Austria und Rapid im großen Derby-Check
Rapid gegen die Austria, Grün-Weiß gegen Violett. Das Wiener Derby gilt als eines der ältesten und brisantesten Stadtderbys Europas. Nach dem Old Firm in Glasgow (Celtic vs. Rangers) ist es sogar das am häufigsten ausgetragene Fußballderby Europas. Seit der Gründung des FK Austria Wien im Jahre 1911 duellieren sich die beiden Rivalen jährlich - ohne Unterbrechung. Ein Unikat im europäischen Fußball.
In den vergangenen Jahrzehnten sorgte das Stadtduell für einige legendäre Momente. Große Spieler wie Herbert Prohaska oder Hans Krankl drückten dem Derby ihren Stempel auf. Rivalitäten wie jene zwischen Andy Ogris und Didi Kühbauer sind bis heute Kult. Obwohl das Derby sportlich gesehen durch den Erfolgszug der Salzburger in den vergangen Jahren an Wert verloren hat, bleibt es noch immer eines der wichtigsten Spiele im österreichischen Fußball. PULS 24 stellt die beiden aktuellen Kader der Mannschaften gegenüber und verrät, wer auf welcher Position die Nase vorn hat.
Tor: Vorteil FAK
Diese Entscheidung fällt klar zu Gunsten der Wiener Austria aus. Patrick Pentz hat sich in den letzten eineinhalb Jahren zu einem der Top-Tormänner der Liga entwickelt, ist einer der konstantesten bei den Veilchen und wurde zuletzt auch mit einer Einberufung ins Nationalteam belohnt. Rapids Paul Gartler ist noch nicht ganz so weit. Er ersetzt den verletzten Richard Strebinger und macht erst sein zwölftes Bundesligaspiel.
Fazit: Vorteil Austria. 1:0 FAK.
Innenverteidigung: Vorteil FAK
Dass die Austria hier die Nase vorne hat, liegt vor allem an der Personalsituation der Hütteldorfer. Mit Kevin Wimmer, Leo Greiml, Maximilian Hofmann und Christopher Dibon fehlen dem SCR gleich vier Innenverteidiger. Der 20-jährige Emanuel Aiwu und der 18-jährige Martin Moormann machen ihre Sache in Anbetracht der Umstände ordentlich, beide bestreiten jedoch ihr erstes Wiener Derby. Für Moormann ist es überhaupt erst der vierte Bundesliga-Einsatz. Zudem hat Rapid aufgrund der angespannten Personallage faktisch keinen Backup zur Verfügung.
Bei der Wiener Austria hat sich mit Sommerneuzugang Lukas Mühl ein Abwehrchef herauskristallisiert. Der 24-Jährige erweist sich als Konstante. Daneben hat FAK-Coach Manfred Schmid – im Gegensatz zu Ferdinand Feldhofer – einige Optionen. Die Veilchen könnten, wie gegen Sturm, mit einer Dreierkette mit Markus Suttner und Eric Martel agieren. In der Viererkette wären Christian Schoissengeyr und Johannes Handl die logischen Nebenmänner für Mühl.
Fazit: Vorteil Austria. 2:0 FAK
Außenverteidigung: Unentschieden
Auf der linken Abwehrseite ist die Austria knapp im Vorteil. Auf Kapitän Markus Suttner ist zumeist Verlass. Der 34-Jährige verpasste heuer nur ein Bundesliga-Spiel und stand ansonsten immer über 90 Minuten auf dem Platz. Hinter dem Einsatz von Suttner steht jedoch noch ein kleines Fragezeichen nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung im Spiel gegen Sturm. Mit Ziad El Sheiwi haben die "Veilchen" einen Backup, der heuer bereits einige Talentproben ablieferte.
Bei Rapid wird links aller Voraussicht nach Max Ullmann verteidigen. Der Ex-LASKler agiert heuer nicht so souverän wie vergangene Saison und musste zuletzt öfter auf der Bank Platz nehmen. Sein Backup, Jonas Auer, ist eigentlich am linken Flügel zuhause.
