Arnautovic will seine wohl letzte WM-Chance nutzen
Wie lange er über eine mögliche WM hinaus noch für das Nationalteam spielen werde, konnte Arnautovic nicht beantworten. "Ich muss natürlich auch auf den Körper schauen, wie das alles mitspielt", meinte der 96-fache Internationale, der in den vergangenen Jahren nicht frei von Verletzungen war. Für Bologna hält er nach 27 Pflichtspielen bei zehn Toren. Er schätzt es aber vor allem, nach seinem China-Abenteuer wieder mit seiner Familie zusammen zu sein.
Die Motivation sei vor dem Wales-Spiel möglicherweise noch ein paar Prozent höher. "Es kann meine letzte Weltmeisterschaft sein", weiß Arnautovic. Seine ÖFB-Kollegen würden die K.o.-Partie in dieselbe Kategorie wie das EM-Achtelfinale im Sommer gegen Italien (1:2 n.V.) einordnen. "Ich denke, dass wir da ein wirklich gutes Spiel absolviert haben", meinte Arnautovic. "Da war natürlich Euphorie, aber das ist noch einen Schritt drüber. Das ist die Weltmeisterschaft Leute, das ist das Maximum."
Bis zum Turnier in Katar (21. November - 18. Dezember) hätte Arnautovic wohl den ÖFB-Rekordinternationalen Andreas Herzog (103 Länderspiele) abgelöst. Gute Karten auf diesen Status haben aber auch seine jüngeren Kollegen Aleksandar Dragovic (98) und David Alaba (91). In der ewigen ÖFB-Schützenliste fehlen Arnautovic mit 32 Toren noch zwei Treffer auf den zweitplatzierten Hans Krankl (34). Der Rekord von Toni Polster steht bei 44.
Für Arnautovic geht es vorerst nur um seinen großen Traum - jenen von der WM. "Für mich ist jedes Spiel wichtig, aber das jetzt hat natürlich einen anderen Wert", erklärte der Wiener am Tag vor dem Abflug nach Cardiff. "Man weiß: Wenn wir das Spiel gewinnen, haben wir einen Schritt nach vorne gemacht - dorthin, wo wir hinwollen." Die Entscheidung im Kampf um ein WM-Ticket würde bei einem Sieg wohl im Juni in Wien gegen Schottland oder die Ukraine fallen.
Sein Team sieht Arnautovic für die Aufgabe bereit. "Sehr viele Spieler haben auch in den Clubs schon viele Entscheidungsspiele gehabt. Die wissen damit umzugehen." Ihm selbst bereite eine vor zwei Wochen durchgemacht Corona-Infektion keine Probleme mehr - auch wenn sich seine Stimme belegt anhörte. "Alles gut, nur verkühlt", versicherte der Routinier. "Ich fühle, dass ich jeder Mannschaft noch helfen kann - ob das jetzt Bologna ist oder das Nationalteam. Ich will nach Wales und ich will einfach dieses Spiel gewinnen."
Arnautovic spielte sechs Jahre auf der Insel für Stoke City (2013-2017) und West Ham (2017-2019). Von den Walisern erwartet er viele lange Bälle. "Wir wissen auch, dass die ihre Qualitäten haben", sagte der 32-Jährige. "Die werden laufen, kämpfen und alles dafür tun. Wir spielen auswärts, wissen, wie dort die Stadionlage ist." Die Heimfans werden ordentlich Stimmung machen. Das ÖFB-Team müsse dennoch versuchen, das eigene Spiel durchzuziehen.
"Wir müssen unsere Stärken ausspielen, das Spielerische", meinte Arnautovic. "Wir haben gerne den Ball zwischen unseren Füßen." Die beiden abschließenden WM-Quali-Spiele im November in Klagenfurt gegen Israel (4:2) und Moldau (4:1) würden ihn positiv stimmen. "Da haben wir gezeigt, dass wir wieder zusammen agieren, zusammen in die Defensive gehen, dass wir Freude am Fußball haben. Ich denke, das hatten wir kurze Zeit ein bisschen verloren."
Wie für Arnautovic könnte es für den gleichaltrigen Wales-Star Gareth Bale die letzte Chance auf eine WM-Teilnahme sein. "Hut ab, was er alles erreicht hat. Aber er ist auch nur ein Mensch, er ist auch nur ein Spieler", betonte der Österreicher. "Er wird hochmotiviert sein, aber es interessiert mich wenig, wie er drauf ist. Ich bin überzeugt von meiner Mannschaft." Seine Mannschaft, das war zuletzt öfter zu hören. Arnautovic: "Ich fühle mich nie als Anführer, sondern eher als größerer Bruder, der halt alle mitnehmen will."
Der Ukraine-Krieg macht ihn betroffen. "Wahnsinn, ich habe nie geglaubt, dass es mal in der Nähe passieren wird. Es ist schlimm." Er habe versucht, seinem früheren West-Ham-Kollegen Andrij Jarmolenko zu schreiben. "Wenn er Hilfe braucht, egal in welcher Hinsicht, bin ich da." Seine Frau habe bereits eine Hilfsaktion ins Leben gerufen, verriet Arnautovic. "Sie hat viele Sachen gekauft, von Schlafsäcken über Anziehsachen bis hin zu Ernährung." Das alles habe man zur polnischen Grenze geschickt. "Wenn jeder ein bisschen was tut, wenn alle zusammenhelfen, glaube ich, dass du sehr stark rauskommst." Er hoffe und bete aber, dass die Menschen in der Ukraine möglichst verschont bleiben würden.
Zusammenfassung
- Marko Arnautovic weiß um die Chance, spät in seinem Fußballer-Leben noch ein erstes Mal zu einer WM zu fahren.
- "Man weiß: Wenn wir das Spiel gewinnen, haben wir einen Schritt nach vorne gemacht - dorthin, wo wir hinwollen."
- Arnautovic spielte sechs Jahre auf der Insel für Stoke City und West Ham.
- Das ÖFB-Team müsse dennoch versuchen, das eigene Spiel durchzuziehen.
- Seine Frau habe bereits eine Hilfsaktion ins Leben gerufen, verriet Arnautovic.