Wie Putin sich über Tucker Carlson lustig macht
Der US-Moderator, der unter anderem mit der Verbreitung von Falschmeldungen und Verschwörungstheorien von sich reden gemacht hat, hatte Putins langwierigen historischen Ausführungen andächtig gelauscht und nicht widersprochen. Putin dominierte die Gesprächssituation - so weit, so erwartbar.
Er machte sich jedoch sogar über Carlson lustig, wie Twitter-Nutzer:innen schmunzeln. Unter anderem machte ein Video-Ausschnitt die Runde, in dem Putin seinen Interviewer damit aufzieht, dass dieser sich seinen Informationen zufolge einmal bei der CIA beworben habe - und abgelehnt wurde.
"Wir sollten Gott danken, dass sie Sie nicht reingelassen haben. So wie ich das verstehe, ist es eine ernsthafte Organisation", so der russische Präsident.
https://twitter.com/RonFilipkowski/status/1755757290953515479
Für Lacher sorgte auch Putins Reaktion auf die Frage, ob er bei dem, was in der Welt gerade passiere das "Übernatürliche" oder Gott am Werk sehe. "Denken Sie sich manchmal: 'Das sind Kräfte, die nicht menschlich sind'?", fragt Carlson weiter.
Wladimir Putin reibt sich über die Augen, wirkt etwas verdutzt und entgegnet nach einer kurzen Pause: "Nein, um ehrlich zu sein."
https://twitter.com/RonFilipkowski/status/1755792833900937595
Twitter war auch jene Plattform, auf der Carlson das Gespräch veröffentlicht hat. Seit seinem Rauswurf beim Sender FOX News veröffentlicht er regelmäßig auf Twitter Videobeiträge.
Top-Thema in russischen Medien
Russische kremlnahe Medien haben das Interview erwartungsgemäß groß herausgebracht. Am Freitag war es praktisch bei allen großen Medien online der prominenteste Bericht - und die Artikel darüber voll des Lobes.
Viele gingen auf die Reichweite und mögliche Auswirkungen des Videointerviews ein. Der Clip sei bereits mehr als 60 Millionen Mal aufgerufen worden, berichtete etwa das Staatsfernsehen.
Stand Freitagmittag sind auf Twitter tatsächlich 89 Millionen Aufrufe vermerkt, das Video wurde mehr als 200.000 Mal geteilt.
Die Boulevardzeitung "Komsomolskaja Prawda" sammelte in einem Artikel unter der Überschrift "Ich bin nah daran, die russische Staatsbürgerschaft zu beantragen" vor allem lobende Kommentare auf Twitter.
Politische Beobachter hatten erwartet, dass der Kreml das erste Interview Putins mit einem westlichen Moderator seit Kriegsbeginn für Propagandazwecke nutzen wird.
Ablenkung von Causa Nadeschdin?
"Dem Timing nach zu urteilen, besteht die Hauptaufgabe des Interviews darin, den Skandal mit der Ablehnung der Registrierung Nadeschdins zu überdecken", schrieb etwa der Politologe Abbas Galljamow.
Boris Nadeschdin wurde als Kriegsgegner mit unerwartet großem Zulauf von Unterstützern wenige Stunden vor Veröffentlichung des Interviews von den Präsidentenwahlen in Russland ausgeschlossen. Galljamow bemängelte die kritiklose Übernahme der Thesen Putins durch Carlson.
Zusammenfassung
- In der Nacht ist das erste Interview Wladimir Putins mit einem westlichen Fragesteller seit Beginn des Ukraine-Kriegs erschienen.
- Auf der Plattform X (ehemals Twitter) bekam letzterer viel Häme ab.
- Sogar Putin hatte im Interview über ihn gewitzelt.
- Unter anderem machte ein Video-Ausschnitt die Runde, in dem Putin seinen Interviewer damit aufzieht, dass dieser sich seinen Informationen zufolge einmal bei der CIA beworben habe - und abgelehnt wurde.