Auf der rechten Abwehrseite liegt der Vorteil klar bei Rapid. Filip Stojkovic ist einer der wenigen Konstanten in Grün-Weiß, übernimmt als Führungsspieler Verantwortung, ist defensiv stabil und sorgt offensiv immer wieder für Gefahr. Sein Pendant Georg Teigl hat zwar bereits zwei Saisontreffer auf dem Konto, leistet sich aber defensiv gerne den einen oder anderen Schnitzer. Vorteil Rapid.
Fazit: Unentschieden. 3:1 FAK
Defensives Mittelfeld: Unentschieden
Im defensiven Mittelfeld sind beide Wiener Vereine gut besetzt. Bei den Veilchen bilden die Jungstars Vesel Demaku und Eric Martel ein starkes Duo. Die Leipzig-Leihgabe Martel (19) überzeugt mit kämpferischen Qualitäten, Demaku (21) ist eher für das Offensivspiel zuständig. In den letzten Spielen zeigte auch Manfred Fischer, eigentlich offensiver Mittelfeldspieler, auf dieser Position auf. Urgestein Alexander Grünwald wäre eine zusätzliche Variante.
Bei den Grün-Weißen überzeugte zu Saisonbeginn vor allem Sommer-Neuzugang Robert Ljubicic. Der 24-Jährige bildete in den letzten Spielen gemeinsam mit Srdjan Grahovac das Sechser-Duo. Der Bosnier gilt als gesetzt und führte die Mannschaft zuletzt als Kapitän aufs Feld. Als Backup haben die Hütteldorfer noch Dejan Petrovic auf der Bank.
Fazit: Unentschieden. 4:2 FAK
Offensives Mittelfeld: Vorteil Rapid
Was beide Mannschaften vereint, ist, dass ein klarer Spielmacher fehlt. Bei der Austria ist die Situation jedoch eklatanter. Oldie Alexander Grünwald und der 22-jährige Dominik Fitz, der in der Vergangenheit als großes Talent galt, sind zur Zeit absolut kein Faktor. Neuzugang Manfred Fischer füllt diese Position noch am ehesten aus. Mit zwei Toren und zwei Assists in 16 Spielen lässt jedoch auch er den letzten Punch vermissen. Mit Matthias Braunöder und Aleksandar Jukic gibt es zwei weitere junge Talente für die Position. Ein richtiger Spielmacher fehlt aber.
Ähnlich ist die Situation beim SK Rapid. Mit Taxi Fountas (sechs Tore, drei Assists) hat man jedoch einen Spieler, der immer für ein Tor gut ist. Er interpretiert die Position mehr als hängende Spitze. Mit dem 19-jährigen Thierno Ballo, der in der Jugend bei Chelsea spielte, hat man ein großes Talent in der Hinterhand. Zudem hat Christoph Knasmüllner, der zuletzt nur sporadisch zum Einsatz kam, in den letzten Jahren bewiesen, dass er Tore und Vorlagen liefern kann.
Fazit: Vorteil Rapid. 4:3 FAK
Flügel: Vorteil Rapid
Dieser Punkt geht klar an den SCR. Mit Marco Grüll hat Rapid am Flügel vermutlich den besten Spieler der aktuellen Saison im Kader. Der 23-Jährige, der zuletzt im ÖFB-Team debütierte, hält heuer bei neun Scorerpunkten (vier Tore, fünf Assists). Auf rechts gibt es mit Thorsten Schick und Kelvin Arase zwei gestandene Bundesliga-Profis als Option. Zudem können Fountas und Jonas Auer über den Flügel kommen. Philipp Schobesberger ist nach überstandener Oberschenkelverletzung aktuell kein Thema.
Bei der Austria gibt es auf dieser Position kaum Optionen. In den letzten drei Spielen verzichtete man mit der Fünferkette auf echte Flügelspieler. Zuvor gab Can Keles (20) einige Talentproben ab. Manfred Fischer und Georg Teigl bekleideten die Position notgedrungen. Sommer-Neuzugang Tristan Hammond (18) zeigte zuletzt bei den Young Violets mit drei Scorerpunkten in zwei Spielen auf, wartet jedoch noch auf sein Bundesliga-Debüt.
