Selenskyj nennt Lage an Front "äußerst schwierig"
Kiew arbeite mit Nachdruck an der Wiederaufnahme der Hilfen durch die westlichen Partner, versicherte der ukrainische Staatschef seinen Landsleuten. Erst am Wochenende hatten sich ukrainische Kräfte aus der Stadt Awdijiwka zurückziehen müssen.
Selenskyj hatte zuvor den Frontabschnitt Kupjansk im Gebiet Charkiw besucht. Die Russen, die im Herbst 2022 aus der Stadt vertrieben wurden, rücken seit Wochen auf die Kleinstadt mit dem als strategisch wichtig geltenden Eisenbahnknoten vor, auch weil die Ukrainer zu wenig Munition haben. In seiner Ansprache bedankte sich der Präsident bei den ukrainischen Betrieben, die die Rüstungsproduktion im eigenen Land vorantrieben. Derzeit könne sich das Land allerdings noch nicht autark mit Waffen und Munition versorgen und sei weiter auf Hilfen angewiesen, sagte er.
Selenskyj sprach in seiner Rede auch die Proteste polnischer Bauern gegen ukrainische Agrarexporte an. Die Blockade der Grenzübergänge durch die Polen sei ein verheerendes Signal der "Erosion der Solidarität", sagte er. Da nur fünf Prozent der ukrainischen Landwirtschaftsexporte über die polnische Grenze gingen, liege das Problem nicht beim Getreide, sondern in der Politik. Es seien gemeinsame und auf das Gemeinwohl gerichtete Entscheidungen nötig, um die Situation zu lösen, sagte er.
Zuvor hatte der ukrainische Luftwaffenchef, Mykola Oleschtschuk, von zwei weiteren abgeschossenen russischen Kampfflugzeuge gesprochen. Die Suchoi-Maschinen der Typen Su-34 und Su-35C sollen dabei im besetzten Teil des Donezker Gebiets bei Mariupol abgestürzt sein. Damit hat die russische Luftwaffe Kiew zufolge innerhalb von drei Tagen fünf Kampfflugzeuge verloren. Bestätigungen der Abschüsse von russischer Seite lagen nicht vor. Unabhängig ließen sich die Angaben zunächst nicht überprüfen.
Die Ukraine verteidigt sich seit knapp zwei Jahren mit westlicher Hilfe gegen die russische Invasion. Für die Verteidigung hat Kiew auch moderne Flugabwehrsysteme mit großer Reichweite erhalten.
Zusammenfassung
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach seiner Teilnahme an der Münchner Sicherheitskonferenz einen Frontbesuch im Osten der Ukraine durchgeführt und dort Soldaten ausgezeichnet.
- Laut dem ukrainischen Luftwaffenchef wurden zwei russische Kampfflugzeuge vom Typ Su-34 und Su-35C im Donezker Gebiet abgeschossen, was den Verlust von insgesamt fünf russischen Kampfflugzeugen in drei Tagen bedeutet.
- Nach nahezu zweijähriger Verteidigung gegen die russische Invasion hat die Ukraine die strategisch wichtige Stadt Awdijiwka aufgegeben, trotz der Unterstützung durch moderne westliche Flugabwehrsysteme.