Scheuba zur Korruption in Österreich: "Nicht einmal der kleine Bürgermeister will Transparenz haben"
Kabarettist Florian Scheuba nennt das Ibiza-Video ein "bürgerliches Trauerspiel", wobei Heinz-Christian Strache dort auch die Wahrheit gesagt habe, wenn es etwa um verdeckte Parteienfinanzierung gehe. Dass Strache in der Finca auch betont habe, er wolle nichts Illegales machen, helfe ihm laut Scheuba nicht - er habe am Schluss auf Johann Gudenus noch eingeredet, dass er "ins Geschäft kommen" wolle, erzählt der Kabarettist, der das Video ganz gesehen hat und ein Buch über die Korruptionsaffären in Österreich geschrieben hat.
Ohne das Ibiza-Video wäre es vermutlich nicht zu den Hausdurchsuchungen gekommen, bei welchen Thomas Schmids Handy beschlagnahmt wurde und Sebastian Kurz (ÖVP) wäre vielleicht noch Bundeskanzler. Staatskünstler Thomas Maurer kritisiert, dass Kurz die Wahl mit "Manipulation" gewonnen hätte - er meint die Inseratenaffäre - und, dass er die Wahlkampfkosten überschritten hätte, was "jämmerlich sanktioniert" werden würde. Scheuba ergänzt: Das sei in Österreich so als würde ein Sportler beim Doping erwischt werden, dürfe aber Sieger bleiben und könne die Strafe vom Preisgeld zahlen.
Medienfreiheit mit Erpresserfreiheit verwechselt
Besonders bedenklich findet Florian Scheuba auch die Medienkorruption in Österreich, das würde unter anderem die Inseratenaffäre mit dem "Beinschab-'Österreich'-Tool" zeigen. Da würde "Pressefreiheit mit Erpresserfreiheit" verwechselt werden und der Steuerzahler durfte die "sinnlosen Umfragen und Inserate auch noch selber bezahlen". Korruptionsexperte Martin Kreutner betont, dass in Frankreich ein ehemaliger Staatspräsident für so eine Affäre ein Jahr ins Gefängnis musste - "und wir preisen es ein", kritisiert er.
Für Scheuba ebenfalls schlimm: Es werde nun der Spin verbreitet, dass alle Parteien gleich korrupt seien. Das sei ein "großes Geschenk an echte Gauner". Dass sich in Sachen Informationsfreiheit in Österreich etwas tut, bezweifelt Scheuba: "Nicht einmal der kleine Bürgermeister in seinem Ort will in Wirklichkeit Transparenz haben", sagt er. Es werde nur so getan als würde man das haben wollen und schiebe sich gegenseitig die Schuld zu. "Die wollen nicht, dass sie kontrollierbar werden".
Korruption als Gewohnheitsrecht
Thomas Maurer betont, dass "ohne massiven Druck" nichts passieren würde. Korruption würde "als Gewohnheitsrecht interpretiert" werden. Es gebe "so wenig Schuldempfinden", weil diese Menschen vielleicht "psychologische Ausnahmeerscheinungen" seien, "die einfach keine Scham empfinden können, wie Nacktmulle keinen Schmerz empfinden können".
Korruptionsexperte Martin Kreutner betont, dass das Antikorruptionsvolksbegehren "einiges in der Pipeline" hätte. Die "Ankündigungspolitik" müsse nun aber umgesetzt werden. Das Bewusstsein in der Bevölkerung sei jedenfalls gestiegen.
Zusammenfassung
- Die Kabarettisten Florian Scheuba und Thomas Maurer sowie der Korruptionsexperte Martin Kreutner sprechen im PULS 24 Interview mit Corinna Milborn über die Folgen des Ibiza-Videos.
- Besonders bedenklich findet Florian Scheuba auch die Medienkorruption in Österreich, das würde unter anderem die Inseratenaffäre mit dem "Beinschab-'Österreich'-Tool" zeigen.
- a würde "Pressefreiheit mit Erpresserfreiheit" verwechselt werden und der Steuerzahler durfte die "sinnlosen Umfragen und Inserate selber bezahlen auch noch".
- Thomas Maurer betont, dass "ohne massiven Druck" nichts passieren würde. Korruption werden "als Gewohnheitsrecht interpretiert" werden. Es gebe "so wenig Schuldempfinden".
- Korruptionsexperte Martin Kreutner betont, dass das Antikorruptionsvolksbegehren "einiges in der Pipeline" hätte. Die "Ankündigungspolitik" müsse nun aber umgesetzt werden. Das Bewusstsein in der Bevölkerung sei jedenfalls gestiegen.