"Liesinger Gang"
Ermittlungen um Jugendbande: 14-Jähriger wieder auf freiem Fuß
Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen mehrere Jugendliche aus Wien-Liesing, die eine 29-Jährige vergewaltigt und erpresst haben sollen. Die Burschen sollen auch in der Wohnung der Frau Feuer gelegt haben.
In der vergangenen Woche wurde das mutmaßliche Opfer als Zeugin einvernommen. Die Befragung fand kontradiktorisch statt, die mutmaßlichen Täter und das Opfer trafen also nicht aufeinander.
In der mehrstündigen Einvernahme durch die Anklagebehörde bekräftigte die 29-Jährige nach Informationen der APA ihre bisherigen Angaben vor der Polizei.
14-Jähriger wieder auf freiem Fuß
Vier Verdächtige befinden sich indessen weiter in Haft, ein 14-Jähriger wurde jedoch enthaftet. Der Jugendliche wurde vor wenigen Tagen gegen gelindere Mittel auf freien Fuß gesetzt, wie Landesgerichts-Sprecherin Christina Salzborn Montagmittag bestätigte.
Dafür musste er geloben, keinen Kontakt zu den übrigen Verdächtigen oder der Betroffenen aufzunehmen, an seiner Adresse wohnen zu bleiben, mit den Behörden zu kooperieren und seine Ausbildung fortzusetzen. Vier Beschuldigte im Alter zwischen 15 und 17 befinden sich dagegen weiter in U-Haft beziehungsweise Strafhaft.
Keine Ermittlungen gegen 29-Jährige
Ausgangspunkt des Ganzen war eine Affäre der 29-Jährigen mit einem der Jugendlichen im Jänner 2024, der Bursch war damals 17 Jahre alt. Strafrechtlich ermittelt wird gegen die Frau in diesem Zusammenhang nicht, wie Staatsanwaltschaft-Sprecherin Nina Bussek auf APA-Anfrage mitteilte.
Der Sex war einvernehmlich, der Jugendliche war alt genug und auch sonst lagen keine Umstände vor, die an einen Tatbestand des Sexualstrafrechts denken ließen. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft lag auch kein Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses (§ 212 StGB) vor.
Mutmaßliche Vergewaltigung und Erpressung
Im Mai war die 29-Jährige von Freunden und Bekannten des 17-Jährigen bedrängt worden, die sie über Instagram kontaktierten.
In weiterer Folge kam es mutmaßlich zu zwei Vergewaltigungen in der Wohnung der Frau. Sie wurde ihren Angaben zufolge außerdem gezwungen, der Gruppe Drogen zu finanzieren und diese teilweise mit den Jugendlichen zu konsumieren. Auch Geld wurde der 29-Jährigen von ihrem Bankkonto abgepresst.
Unter Druck gesetzt wurde die Frau mit heimlich aufgenommenen Videos und Bildern, die sie mit den Minderjährigen zeigten. Die 29-Jährige hatte laut eigenen Angaben unter anderem Angst vor den Burschen, von denen zwei trotz ihres jungen Alters bereits Hafterfahrung hatten und damit geprahlt haben sollen, schon im Gefängnis gewesen zu sein.
Ermittlungen gegen sieben Beschuldigte
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen insgesamt sieben Beschuldigte unter anderem wegen Vergewaltigung, Nötigung, Einbruchsdiebstahl und Brandstiftung - im Jänner 2025 sollen vier Verdächtige in der Wohnung der 29-Jährigen Feuer gelegt haben.
Der Bursch, mit dem die Frau über mehrere Monate hinweg eine Affäre hatte, befindet sich übrigens nicht in Haft. Er soll weder an den Vergewaltigungen noch an der Brandstiftung beteiligt gewesen sein. Bei ihm liegen aus Sicht der Justiz derzeit keine Haftgründe vor.
Hilfe bei sexueller Gewalt
Sind Sie Opfer von sexueller Gewalt oder kennen Sie jemanden, der es ist? Hier gibt es Hilfe:
- Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555
- Notrufnummer für Gehörlose und Hörbehinderte: 0800 133 133
- Rat auf Draht - Beratung für Kinder und Jugendliche: 147 sowie Online-Beratung
- Kindernotruf: 0800 567 567
- Online-Beratungsstelle für Frauen und Mädchen bei sexueller und anderer Gewalt: HelpCh@t
- Frauen- und Mädchen-Beratungsstellen in den Bundesländern: Beratung und Unterstützung bei sexualisierter Gewalt
- Kinder und Jugendanwaltschaften in Österreich: www.kija.at
Video: Polizei befürchtet Sparwelle
Zusammenfassung
- Gegen eine "Gang" aus Wien-Liesing wird unter anderem wegen mutmaßlicher Vergewaltigung, Brandstiftung und Erpressung ermittelt.
- Ein 14-Jähriger ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß, ein mutmaßliches Opfer wurde einvernommen.