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ÖGK will elektronisches Zuweisungssystem für CT und MR

16. Apr. 2025 · Lesedauer 3 min

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) muss sparen. Neben Maßnahmen im Verwaltungsbereich soll etwa ein elektronisches Zuweisungssystem u.a. für CT- und MR-Untersuchungen kommen, sagte der stellvertretende Obmann Andreas Huss bei der Jahrespressekonferenz der Gesundheitsplattform Praevenire. Er hofft, dass dieses heuer noch ausgerollt wird. Die Gesundheitssprecher der Regierungsparteien sprachen sich für Patientenlenkung und eine Reform der Gesundheitsfinanzierung aus.

Über das neue Zuweisungssystem würden Ärztinnen und Ärzte der ÖGK eine elektronische medizinische Fragestellung sowie die Verdachtsdiagnose und die Voruntersuchungen des Patienten bekannt geben. Dann schaue man sich an, welche Untersuchung für diese Fragestellung die richtige sei. "Der Patient bekommt dann im Idealfall im nächsten Radiologieinstitut, das wohnortnahe ist, schon eine Zuweisung beziehungsweise wird schon ein Termin eingebucht", erklärte Huss bei dem Termin am Mittwoch.

Auch die Dringlichkeit soll dabei berücksichtigt werden, beispielsweise Patientinnen und Patienten mit Krebsverdacht vorgezogen werden. Eine bloße Wiedereinführung der chefärztlichen Bewilligungspflicht von CT- und MR-Untersuchungen - von dieser Möglichkeit berichteten die "Salzburger Nachrichten" am Mittwoch - werde es nicht geben. Auch bei der Physiotherapie hält Huss eine solche Bewilligungspflicht nicht für sinnvoll. Die ÖGK erwartet für 2025 ein Defizit von mehr als 900 Millionen Euro.

Im System sparen könne man durch Digitalisierung und Entbürokratisierung, meinte NEOS-Gesundheitssprecherin Fiona Fiedler. Gut vier Milliarden Euro könnten in fünf Jahren so zusammenkommen. SPÖ-Gesundheitssprecher Rudolf Silvan plädierte für einen Risikoausgleich zwischen den Sozialversicherungsträgern, schließlich würden die bei der ÖGK versicherten Arbeiter und Angestellten öfter krank werden und Arbeitsunfälle erleiden. Er erinnerte außerdem daran, dass die Krankenversicherungsbeiträge der Pensionisten erhöht werden. Für den früheren ÖVP-Gesundheitssprecher Josef Smolle haben die finanziellen Herausforderungen etwas Positives: "Sie sind ein entscheidender Motivator und Katalysator, jetzt wirklich nachhaltige Reformen aufs Gleis zu kriegen."

Diskutiert wurde bei der Pressekonferenz vor allem über die Zukunft des österreichischen Gesundheitssystems im Allgemeinen. Dieses sei herausragend, sagte Praevenire-Präsident Hans Jörg Schelling, einst Chef des Sozialversicherungs-Hauptverbands und ÖVP-Finanzminister, eingangs. Allerdings sei es auch "hoch ineffizient" und habe ein Finanzierungsproblem. Ziel seiner Organisation sei es, alle Stakeholder an einen Tisch zu holen. Große Einigkeit herrschte zwischen der Plattform, den Gesundheitssprechern der Regierungsparteien und der ÖGK dann bei den Ansätzen, die es im Gesundheitssystem in Zukunft brauche - nämlich Patientenlenkung, Digitalisierung, Prävention und die Finanzierung aus einem Topf bzw. einer Hand.

Patientenlenkung durch 1450 und "Dr. ÖGK"

Wenn in Österreich nicht "jeder Hobbysportler, den es im Knie zwickt", eine MR-Untersuchung anstreben würde, dann würden auch schneller Termine frei werden, meinte Smolle. Die Patientenlenkung werde künftig über die Hotline 1450 passieren, die österreichweit einheitlich ausgebaut werde. Mehr Gesundheitskompetenz will ÖGK-Obmann Peter McDonald etwa durch "Dr. ÖGK statt Dr. Google" schaffen - Menschen sollen sich niederschwellig informieren können, ab wann ein Arztbesuch notwendig ist. Wie er in einer Videobotschaft erklärte, will er außerdem ein telemedizinisches Service ermöglichen, mit dem man innerhalb von 30 Minuten einen Arzt am Telefon habe, um ein Problem zu besprechen. Die telemedizinische Praxis, die über 1450 angesteuert werden könne, solle den Patienten dann durch das Gesundheitssystem leiten, sagte Huss.

Befunde sollen durch ELGA besser ausgetauscht werden, sagte Silvan, die Patientinnen und Patienten sollen nicht mehr mit Röntgenbildern herumlaufen müssen. Verbesserungsbedarf sieht Fiedler im Schulbereich - sie will für mehr Gesundheitskompetenz bei Pädagoginnen und Pädagogen sorgen, aber auch multiprofessionelle Teams an den Schulen installieren. So seien etwa Psychotherapeutinnen und -therapeuten an Schulen vonnöten. Zudem setze die Regierung Expertengruppen ein, die die Finanzierung des Gesundheitssystems überarbeiten sollen.

Zusammenfassung
  • Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) plant ein elektronisches Zuweisungssystem für CT- und MR-Untersuchungen, um Kosteneinsparungen zu erzielen und erwartet für 2025 ein Defizit von über 900 Millionen Euro.
  • Durch Digitalisierung und Entbürokratisierung könnten laut NEOS-Gesundheitssprecherin Fiona Fiedler in fünf Jahren über vier Milliarden Euro eingespart werden.
  • Die Patientenlenkung soll über die Hotline 1450 erfolgen, und ein telemedizinisches Service soll innerhalb von 30 Minuten ärztliche Beratung bieten.