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Integration

Flüchtlinge von 2015: Mehrheit der Frauen ohne Arbeit

Heute, 12:31 · Lesedauer 3 min

Nur eine Minderheit der 2015 in Österreich angekommenen geflüchteten Frauen ist erwerbstätig. Relativ rasch finden hierzulande hingegen regulär zugewanderte Personen aus EU-Ländern und Drittstaaten Arbeit. Die Integration in den Arbeitsmarkt ist regional unterschiedlich erfolgreich.

38 Prozent gingen 2023 zumindest an 90 Tagen einer Arbeit nach, im Vergleich zu 78 Prozent ihrer männlichen Pendants, zeigt ein vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) in Auftrag gegebener Bericht über die Erwerbsverläufe verschiedener Zuwanderergruppen. 

Vergleicht man Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und Somalia, so gelang ersteren die Erwerbsintegration besser. Nach acht Jahren sind 69 Prozent der 2015 ins Land gekommenen Afghaninnen und Afghanen (83 Prozent der Männer, 36 Prozent der Frauen) erwerbstätig. Bei den Syrern und Somaliern sind es 63 Prozent (77 bis 78 Prozent der Männer, 33 Prozent der Frauen).


Anders sieht das bei EU-Bürgern und regulär aus Drittstaaten zugewanderten Menschen aus: Erstere sind zu 75 Prozent im ersten Jahr erwerbstätig. Bei den 2022 zugewanderten Drittstaatsangehörigen waren es nach einem Jahr ebenfalls 74 Prozent.

Später Zugang zu Arbeitsmarkt

Die Studie zeigt zudem, dass Flüchtlinge dem Arbeitsmarkt im Jahr nach der Zuwanderung mehrheitlich nicht zur Verfügung stehen. Bei jenen, die 2015 ins Land kamen, hängt das etwa mit der Dauer der Asylverfahren zusammen.

Zudem brauchten Flüchtlinge sieben bis zwölf Jahre, um zwei Drittel des Durchschnittseinkommens zu erreichen.

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59 Prozent der Asylwerberinnen und Asylwerber, die 2015 nach Österreich kamen, blieben auch im Land. Hingegen hatten 70 Prozent jener, die 2022 einen Asylantrag stellten, das Land im nächsten Jahr wieder verlassen - unter ihnen vor allem Personen mit geringer Aussicht auf einen positiven Asylbescheid.


Das Gelingen der Arbeitsmarktintegration war auch vom Wohnort abhängig: Im Westen waren Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte erfolgreicher als im Osten Österreichs.

Jene, die zu Beginn ihres Aufenthalts im Jahr 2015 im Westen oder der Mitte Österreichs lebten und dort blieben, hatten 2023 eine Erwerbsquote von über 80 Prozent. Jene, die von dort in den Osten, insbesondere nach Wien, übersiedelten, hatten eine Erwerbsquote von über 59 bis 62 Prozent.

Plakolm: "Wer bei uns lebt, muss Teil werden"

Zwei Drittel der regulär zugewanderten Drittstaatsangehörigen waren vier bis fünf Jahre nach dem Ankommen in Österreich noch im Land. Eine hohe Mobilität wiesen die EU-Bürger auf: Nach drei bis vier Jahren hat die Hälfte Österreich wieder verlassen.


"Wer bei uns lebt, muss Teil werden", wird Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP), die den Bericht am Freitag gemeinsam mit Studienautor und Migrationsexperte Rainer Münz vorstellte, in einer Pressemitteilung zitiert. Arbeit sieht sie in diesem Sinne als Möglichkeit, "das gelernte Deutsch zu üben und mit Menschen in Kontakt zu kommen."

Zusammenfassung
  • Nur 38 Prozent der geflüchteten Frauen, die 2015 nach Österreich kamen, sind erwerbstätig, im Gegensatz zu 78 Prozent ihrer männlichen Pendants. Afghanische Flüchtlinge integrieren sich besser in den Arbeitsmarkt, wobei 69 Prozent erwerbstätig sind.
  • Regulär zugewanderte Personen aus EU-Ländern und Drittstaaten finden schneller Arbeit, mit 75 bzw. 74 Prozent im ersten Jahr. Im Gegensatz dazu stehen viele Flüchtlinge im Jahr nach ihrer Ankunft nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.
  • Die Integration in den Arbeitsmarkt ist regional unterschiedlich erfolgreich. Im Westen Österreichs sind Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte erfolgreicher, mit einer Erwerbsquote von über 80 Prozent, verglichen mit 59 bis 62 Prozent im Osten.