Umfrage: Tories droht schlechtestes Ergebnis seit 1906
Die Oppositionspartei Labour könnte es laut YouGov von zuletzt etwas mehr als 200 auf 422 Sitze schaffen, wenn jetzt schon gewählt würde. Der Konservativen Partei drohe das schlechteste Ergebnis bei einer britischen Parlamentswahl seit 1906, schrieb YouGov. Die sozialdemokratische Labour-Partei von Keir Starmer könne dagegen auf einen Vorsprung im Parlament hoffen, der noch größer sei als bei ihrem damaligen Premierminister Tony Blair 1997. Die Liberaldemokraten würden demnach mit 48 Sitzen die drittstärkste Kraft, vor der Schottischen Nationalpartei (SNP) mit 17 Mandaten.
Die konservativen Tories liegen in Umfragen seit Längerem hinter Labour zurück, allerdings sind die Abstände in den Umfragen unterschiedlich groß. Das Institut YouGov veröffentlichte nun eine Modellierung, die auf Wahlkreise und die Sitzverteilung im Parlament blickt.
Dabei dürften den Angaben zufolge auch führende Konservative ihr Mandat verlieren, etwa Verteidigungsminister Grant Shapps, die Vorsitzende des Unterhauses Penny Mordaunt und auch der prominente Brexit-Befürworter Jacob Rees-Mogg.
Vor den Parlamentswahlen in Großbritannien nehmen die Herausforderungen für Premierminister Rishi Sunak unterdessen zu. Einer der bekanntesten Architekten des EU-Austritts ("Brexit"), Nigel Farage, kündigte am Montag an, er werde nun doch an der Spitze der rechtspopulistischen Reformpartei antreten. Eigentlich hatte der 60-Jährige erklärt, er werde stattdessen die Kandidatur des Ex-US-Präsidenten Donald Trump unterstützen.
Er fühle sich jedoch seinen Anhängern verpflichtet und denjenigen, die von der Politik desillusioniert worden seien. Auch Farage räumte bei seiner Ankündigung ein, Labour werde die Abstimmung am 4. Juli wohl gewinnen. Sein Ziel sei es, die Reformpartei statt der Konservativen als wichtigste Oppositionspartei zu etablieren: "Wir werden die Stimme der Opposition werden." Er werde eine "politische Revolte" anführen, da "nichts in diesem Land noch funktioniert".
Farage wurde als Befürworter des Brexit über Großbritannien hinaus bekannt. Er arbeitet gegenwärtig als Fernsehmoderator und war bisher nur Ehrenpräsident der Reformpartei. Farage gilt als charismatische, jedoch auch kontroverse Figur. Vor einigen Wochen erklärte er, Muslime teilten britische Werte nicht.
Der 60-Jährige gilt als einer der einflussreichsten Politiker in Großbritannien, obwohl er nie ein Mandat für das Parlament in Westminster erringen konnte. Er saß jedoch mehr als zwei Jahrzehnte als Abgeordneter im Europaparlament. Früher war er Chef der Partei Ukip sowie der Brexit-Partei, die 2021 in Reform UK umbenannt wurde.
Bei der Wahl 2019 hatte Farages Partei je nach Wahlkreis darauf verzichtet, gegen die Konservativen anzutreten. Damit sollte verhindert werden, dass die Pro-Brexit-Kräfte gespalten wurden. Die Reformpartei lag in Umfragen zuletzt an dritter Stelle mit etwa zehn Prozent der Stimmen. Wegen des britischen "winner takes all"-Wahlsystems war bisher nicht erwartet worden, dass sie einen Wahlkreis gewinnen würde. Unmittelbar nach Farages Ankündigung bezifferte ein Wettbüro seine Chancen auf einen Sitz auf 40 Prozent.
Zusammenfassung
- Laut einer Umfrage von YouGov droht den regierenden Konservativen bei der kommenden Parlamentswahl in Großbritannien eine historische Niederlage, mit nur 140 Sitzen im Vergleich zu 365 im Jahr 2019.
- Die Oppositionspartei Labour könnte auf 422 Sitze kommen, was einen deutlichen Vorsprung gegenüber den Konservativen bedeutet und das beste Ergebnis seit Tony Blair 1997 wäre.
- Nigel Farage kündigte an, als Parteichef von Reform UK bei der Wahl am 4. Juli anzutreten, mit dem Ziel, die Reformpartei als wichtigste Oppositionspartei zu etablieren.