EM-Startschuss in Rom: Das erwartet Sie beim ersten Spiel
Die Squadra Azzurra hat sich unter Trainer Roberto Mancini wieder zu einer Macht im Fußball entwickelt. Die Türken rechnen sich dennoch Chancen auf eine Überraschung zur EM-Ouvertüre aus.
In der Gruppe A mit Wales und der Schweiz - die am Samstag in Baku aufeinandertreffen - ist die Ausgangslage dahingehend abgesteckt, dass hinter Favorit Italien alles offen scheint. Für die türkische Trainer-Legende Senol Günes hängt dennoch "sehr viel vom Eröffnungsspiel ab", wie er betonte. Der 69-Jährige führte sein Heimatland vor 19 Jahren ins WM-Halbfinale. In der EM-Qualifikation überraschten die Türken unter Günes nun gegen Weltmeister Frankreich mit vier Zählern aus zwei Duellen.
"Eine Wiedergeburt für den Fußball"
"Das Ziel ist es, am 11. Juli in Wembley das Finale zu spielen", sagte Mancini vollmundig vor Turnierstart. Der Titel könne "eine Wiedergeburt für den Fußball und für das ganze Land sein". Italiens Stolz lag 2017 nach der verpassten WM in Russland in Trümmern. Schneller als erwartet brachte Mancini (56) den Europameister von 1968 aber wieder auf Kurs. Zehn Siege gab es in zehn Spielen der EM-Qualifikation. Zuletzt marschierten die Italiener in der Nations League ins Finalturnier und starteten mit drei Siegen in die WM-Qualifikation.
Am Donnerstag versprach Mancini in einem Brief an die Fans vollen Einsatz für das Land. "Unsere Nationalmannschaft weiß, dass sie bei der EM, die in wenigen Stunden beginnt, eine fantastische und entschlossene Nation vertritt", heißt es in den Zeilen, die in den Sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden und mit "Liebes Italien" überschrieben sind. "Dafür gehen die Jungs auf den Platz, wir werden jede Minute nutzen, um das Land zu ehren, das wir vertreten."
Seit einem 0:1 gegen Portugal im September 2018 ist Italien in 27 Spielen ungeschlagen geblieben. Zum Rekord aus den 1930er-Jahren fehlen noch drei Spiele. Zuletzt blieb die Mannschaft in acht Partien in Folge ohne Gegentor. Nun gelte es, sich auch auf großer Bühne zu beweisen, merkte Alessandro Florenzi an. Bei der EM 2016 kam im Viertelfinale im Elferschießen gegen Deutschland das Aus. "Diese Mannschaft hat mehr Qualität als vor fünf Jahren. Aber um dies auch zu zeigen, müssen wir zumindest über das Viertelfinale hinaus kommen", sagte der vergangene Saison für Paris Saint-Germain spielende Rechtsverteidiger.
Veteranen und Abwehrbollwerk
Bei den Italienern stimmt die Mischung: Veteranen wie das Abwehrbollwerk Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini oder Florenzi bringen Erfahrung mit. Torhüter Gianluigi Donnarumma, Federico Chiesa oder Nicolo Barella stehen für die neue Welle. Etwas Sorgen bereitet Marco Verratti. Der Mittelfeldmotor von PSG ist nach einer Knieverletzung noch nicht voll fit und wird auch gegen die Türkei fehlen.
Einen Weltstar haben die Italiener nicht im Team. Das soll kein Nachteil sein. "Wir haben keine Spieler, die auf internationalem Niveau herausstechen und in einer Sekunde Spiele drehen können. Aber gegen große Mannschaften hat das Team den Unterschied gemacht", sagte Bonucci. Was außerdem für die "Azzurri" spricht: Sie dürfen im Stadio Olimpico vor immerhin 16.000 Tifosi spielen und müssen nicht tausende von Kilometern zu den Partien im zweiten Spielort Baku fliegen.
Eingespielte Türken
Gegen die Türkei bekommen es Bonucci (34) und Chiellini (36) mit einem Angreifer zu tun, der altersmäßig zum Duo passt. Burak Yilmaz ist 35, aber als Torjäger nach wie vor gut in Schuss. Mit Lille wurde der Mittelstürmer (16 Tore) wie seine Nationalteamkollegen Zeki Celik und Yusuf Yazici überraschend französischer Meister. Die Türkei verfügt über eine eingespielte Mannschaft mit starken Individualisten wie Hakan Calhanoglu (Milan), oder den Innenverteidigern Merih Demiral (Juventus Turin) und Caglar Söyüncü (Leicester).
Immerhin 15 Spieler des türkischen 26-Mann-Kaders verdienen in England, Italien, Deutschland, Spanien oder in den Niederlanden ihr Gehalt. Darunter auch Mert Müldür. Der gebürtige Wiener (22) ging 2019 von Rapid zu Sassuolo. Die Türkei hat gegen Italien in zehn Duellen bei sieben Niederlagen noch nie gewonnen. Günes' Vorgänger Fatih Terim traut dem Außenseiter dennoch alles zu. "Es wird ein Schlager zwischen einer Mannschaft, die voll durchziehen kann und einer, die jedem Probleme bereiten kann. Unterschätzt uns nicht, das wäre ein Fehler. Ich wäre nicht überrascht, die Türkei im Wembley zu sehen", sagte Terim dem "Corriere della Sera".
Zusammenfassung
- Mit einjähriger Verzögerung fällt der Startschuss zur paneuropäischen EM-Endrunde in der "Ewigen Stadt".
- Die hoch gehandelten Italiener bekommen es im Auftaktspiel am Freitagabend im Römer Olympiastadion mit der Türkei zu tun.
- Die Squadra Azzurra hat sich unter Trainer Roberto Mancini wieder zu einer Macht im Fußball entwickelt.
- Zehn Siege gab es in zehn Spielen der EM-Qualifikation.
- Zum Rekord aus den 1930er-Jahren fehlen noch drei Spiele.