Cannabis- und Krypto-Betrug: Niederösterreicher festgenommen
Im Anlagebetrugsfall "Juicy Fields" wurde bereits im Juli ein Niederösterreicher festgenommen. Er soll den Hauptvertrieb im deutschsprachigen Raum innegehabt haben, teilten Ermittler des Bundeskriminalamtes (BK) am Freitag mit. Über eine professionell aufgebaute Werbekampagne soll die Tätergruppe Opfer lukriert haben. Anleger:innen wurden etwa auf Messen beworben und regelmäßig per Newsletter informiert.
Mit dem Geld der Anleger:innen des Cannabis-Crowdfunding-Projekts hätten Gewinner gemacht werden sollen, in Wahrheit wurde es großteils über nie investiert. In Österreich gehen die Ermittler von 5.500 Opfern mit einem mutmaßlichen Gesamtschadensbetrag in der Höhe von 19 Millionen Euro aus. Weltweit könnte sich die Schadenssumme laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) sogar auf 400 Millionen Euro belaufen. Die Tätergruppe war neben Österreich vor allem in Deutschland, Spanien und Frankreich aktiv.
Niederösterreicher als Haupttäter
Der Niederösterreicher dürfte einer der Haupttäter sein. Er soll das Schneeballsystem am Laufen gehalten haben. Gegen ihn wird nun wegen des Verdachts des gewerbsmäßig schweren Betruges ermittelt. Aus kriminaltaktischen Gründen wollte das BK keine weiteren Details - wie etwa Alter oder Beruf des Mannes - preisgeben. Der Verdächtige wurde gegen gelindere Mittel bereits wieder aus der Haft entlassen.
Es wird vermutet, dass er selbst zunächst an ein lukratives Geschäft geglaubt hatte, aber dann auf den Betrug draufgekommen ist und dennoch weitergemacht hat.
Supercars und nächtelange Partys
Die mutmaßlichen Betrüger starteten im März 2020 mit einer "aggressiven Werbekampagne" in sozialen Netzwerken, so der leitende Ermittler. Um mit den Opfern in Kontakt zu treten, mieteten sie auf Hanfmessen große Stände, ließen Lamborghini mit Logo der Website bei lauter Musik einfahren und veranstalteten nächtelange Partys mit teuren DJs.
Laut einem Ermittler wollten die Verdächtigen so demonstrieren, dass hier viel Geld zu machen sei. Es seien "unvorstellbare Dimensionen in das Marketing" gelaufen.
Leere Versprechen
Die Ermittlungen begannen in Leibnitz, nachdem die Website von "Juicy Fields" im Jahr 2022 plötzlich offline gegangen war. Als die Anleger:innen auch nach längerer Zeit weiterhin nicht auf ihre Konten zugreifen konnten, wurden die ersten Anzeigen erstattet.
Auf der Cannabis-Crowdgrowing-Plattform konnte man zuvor in das Anpflanzen und Verkaufen von medizinischem Cannabis investieren, erklärte Manuel Scherscher, stellvertretender Direktor des BK und Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität. Dafür versprachen die Täter hohe Gewinne von 50 bis 60 Prozent, die in Form von Renditen ausbezahlt werden sollten.
"Bei dem Versprechen war in Wahrheit nichts dahinter", so Scherscher. Anstatt in die behaupteten Projekte zu investieren, hätten die Beschuldigten den Verbleib der dafür vorgesehenen Gelder verschleiert und dieses zur Finanzierung des eigenen Lebensstils verwendet. Die Ermittler gehen davon aus, dass das sogenannte "Ponzi-System" - eine Art Schneeballsystem - geplatzt war und sich die Betrüger aus dem Staub machen wollten und deshalb die Website stilllegten.
Auf einem zypriotischen Konto wurden noch Gelder sichergestellt, allerdings sei das nur ein Bruchteil jener Summe, die von den Opfern eingezahlt wurde. Es soll sich um einen niedrigen Millionenbetrag handeln.
Kryptowährungsbetrug in Kärnten
Eine ähnliche Vorgehensweise von Anlagebetrug betrifft die "EXW Gruppe" in Kärnten mit 40.000 Opfern und 14 Millionen Euro Schaden. Die Beschuldigten sollen den Anleger:innen hohe Renditen über Immobilienprojekte, den Handel mit Kryptowährungen und einer eigens geschaffene Kryptowährung namens "EXW-Token" versprochen haben. Auch hier seien die Investorengelder jedoch nur von einem Konto aufs nächste überwiesen worden, um den Verbleib zu verschleiern. Um neue Kund:innen anzuwerben, sei zudem ein Pyramidensystem zum Einsatz gekommen.
In dieser Sache kommt demnächst ein Großverfahren auf das Landesgericht Klagenfurt zu: Acht Personen wurden angeklagt, die Anklage ist bereits rechtswirksam. Einen Termin für das Großverfahren gab es vorerst nicht.
Zusammenfassung
- Beim mutmaßlichen Millionenbetrugsfall rund um das Cannabis-Crowdgrowing "Juicy Fields" wurden am Freitag weitere Details bekannt. Er dürfte einer der Haupttäter sein.
- Im Juli wurde ein Mann aus Niederösterreich festgenommen.
- Er dürfte einer der Haupttäter sein.