Kämpfe im Sudan dauern weiter an
Am Sonntag traf UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths in Jeddah ein. "Martin Griffiths hält sich derzeit in Jeddah auf, um sich mit humanitären Fragen im Zusammenhang mit dem Sudan zu befassen", sagte UN-Sprecherin Eri Kaneko. Nach Angaben der Organisation wollte sich Griffiths mit Vertretern der beiden Generäle treffen, die sich im Sudan bekämpfen: Armeechef Abdel Fattah al-Burhan und Mohamed Hamdan Dagalo, der die paramilitärische RSF-Gruppe anführt. Anzeichen dafür, dass Griffiths eine direkte Rolle bei der Vermittlung eines möglichen Waffenstillstand spielen würde, gab es nicht.
Vertreter der USA und Saudi-Arabiens versicherten, dass die beiden Konfliktparteien an einer Waffenruhe arbeiteten. Armee und Miliz gaben keine Erklärungen zu den Gesprächen ab. "Die Armeedelegation wird nur über die Waffenruhe sprechen und wie sie richtig umgesetzt wird, um humanitäre Hilfe zu ermöglichen", sagte Armeesprecher Nabil Abdallah lediglich. RSF-Befehlshaber Dagalo schrieb im Onlinedienst Twitter, er unterstütze die Gespräche.
Riad und Washington begrüßten den "Beginn von Vorgesprächen" und ermahnten beide Parteien, "sich aktiv einzubringen". Sie machten jedoch keine Angaben zum offiziellen Beginn oder zum Inhalt der Gespräche.
Saudi-Arabien hatte am Samstag bestätigt, dass Unterhändler der sudanesischen Konfliktparteien zu direkten Gesprächen in Jeddah eingetroffen waren. Nach Angaben eines saudiarabischen Diplomaten sind an den Gesprächen zudem Vertreter Großbritanniens, Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate und der USA beteiligt.
Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Aboul Gheit, sprach sich am Sonntag für "indirekte Verhandlungen" aus, um "eine Eskalation des gegenwärtigen Konflikts" in einen längeren Krieg zu verhindern, "der den Sudan in kriegsführende Regionen aufteilt". Die einflussreichen Staaten der arabischen Welt sind angesichts des Konflikts gespalten: Ägypten unterstützt die reguläre Armee, während die Vereinigten Arabischen Emirate zur RSF-Miliz halten.
Bei den seit Mitte April andauernden Gefechten im Sudan wurden nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Acled bereits mehr als 700 Menschen getötet, die meisten in Khartum und in der Region Darfur. Hunderttausende Menschen wurden vertrieben. Die Konfliktparteien vereinbarten schon mehrere Waffenruhen, die aber immer wieder gebrochen wurden.
Sowohl die Armee als auch die RSF-Miliz versuchen sich als Bewahrer demokratischer Werte darzustellen, obwohl beide Seiten am jüngsten Putsch im Jahr 2021 beteiligt waren. Burhan und sein ehemaliger Stellvertreter Dagalo hatten 2019 nach Massenprotesten der Bevölkerung gemeinsam den langjährigen Machthaber Omar al-Bashir abgesetzt.
Eine Übergangsregierung aus sechs Zivilisten und fünf Militärs sollte das Land im Anschluss in Richtung Demokratie führen - bis die Generäle 2021 putschten. Der jetzige Konflikt entzündete sich am Streit darüber, wie die Miliz in die regulären Truppen integriert werden soll.
Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF warnte vor den tödlichen Folgen der anhaltenden Kämpfe für Kinder. Bereits 190 Kinder seien in den ersten elf Tagen des Konflikts getötet und 1700 weitere verletzt worden, teilte UNICEF-Sprecher James Elder mit.
Der UN-Menschenrechtsrat setzte auf Antrag von Großbritannien, Norwegen, der Vereinigten Staaten und Deutschland für Donnerstag eine Sondersitzung zur Situation im Sudan an. Nach UN-Angaben vom Freitag könnten bei einem anhaltenden Konflikt zusätzliche zwei bis zweieinhalb Millionen Menschen im Sudan ihre Ernährung in den kommenden drei bis sechs Monaten nicht mehr sicherstellen. Damit wären im gesamten Land rund 19 Millionen Menschen akut hunger- und mangelernährungsgefährdet.
Zusammenfassung
- Die seit Wochen andauernden Kämpfe im Sudan haben trotz internationaler Bemühungen um einen Waffenstillstand auch am Wochenende nicht nachgelassen.
- Von den am Wochenende begonnenen Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Vertretern der sudanesischen Armee und der RSF-Miliz in Saudi-Arabien drangen zunächst wenig Nachrichten nach außen.
- Sie machten jedoch keine Angaben zum offiziellen Beginn oder zum Inhalt der Gespräche.