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Spannung in Frankreich: Wie geht Macrons Wahl-Poker aus?

In Frankreich ist am Sonntag die Stichwahl, die Spannung ist groß. Das Ergebnis könnte die erste rechte Regierung seit Ende des Zweiten Weltkriegs bringen. Seit 8 Uhr wird gewählt, das Interesse ist groß. Präsident Emmanuel Macron steht dabei besonders unter Druck.

In den französischen Überseegebieten wird schon seit Samstag gewählt, im Frankreich selbst strömen die Bewohner und Bewohnerinnen seit 8 Uhr früh an die Wahlurnen. 

Um 17.00 Uhr lag die Wahlbeteiligung bei der zweiten Runde der Parlamentswahl bei 59,71 Prozent, wie das Innenministerium am Sonntag in Paris mitteilte. Dies ist die höchste Wahlbeteiligung seit der Parlamentswahl von 1981, die auf die Wahl des Sozialisten François Mitterrand zum Präsidenten folgte.

In der ersten Runde der Parlamentswahl vor einer Woche hatte die Wahlbeteiligung um 17.00 Uhr bei 59,39 Prozent gelegen und damit auch sehr hoch.

Der Wahlkampf war durch eine starke Polarisierung zwischen dem rechtspopulistischen Lager und dem linksgerichteten Lager geprägt, das Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron lag hinter den beiden Seiten zurück. 

Le Pen oder Stillstand in der Regierung?

Bei der Wahl könnte die rechtspopulistische Partei Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen gewinnen, die in der ersten Runde stärkste Kraft geworden war. Ob der RN die absolute Mehrheit erreichen wird, gilt jedoch als ungewiss. Mit ersten Hochrechnungen wird am Abend gegen 20.00 Uhr gerechnet.

Sollte Le Pens Partei keine absolute Mehrheit bekommen, zeichnet sich die Bildung von drei Blöcken in der Nationalversammlung ab. Dann droht eine Lähmung der Regierung, die das Land in eine politische Krise stürzen könnten.

Schuss ging nach hinten los: Macron nur Dritter

Schon jetzt ist klar. Präsident Emmanuel Macron hat sich ordentlich verspekuliert. Er rief die Neuwahl nach dem Wahltriumph des Rassemblement National und seiner Niederlage bei der Europawahl am 9. Juni aus. Die Rechtspopulisten fuhren am vergangenen Sonntag beim ersten Wahlgang einen deutlichen Wahlsieg ein, Macron wurde nur Dritter

Frankreich-Parlamentswahl: Rechtsnationale vorn

Politikwissenschaftler Andreas Eisl zum Wahlergebnis nach der ersten Runde im Interview mit Anchor René Ach.

Linke Parteien rücken zusammen

Nach dem Wahlsieg der Rechtspopulisten in der ersten Runde, rief Macron zu einem "breiten, demokratischen und republikanischen Bündnis" auf. 

Durch den taktischen Rückzug von mehr als 200 Kandidaten der Neuen Volksfront und aus dem Regierungslager nach der ersten Wahlrunde ist die absolute Mehrheit für den RN etwas weniger wahrscheinlich geworden. Es ist allerdings nicht abzuschätzen, wie viele Wähler tatsächlich den Wahlempfehlungen der Kandidaten folgen, die sich zurückgezogen haben, um RN-Kandidaten auszubremsen.

Entscheidend für das Wahlergebnis ist nicht der Anteil an den Gesamtstimmen, sondern die Zahl der gewonnenen Wahlkreise. Für eine absolute Mehrheit sind 289 von 577 Sitzen notwendig.

Im Fall einer absoluten Mehrheit der Rechtspopulisten im Parlament nach der Wahl könnte Macron politisch gezwungen sein, deren Parteichef Jordan Bardella zum Regierungschef zu ernennen.

ribbon Zusammenfassung
  • In Frankreich ist am Sonntag die Stichwahl, die Spannung ist groß.
  • Das Ergebnis könnte die erste rechtspopulistische Regierung seit Ende des Zweiten Weltkriegs bringen.
  • Seit 8 Uhr wird gewählt, das Interesse ist groß.
  • Präsident Emmanuel Macron steht dabei besonders unter Druck.