Fazit: Vorteil Rapid. 4:4
Sturm: Unentschieden
Hier wird wohl alles auf das Duell Ercan Kara vs. Marco Djuricin hinauslaufen. Ersterer kann heuer nicht ganz an seine Leistungen aus der Vorsaison anschließen, hält aber dennoch bei sieben Treffern und drei Vorlagen in 15 Bundesliga-Spielen. Austrias Djuricin steht seinem Stürmerkollegen um nichts nach und kommt in ebenso vielen Spielen auf sechs Tore und drei Vorlagen.
Die Veilchen haben zudem mit Muharem Huskovic (18) ein Talent in der Hinterhand. Der U21-Nationalspieler erzielte zuletzt gegen Sturm seinen zweiten Bundesligatreffer. Die pfeilschnelle Leipzig-Leihgabe Noah Ohio könnte von der Bank für Schwung sorgen.
Bei Rapid wird es hinter Topstürmer Kara eng. Koya Kitagawa wird in Hütteldorf wohl nicht mehr glücklich. Der Japaner stand in der Bundesliga zuletzt viermal in Folge nicht im Kader. Oliver Strunz kam heuer nur eine Bundesliga-Minute zum Einsatz. Fountas kann zur Not auch als Mittelstürmer agieren.
Fazit: Unentschieden. 5:5.
Trainer: Unentschieden
Manfred Schmid vs. Ferdinand Feldhofer: Ein Duell, das man zum aktuellen Zeitpunkt wohl noch kaum bewerten kann. Feldhofer ist bei Rapid erst seit dieser Woche im Amt und gibt gegen die Austria sein Debüt. Zuvor machte der ehemalige Rapid-Spieler beim SV Lafnitz und beim Wolfsberger AC auf sich aufmerksam.
Manfred Schmid coacht die Austria seit Sommer. Trotz der schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen sind die "Veilchen" voll im Rennen um die Meistergruppe. Zuvor sammelte Schmid als Co-Trainer unter Peter Stöger in Köln und Dortmund wertvolle Erfahrungen. Für eine Beurteilung seiner Arbeit als Chefcoach ist es nach 16 Bundesliga-Runden wohl ebenfalls zu früh.
Fazit: Unentschieden. 6:6.
Alle Vorzeichen deuten also auf ein enges Spiel hin. Das beweisen auch die letzten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften. Die vergangenen vier Wiener Derbys endeten mit einem Remis. Im September 2019 gab es zuletzt einen Derby-Sieger. Damals war es Rapid mit einem 3:1-Sieg in der Generali Arena.
Auch die ewige Derby-Bilanz spricht mit 136:119 für Rapid. 79 Spiele endeten unentschieden. Zieht man jedoch nur die Spiele in der Bundesliga (seit der Saison 74/75) heran, hat die Austria die Nase vorne (63 Siege, 59 Unentschieden, 55 Niederlagen). Wer die Statistik aufpolieren kann, entscheidet sich am Sonntag um 17:00 Uhr, wenn die Hütteldorfer im Allianz-Stadion den Rivalen aus Favoriten empfangen.
Zusammenfassung
- Emotionen. Leidenschaft. Brisanz. Das alles liefert das Wiener Derby zwischen SK Rapid Wien und FK Austria Wien, das bereits zum 334. Mal ausgetragen wird.
- Das Wiener Derby gilt als eines der ältesten und brisantesten Stadtderbys Europas. Nach dem Old Firm in Glasgow (Celtic vs. Rangers) ist es sogar das am häufigsten ausgetragene Fußballderby Europas.
- Seit der Gründung des FK Austria Wien im Jahre 1911 duellieren sich die beiden Rivalen jährlich - ohne Unterbrechung. Ein Unikat im europäischen Fußball.
- In den vergangenen Jahrzehnten sorgte das Stadtduell für einige legendäre Momente. Große Spieler wie Herbert Prohaska oder Hans Krankl drückten dem Derby ihren Stempel auf.
- Rivalitäten wie jene zwischen Andy Ogris und Didi Kühbauer sind bis heute Kult
- PULS 24 stellt die beiden aktuellen Kader der Mannschaften gegenüber und verrät, wer auf welcher Position die Nase vorn hat.