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Ukrainer und Russen mit verschiedenen Erwartungen an Trump

Nur von jemandem wie Donald Trump werde Kreml-Chef Wladimir Putin ein Ultimatum akzeptieren, sagt Mychailo Pitschtoi. Der Rentner aus Kiew traut dem neuen US-Präsidenten zu, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu beenden. Schließlich sei Trump ein "impulsiver Geschäftsmann, der nicht gern verliert". Bei manchen Ukrainern und Russen weckt der Machtwechsel in den USA Hoffnungen, andere misstrauen dem Republikaner im Weißen Haus.

Kaum im Amt, kündigte Trump am Montag ein Treffen mit Putin an und warnte ihn: Ohne ein Friedensabkommen mit der Ukraine werde Russland "große Probleme bekommen". Im Wahlkampf hatte Trump versprochen, den Ukraine-Krieg binnen "24 Stunden" zu beenden, inzwischen nennt er "sechs Monate" als Zeithorizont.

Die 35-jährige Unternehmerin Julia aus Kiew hofft, dass es Trump gelingt, dem seit fast drei Jahre dauernden Krieg ein Ende zu setzen. Die Ukraine "profitiert in keiner Weise von dem Krieg, viele sind gestorben, und es fehlt an Waffen und vielem anderen", sagt sie. "Das muss aufhören, sonst gibt es uns bald nicht mehr."

Seit Moskaus Überfall im Februar 2022 unterstützte Washington Kiew mit Militär- und Wirtschaftshilfen in Milliardenhöhe, ohne die sich die Ukraine nicht so lange gegen die Angreifer hätte wehren können. Trump lehnt die Milliardenhilfen für die Ukraine ab. Kiew könnte daher gezwungen sein, sich Putins Bedingungen für einen Waffenstillstand zu beugen.

Moskau müsse sich auf jeden Fall von der Krim zurückziehen, fordert Rentner Pitschtoi. Russland hatte die Halbinsel bereits 2014 annektiert, als die Kämpfe zwischen der ukrainischen Armee und vom Kreml unterstützten Separatisten in der Ostukraine begannen. Der Konflikt zwang den 78-Jährigen damals, nach Kiew zu fliehen. "Ich bin seit 2014 ein Binnenvertriebener", sagt er. Seit zehn Jahren warte er auf Frieden.

Auch die Musiklehrerin Irina Charitonowa aus Moskau wünscht sich Frieden. Dieses "Unglück" müsse aufhören, sagt die 50-Jährige. "So viele Menschen haben Angehörige verloren, so viel Leid geschieht, und man weiß nicht, wie man damit leben soll." Charitonowa setzt darauf, dass Trump "nett" zu Putin sein werde. Tatsächlich hat der US-Präsident immer wieder betont, dass er bestens mit dem Kreml-Chef auskomme.

Generell herrscht in der russischen Hauptstadt eher Argwohn gegenüber dem neuen US-Präsidenten, der vom Kreml als Feind dargestellt wird, der die Ukraine benutze, um Russland zu schaden. "Trump ist ein Imperialist, ein Geschäftemacher, der auf Kosten anderer Länder lebt", sagt Swetlana, eine 55 Jahre alte Informatikerin aus Moskau. Für den russischen Verwaltungsangestellten Dmitri macht es keinen Unterschied, wer im Weißen Haus sitzt - Joe Biden oder Donald Trump. Denn der 55-Jährige glaubt an Verschwörungserzählungen, wonach jeder US-Präsident von einer dunklen Macht gelenkt werde.

Für den Moskauer Rentner Michail Korschikow steht nur eines fest: "Wir leben in einer Zeit, in der die Macht alles entscheidet. Wenn du die Macht hast, handelst du, wie es dir gefällt - egal ob du Recht oder Unrecht hast."

Inna aus Kiew weiß nicht, wie ein von Trump verhandeltes Friedensabkommen aussehen würde, ob die Bedingungen für die Ukraine "gut oder schlecht" wären. Ihre Heimatstadt werde regelmäßig von russischen Drohnen angegriffen, sagt die 32-Jährige. Daher ist sie besorgt, dass die neue US-Regierung die Militärhilfen kürzen könnte.

Im Wahlkampf fand Mykyta Trump noch gut, doch inzwischen hat er seine Meinung geändert. "Ich denke nicht, dass er den Krieg 2025 beenden wird", sagt der 23 Jahre alte Ukrainer in Kiew. "Aber er ist ein Verrückter, deshalb ist alles möglich."

ribbon Zusammenfassung
  • Einige Ukrainer, wie die 35-jährige Unternehmerin Julia, hoffen auf Trumps Einfluss, um den seit fast drei Jahren andauernden Krieg zu beenden. Sie betonen die Notwendigkeit eines Endes des Konflikts, da viele gestorben sind und es an Waffen mangelt.
  • In Russland herrscht Misstrauen gegenüber Trump, der als imperialistisch und geschäftsorientiert wahrgenommen wird. Einige Russen, wie die Informatikerin Swetlana, glauben, dass Trump die Ukraine benutzt, um Russland zu schaden.