Franziskus ist tot
Erste Papstwahl ohne Österreicher?
Bei den Konklaven 1963 und 1978 durfte Kardinal Franz König mitstimmen, 2005 und 2013 war Christoph Schönborn mit dabei. Dieser ist zwar nach wie vor Kardinal, hat aber Anfang des Jahres seinen für die Wahlberechtigung entscheidenden 80. Geburtstag gefeiert. Bei den Papstwahlen 1978 und 2005 zählten die damaligen Wiener Erzbischöfe sogar zum engeren Favoritenkreis.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts haben die Wiener Erzbischöfe durchgehend auch die Kardinalswürde und sind damit auch Papstwähler, sofern sie jünger als 80 Jahre alt sind. Die heutige Situation ähnelt jener im Jahr 1958. Damals hatte Wien mit Franz König bereits zwei Jahre lang einen neuen Erzbischof, doch fehlte diesem noch die Kardinalswürde.
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Diese erhielt er erst im Dezember 1958, zwei Monate nach der Wahl von Angelo Giuseppe Roncalli zum neuen Papst, der als Johannes XXIII. und Initiator des Zweiten Vatikanischen Konzils in die Geschichte einging. Königs Vorgänger, Kardinal Theodor Innitzer, war im Jahr 1955 verstorben.
1963 nahm Kardinal König dann an der Wahl von Paul VI. sowie 1978 an den Bestellungen von Johannes Paul I. und Johannes Paul II. teil. Ende der 1990er Jahre hatte Österreich dann sogar vier Kardinäle: Allerdings war davon nur einer, der 1998 neu ins Kardinalskollegium aufgenommene Christoph Schönborn, wahlberechtigt. Hermann Groer, Alfons Maria Stickler und Franz König lebten in diesem Zeitraum zwar noch, waren aber schon über 80 Jahre alt und somit nicht mehr wahlberechtigt. Ein Konklave fand damals aber ohnehin nicht statt. Papst war Johannes Paul II., der erst 2005 verstarb.
Schönborn nahm dann sowohl an der Papstwahl von Benedikt XVI. als auch nach dessen Rücktritt 2013 an der Kür des nun verstorbenen Papst Franziskus teil. Über dessen Nachfolge darf er nun zwar im "Vorkonklave" mitdiskutieren - das Mitwählen ist ihm aber nach seinem 80. Geburtstag nicht mehr gestattet.
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Auch vor dem Zweiten Weltkrieg war die Teilnahme österreichischer Kardinäle am Konklave Usus - wobei Innitzer 1939 bei der Wahl von Pius XII. nach dem "Anschluss" Österreichs an Nazi-Deutschland formal bereits als Vertreter des Deutschen Reichs galt.
1922 waren bei der Wahl von Pius XI. mit Andreas Franz Frühwirth und Friedrich Gustav Piffl sogar zwei österreichische Kardinäle beteiligt. Bei den anderen beiden Papstwahlen des 20. Jahrhunderts, 1903 und 1914, herrschten in Österreich noch die Habsburger und gab es den Staat Österreich noch nicht innerhalb seiner heutigen Grenzen. Damals nahmen fünf (1903) bzw. vier (1914) Vertreter Österreich-Ungarns teil.
1978 und 2005 waren Österreicher Favoriten und "Papst-Macher"
König und Schönborn zählten bei den Papstwahlen zum Favoritenkreis und waren dem Vernehmen nach auch selbst "Papst-Macher". Beim Konklave im Oktober 1978 war König treibende Kraft hinter der Ernennung des Erzbischofs von Krakau, Karol Wojtyla, der sich den Namen Johannes Paul II. gab.
Schönborn stand bei seiner ersten Konklave-Teilnahme im Jahr 2005 bei Experten und Buchmachern hoch im Kurs. Er genoss im Kardinalskollegium große Anerkennung als Theologe und Redakteur des Katechismus der Katholischen Kirche. Gelobt wurde auch sein Krisenmanagement nach dem Missbrauchsskandal rund um seinen Vorgänger Groer.
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Dem Vernehmen nach dürfte er nur wegen seines vergleichsweise jungen Alters - damals 60 Jahre - nicht zum Zuge gekommen sein, weil die Kardinäle kein weiteres langes Pontifikat wünschten. Gewählt wurde schließlich Joseph Ratzinger, dessen enger Mitarbeiter Schönborn gewesen war.
Beim Konklave 2013 war Schönborn dann kein Topfavorit mehr, nach dem durchwachsenen Pontifikat seines Mentors Ratzinger sahen sich die Kardinäle nämlich bewusst am anderen Ende der Welt um.
Verspätetes österreichisches Veto bei Papstwahl 1846
Um eine weitere Papstwahl ohne österreichische Beteiligung zu finden, muss man ins Jahr 1846 zurückgehen. Damals waren 49 der 50 Teilnehmer des Konklave Italiener, doch wären mehrere Österreicher wahlberechtigt gewesen.
Abwesend war etwa der damalige Fürsterzbischof von Salzburg, Friedrich zu Schwarzenberg, genauso wie der Erzbischof von Mailand, Karl Kajetan von Gaisruck. Der gebürtige Klagenfurter kam zu spät zu den Beratungen und konnte damit nicht mehr das vom österreichischen Kaiser Ferdinand I. geäußerte Veto gegen die Kür des Bischofs von Imola zu Papst Pius IX. einlegen.
Salzburger zuletzt im Jahr 1903 beim Konklave
Schwarzenberg nahm als damaliger Prager Erzbischof am Konklave 1878 teil. Im Jahr 1903 war mit Johann Baptist Katschthaler zum bisher letzten Mal ein Salzburger Erzbischof bei der Papstwahl dabei.
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Zusammenfassung
- Erstmals seit 1958 ohne Beteiligung eines österreichischen Kardinals wird Anfang Mai ein neuer Papst gewählt.
- Bei den Konklaven 1963 und 1978 durfte Kardinal Franz König mitstimmen, 2005 und 2013 war Christoph Schönborn mit dabei.
- Dieser ist zwar nach wie vor Kardinal, hat aber Anfang des Jahres seinen für die Wahlberechtigung entscheidenden 80. Geburtstag gefeiert.
- Bei den Papstwahlen 1978 und 2005 zählten die damaligen Wiener Erzbischöfe sogar zum engeren Favoritenkreis.