Soll Baukunst wieder olympisch werden, Herr Filzmaier?
Peter Filzmaier ist nicht nur Österreichs bekanntester Politikwissenschaftler, sondern auch ein großer Sport-Fan. Und "groß" ist dabei fast noch eine Untertreibung.
Skispringen der Frauen im Hinzenbach: Auf Instagram postet Filzmaier fleißig die österreichischen Erfolge. Patrick Konrad kurz vor seinem Etappenerfolg bei der Tour de France 2021: Wer Filzmaier auf X (vormals Twitter) folgt, war bereits vorab informiert.
"Olympia": Neues Filzmaier-Buch
Wie groß das Sport-Fantum von Filzmaier tatsächlich ist, kann man auch in seinen dazu geschriebenen Büchern lesen. "Olympia: Die Spiele als Bühne für Sport und Politik" heißt sein neuestes Werk. Darin hinterfragt Filzmaier die Faszination Olympia.
Als Sport-Fan sei Filzmaier "politisch unkorrekt und parteiisch", wie er in einem "Standard"-Interview (2019) sagte. PULS 24 wollte diese Aussage auf die Probe stellen und hat den Politikwissenschaftler mit ein paar der brennendsten Sport-Fragen konfrontiert.
PULS 24: Kommen wir gleich zur Sache. Welche Olympischen Spiele sind die besten der Geschichte?
Peter Filzmaier: Für mich persönlich sind es die Olympischen Spiele 2000 in Sydney. Die habe ich mit Begeisterung mitverfolgt, aber: Bei der Vergabe war mutmaßlich Korruption im Spiel. Cathy Freeman, die dort Gold über die 400 Meter der Frauen gewann, hat auf einen üblen politischen Missstand hingewiesen, nämlich die Unterdrückung der Aborigines. Wie man sieht: Selbst bei meinen Lieblingsspielen gab es politischen Missbrauch.
Was viele nicht wissen: Sogar Dinge wie Baukunst und Malerei waren mal olympisch. Gibt es einen bestimmten Bewerb, der unbedingt wieder ins Olympia-Programm kommen sollte?
Da ich selbst mal Laufsport gemacht habe, kann es nicht genug Laufsport geben. Früher gab es etwa Mannschaftswertungen im Langstreckenlauf. Das ist aber schon ewig lange nicht mehr der Fall. Ansonsten glaube ich nicht, dass wir Sportarten wie Krocket - ich meine nicht Cricket - und Tauziehen unbedingt wieder brauchen.
Machen wir es noch konkreter: Wann ist ein Sport auch wirklich ein Sport und welche Sportarten sollten olympisch sein? Ich denke etwa an Breakdance, dass bereits in Paris ein Teil der Spiele sein wird.
Für mich gibt es zwei Typen von Sportarten, wobei ich mir hier nicht anmaße, eine Grenze zur Olympia-Reife zu ziehen. Das eine sind jene Sportarten, die wir alle tun können, Profis aber noch so unglaublich viel besser sind. Der zweite Typus ist der, zu dem etwa Skispringen gehört. Wo man sich einfach fragt: "Wie kann man das nur überleben?" Beim Laufen bin ich viel, viel langsamer als der Olympiasieger, es ist aber die gleiche Sportart. Beim Skispringen würde ich genau zweimal springen: ein erstes und ein letztes Mal.
Wenn Sie in eine Zeitmaschine steigen und einen Olympia-Moment nochmals live vor Ort erleben könnten, welcher wäre das?
Die 4-mal-100-Meter-Freistil-Staffel der Männer, als die Australier 2000 in Sydney die USA geschlagen haben. Besonders lustig: Der Schlussschwimmer der Amerikaner hatte zuvor noch groß verkündet, man werde die Australier aus ihrem Becken prügeln. Das wäre meine Wahl als Sport-Fan.
Und als politischer Beobachter?
Da hätte ich eine lange Liste. Die würde mich aber an eine Menge Orte führen, wo ich Angst hätte, dort zu sein. Natürlich würde man als Politikwissenschaftler Berlin 1936 gerne miterleben, aber ich möchte mich nicht mit der Zeitmaschine in eine massenmörderische Diktatur versetzen.
Das ÖFB-Team der Männer, Österreichs Olympia-Mannschaft oder Felix Gall bei der Tour de France: Wer wird "uns" diesen Sommer am meisten Freude bereiten?
Da hat Felix Gall wohl die besten Chancen. Bei Olympia: Auch wenn ich mich bei Sport-Fans mit dieser defensiven Prognose unbeliebt mache - alles mehr als null Medaillen ist ein Erfolg. Und für die Fußball-EM ist momentan die Verletztenliste noch spannender als die Kaderliste. Zudem haben wir eine so schwierige Gruppe. Also das wird schon harter Tobak.
Machen wir einen noch weiteren Blick in die Glaskugel: Wer wird Österreichs Sportlerin und Sportler des Jahres 2024?
[denkt lange nach] Manuel Feller bei den Herren, weil Österreich nichts Originelleres einfällt. Ich gehe davon aus, dass er den Slalom-Weltcup gewinnen wird. Bei den Frauen hoffe ich auf jemanden, der bei Olympia überrascht - wie Anna Kiesenhofer vor drei Jahren.
Das ganze Interview mit Peter Filzmaier zu seinem neuen Buch "Olympia: Die Spiele als Bühne für Sport und Politik" sehen Sie am Mittwoch um 20.00 Uhr bei "Heiß Umfehdet" auf PULS 24 und JOYN.
Zusammenfassung
- Peter Filzmaier, bekannter Politikwissenschaftler und Sport-Enthusiast, veröffentlicht ein neues Buch mit dem Titel "Olympia: Die Spiele als Bühne für Sport und Politik".
- Filzmaier bezeichnet die Olympischen Spiele 2000 in Sydney persönlich als die besten, trotz bekannter Korruptionsvorwürfe und politischer Missstände.
- Der Politikwissenschaftler plädiert für die Rückkehr von Mannschaftswertungen im Langstreckenlauf zu Olympia und diskutiert die Kriterien für die Aufnahme neuer Sportarten.
- Als unvergesslichen Olympia-Moment nennt er den Sieg der australischen Staffel über die USA im Schwimmen bei den Spielen 2000 in Sydney.
- Für den österreichischen Sport prognostiziert Filzmaier Felix Gall als Hoffnungsträger für den Sommer und tippt auf Manuel Feller als Sportler des Jahres 2024.