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Designierter JKU-Rektor Koch für Kooperation mit IDSA offen

Der designierte Rektor der Johannes Kepler Universität (JKU), Stefan Koch, sieht sich zum Start mit einer neuen Uni neben sich konfrontiert: Befürchtungen, dass das Linzer Institute of Digital Sciences Austria (IDSA) der JKU etwas wegnehmen könnte, hat er aber nicht. Die Zeichen stehen auf Kooperation. Koch schließt weder gemeinsame Professoren noch gemeinsame Studien aus. Intern will er Verknüpfungen zwischen den Disziplinen und Erweiterungsstudien forcieren.

Mit Sonntag übernimmt der Wirtschaftsinformatiker und bisherige Vizerektor die Geschicke der Linzer Uni von seinem Vorgänger Meinhard Lukas, die feierliche Inauguration findet am Dienstag statt. Beim APA-Interview spricht er gleich selbst das Naheliegende an, die Koexistenz mit dem neuen Player in der Universitätenlandschaft: "Das erste, was uns sicherlich beschäftigen wird, ist die Abstimmung und die Kooperation mit dem IDSA", auszuloten wo man zusammenarbeiten und wie man sich ergänzen könne, so Koch zu den ersten Punkten auf seiner To-do-Liste. Das sei von beiderseitigem Interesse, aber "das auf den Boden zu bekommen ist sicher noch viel Arbeit". Angst, dass das IDSA der JKU etwas wegnehmen könnte, hat er nicht: Zum einen habe IDSA-Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt das selbst ausgeschlossen, zum anderen "kann es ja auch gegen unseren Willen keine Ausgliederung oder Ähnliches geben".

"Es gibt im gesamten Themenkomplex 'digitale Transformation' so viel an Herausforderungen und Aufgaben", dass man sich freue, wenn es "gute Kolleginnen und Kollegen gibt, mit denen man zusammenarbeiten kann. Das ist für Forscherinnen und Forscher sowieso das Interessanteste." Er tausche sich regelmäßig mit Lindstaedt aus, man habe "eine sehr gute Gesprächsbasis". Koch will weder ausschließen, dass sich die beiden Unis Professoren teilen, noch, dass es gemeinsame Studien geben könnte - diese biete man ja auch bereits mit anderen Universitäten an, etwa bei der Pädagogenausbildung und der "Art x Science School for Transformation" mit der Universität für angewandte Kunst in Wien.

Aus der "Innensicht" der Linzer Uni sei sein Ziel, "dass wir es schaffen, uns mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen sehr breit zu beschäftigen". Die fachliche Vielfalt an der JKU - von Jus über Technik, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften bis hin zur Medizin - begünstige das. Hier will er "noch zusätzliche Verbindungen zwischen diesen Disziplinen schaffen, weil genau das braucht es um gesellschaftliche Herausforderungen - Nachhaltigkeit, Klima, digitale Transformation - zu adressieren. Da wird nicht eine Disziplin alleine größere Lösungen anbieten können, sondern da müssen mehrere zusammenarbeiten. Genau dann schaffen wir auch einen Mehrwert für die Gesellschaft."

Dabei denkt er auch an ein interdisziplinäres Studienangebot. Dieser Weg werde aber ohnehin bereits beschritten, etwa bei der Kunststofftechnik, dem Medical Engineering und der Wirtschaftsinformatik. "Was wir uns überlegen, ist stärker das Konzept der Erweiterungsstudien zu nützen", das es erst seit kurzem gebe. Dabei könne man neben seinem Studium noch in ein oder zwei Semestern Zusatzkompetenzen erwerben. Das sei eine "ganz interessante Möglichkeit, um Flexibilität für die Studierenden zu eröffnen". Generell treibt ihn die Frage um: "Wo können wir noch zusätzliche Verknüpfungen schaffen?", beispielsweise zwischen AI und Medizin.

Wenig überraschend pocht er auf eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Universitäten, die "wesentliche Beträge leisten für die Gesellschaft, etwa in der KI-Forschung und durch die Ausbildung". Gerade im Bereich der Künstlichen Intelligenz, wo die JKU mit Sepp Hochreiter, der frisch mit Deutschen KI-Innovationspreis ausgezeichnet wurde, eine Kapazität in ihren Reihen hat, "ist der Bedarf natürlich sehr groß. Wenn man sagt, man möchte wirklich in Konkurrenz mit den Tech-Giganten in Amerika treten, dann sind wir natürlich budgetär sehr gefordert". Das Land Oberösterreich "hat uns schon seit Jahren in dem Bereich sehr, sehr gut unterstützt". Aber gerade was die Rechnerinfrastruktur betrifft, gebe es sicherlich noch Ausbaupotenzial, das "die Mittel, die eine Universität alleine aufstellen kann, überfordert". Angesichts der nötigen Investitionsvolumina in den großen Bereichen werde man "wahrscheinlich auch über eine europäische Lösung nachdenken müssen". So könnte man technische Infrastruktur auf einer größeren Ebene bündeln und dann für die Forscherinnen und Forscher der einzelnen Mitgliedsstaaten zugänglich machen, schlägt er vor. Hier brauche es eine "gesamtpolitische Lösung".

Was die derzeit laufenden Verhandlungen mit dem Ministerium über einen Inflationsausgleich für 2024 und dann die Uni-Budgets für die nächste Leistungsvereinbarungsperiode angeht, ist er optimistisch. "Da hoffen wir sehr auf eine Lösung, die vielleicht nicht nur das Bisherige absichert, sondern auch einen Entwicklungspfad für die Universitäten eröffnet." Was die Inflation angeht, kann er sich auch eine Automatik in der Anpassung vorstellen. Zudem sei eine gute Ausstattung des Wissenschaftsfonds entscheidend.

Selbst im Hörsaal stehen wird Koch in den kommenden Jahren wohl nicht. "Ich würde gerne noch lehren, nur ich habe schon als Vizerektor gesehen, dass das kaum möglich ist." Zu "unplanbar" sei der Kalender eines Rektors.

ribbon Zusammenfassung
  • Koch schließt weder gemeinsame Professoren noch gemeinsame Studien aus.
  • Selbst im Hörsaal stehen wird Koch in den kommenden Jahren wohl nicht.