APA/APA/SHOWFACTORY/MARTIN WIESNER

Fendrich: "Österreich ist wieder das Naziland"

Rainhard Fendrich, der Komponist der inoffiziellen Österreich-Hymne "I am from Austria", zeigt sich in einem Interview besorgt über die Demokratie und warnt vor der FPÖ.

Austro-Pop-Legende Rainhard Fendrich hat ein neues Album namens "Wimpernschlag" herausgegeben. Darin greift er durchaus ernste Themen auf: Unter anderem singt der 60-Jährige übers Älterwerden, Geflüchtete, Kimakrise, Krieg und den Aufstieg von Populisten und Despoten. 

In einem Interview mit der "Zeit" erklärte der Sänger nun: "Ich war ehrlich noch nie so besorgt um unsere Demokratie wie jetzt". Seine Sorge begründet er mit den jüngsten Wahlergebnissen und Koalitionsverhandlungen in Österreich und in der Welt. "Wir bräuchten einen Kanzler, der die Gräben schließt, und nicht einen, der sie weiter aufreißt. Aber mit Warnungen, dass die Demokratie in Gefahr ist, gewinnt man keine Wahlen, das haben wir in den USA gesehen. Man erkennt den Wert der Demokratie erst, wenn sie geht", so Fendrich. 

"Zuerst stirbt die Meinungsfreiheit"

Viele Künstler-Kolleg:innen würden ihm sagen, sie würden sich nicht mehr politisch äußern, weil sie Angst hätten. "Zuerst stirbt die Meinungsfreiheit", kommentiert das Fendrich. "Wir können in unseren Nachbarländern beobachten, was passiert, wenn die Politik die Medien und die Justiz kontrolliert". 

Fendrich, der sich seit Jahren immer wieder kritisch gegenüber der FPÖ äußert, nennt die Blauen aber nach wie vor beim Namen: FPÖ-Chef Herbert Kickl verwende den Begriff "Remigration", das sei laut dem Austro-Pop-Star "menschenverachtend, herzlos und unreflektiert"

Den Song "I am from Austria" singe er aber dennoch. Er habe den Song als Reaktion auf die Wahldheim-Affäre geschrieben: "Alle Österreich galten plötzlich als Nazis. (...) Jetzt sind wir wieder an dem Punkt: Österreich ist wieder das Naziland", so Fendrich. Die Zeile "I kenn die Leit, I kenn di Ratten. Die Dummheit, die zum Himmel schreit", passe da immer noch. 

"Die Menschen sind unzufrieden"

Dass 30 Prozent der Österreicher rechtsnational sind, will der Sänger aber dann doch nicht glauben. "Die Menschen sind unzufrieden, weil es ihnen nicht mehr so gut geht wie früher. Der Rechtsruck in ganz Europa ist ein Versagen der ehemaligen Großparteien und der vergangenen Regierungen, analysiert er im "Zeit"-Interview. Die Populisten hätte darauf aber auch keine Antwort.

"Eine Regierung unter Kickl wird wohl wieder unterirdisch zur Angelobung in die Hofburg gehen müssen, durch den Tunnel, wie im Jahr 2000", ist er sicher. 

Sparplan von Blau-Türkis: Wo der Rotstift angesetzt wird

ribbon Zusammenfassung
  • Rainhard Fendrich, der Komponist der inoffiziellen Hymne Österreich "I am from Austria", zeigt sich in einem Interview besorgt über die Demokratie und warnt vor der FPÖ.
  • FPÖ-Chef Herbert Kickl verwende den Begriff "Remigration", das sei laut dem Austro-Pop-Star "menschenverachtend, herzlos und unreflektiert".
  • Den Song "I am from Austria" singe er aber dennoch. Er habe den Song als Reaktion auf die Wahldheim-Affäre geschrieben: "Alle Österreich galten plötzlich als Nazis. (...) Jetzt sind wir wieder an dem Punkt: Österreich ist wieder das Naziland".
  • Dass 30 Prozent der Österreicher rechtsnational sind, will der Sänger aber dann doch nicht glauben.