300 Flüchtlinge: Ex-EU-Ratspräsident ätzt gegen Johnson wegen "großzügiger" Aufnahme
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson kündigte am Montag an, dass sein Land "sehr, sehr großzügig" sein und ermöglichen wolle, Visas für Unkrainer zu sponsern. "Wir sind so großzügig, wie wir sein können", so der Spitzenpolitiker.
Der ehemalige EU-Rats-Präsident Donald Tusk äzte daraufhin auf Twitter, dass das "Solidarität im Einsatz" sei und fügte ein "Facepalm"-Emoji an. "Das Vereinigte Königreich hat Flüchtlingen 50 Visas ausgestellt, während Polen 1,2 Millionen Ukrainer in zwei Wochen willkommen geheißen hat", so Tusk weiter und zitierte auch die Aussage Johnsons zur Großzügigkeit.
https://twitter.com/donaldtuskEPP/status/1501122497965666305
300 Flüchtlinge aufgenommen, 17.700 Anträge
Die 50 Visas beziehen sich auf Zahlen vom Montag. Mit Stand vom Dienstag hat das Land im Rahmen eines ausgeweiteten Visa-Programms für Angehörige von in Großbritannien lebenden Ukrainerinnen und Ukrainern nur 300 Flüchtlinge aufgenommen.
Insgesamt gibt es bisher 17.700 Anträge von Familienangehörigen, die nach Großbritannien kommen wollen, wie aus Zahlen des Innenministeriums von Montag hervorgeht. Einem BBC-Bericht zufolge sollen zudem rund 600 Flüchtlinge in Calais an der französischen Küste des Ärmelkanals festhängen. Nach Angaben französischer Behörden sollen fast 300 Antragstellende wegen fehlender Papiere zurückgewiesen worden sein - oft mit der Aufforderung, stattdessen in Paris oder Brüssel den entsprechenden Antrag zu stellen.
Großbritannien fährt einen anderen Kurs als die EU und will Ukrainer nicht ohne Einschränkungen aufnehmen. Einreisen darf nur, wer Angehörige in Großbritannien hat. Laut Johnson könnte durch das von ihm angekündigte "unglaublich großzügige Programm" bis zu 200.000 Ukrainern die Einreise gewährt werden. Doch die Formalitäten bereiten Berichten zufolge vielen Menschen Schwierigkeiten.
Kritik aus eigener Partei: "Sicherlich kein Erfolg"
"Das ist zu langsam. Zu viele Hürden, die verzweifelte Familien überwinden müssen", twitterte die Labour-Politikerin Yvette Cooper. Kritik kommt auch aus der Regierungspartei selbst. "Das ist sicherlich kein Erfolg", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im britischen Unterhaus, der Tory-Abgeordnete Tom Tugendhat, dem Radiosender LBC am Montag. Es müsse sichergestellt werden, dass das Innenministerium die Zusage über die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine umsetze.
Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin warf Großbritannien am Sonntag "Mangel an Menschlichkeit" vor. Flüchtlinge seine vor der Überquerung des Ärmelkanals aufgefordert worden, in Paris oder Brüssel Visas anzufordern.
Zusammenfassung
- Großbritanniens Premierminister Boris Johnson kündigte am Montag an, dass sein Land "sehr, sehr großzügig" sein und ermöglichen wolle, Visas für Unkrainer zu sponsern. "Wir sind so großzügig, wie wir sein können", so der Spitzenpolitiker.
- Der ehemalige EU-Rats-Präsident Donald Tusk äzte daraufhin auf Twitter, dass das "Solidarität im Einsatz" sei und fügte ein "Facepalm"-Emoji an.
- "Das Vereinigte Königreich hat Flüchtlingen 50 Visas ausgestellt, während Polen 1,2 Millionen Ukrainer in zwei Wochen willkommen geheißen hat", so Tusk weiter und zitierte auch die Aussage Johnsons zur Großzügigkeit.
- Die 50 Visas beziehen sich auf Zahlen vom Montag. Mit Stand vom Dienstag hat das Land im Rahmen eines ausgeweiteten Visa-Programms für Angehörige von in Großbritannien lebenden Ukrainerinnen und Ukrainern nur 300 Flüchtlinge aufgenommen.
- Insgesamt gibt es bisher 17.700 Anträge von Familienangehörigen, die nach Großbritannien kommen wollen.
- Einem BBC-Bericht zufolge sollen zudem rund 600 Flüchtlinge in Calais an der französischen Küste des Ärmelkanals festhängen.