und im ORF sowie auch in den Livestreams auf JOYN.