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Windischbauer gibt als Brünhild Burg-Debüt in "hildensaga"

Ausgerechnet am 27. Geburtstag steht die Schauspielerin Julia Windischbauer erstmals als Ensemblemitglied des Burgtheaters auf der Bühne: In Ferdinand Schmalz' Nibelungen-Neudichtung "hildensaga" ist die gebürtige Oberösterreicherin, die jüngst von Berlin nach Wien übersiedelt ist, ab dem 15. Dezember in der Regie von Jan Bosse im Akademietheater als Brünhild im Rampenlicht zu sehen. Für sie als Feministin sei es eine ganz besondere Rolle, wie sie im APA-Gespräch erzählt.

"Das Tolle ist, dass Katharina Lorenz einen Tag nach mir Geburtstag feiert. So treten die beiden Hilden quasi gemeinsam in neue Lebensabschnitte ein", lacht Windischbauer, die mit Regisseur Jan Bosse bereits im Vorjahr für Shakespeares "Sturm" im Rahmen der Bregenzer Festspiele zusammengearbeitet hat. "Der Startschuss im Haus fühlt sich daher ein bisschen so an, als würde ich die Leute schon kennen und mich ein Stück zuhause fühlen dürfen." Sowohl das Stück als auch die Rolle würden ihren feministischen Werten entsprechen: "Ich freue mich wahnsinnig, dass ich diese doch harte Geschichte der Brünhild mit erzählen darf", so die Schauspielerin, die trotz ihrer jungen Jahre bereits Ensemblemitglied an den Münchner Kammerspielen und am Deutschen Theater Berlin war.

"Es geht hier ja um Rape Culture, um eine Vergewaltigung, die irgendwie in dem Stoff drin steckt, die aber nie so hinterfragt wurde. Bisher ging es immer um Siegfried, den Helden, der in die Welt rauszieht und wenn ihm da eine Frau in die Quere kommt, muss er sie entweder bekämpfen oder vergewaltigen." Bei Schmalz' "Königinnendrama", das im Vorjahr am Münchner Volkstheater zu sehen war, stehen den Königinnen Brünhild und Kriemhild drei Nornen zur Seite, die den verhängnisvollen Streit der Königinnen vor dem Wormser Dom unterbrechen und dem Geschehen einen neuen Lauf geben, in dem die Heldinnen die Fäden des Schicksals in ihre eigenen Hände nehmen. "Ich freue mich, dass die Frauenfiguren ihr Leid hier nicht stumm hinnehmen, sondern sich mithilfe der Texte dazu verhalten", so Windischbauer.

Schmalz' Sprache ist dabei Herausforderung und Freude zugleich: "Diese Auseinandersetzung mit der Sprache, das hast du nirgendwo anders, außer im Theater." Ausflüge in den Filmbereich will sie aber dennoch nicht missen. Nach zahlreichen Kurzfilmen war Windischbauer zuletzt in dem lesbischen Beziehungsdrama "Para:dies", das sie gemeinsam mit Elena Wolff realisiert hat, zu erleben. Für diese Rolle erhielt sie den Diagonale-Schauspielpreis und wurde als "Bester Schauspielnachwuchs" beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2022 ausgezeichnet. Zudem hat sie heuer im Sommer - nach ihrem Engagement als Recha in "Nathan der Weise" bei den Salzburger Festspielen - ihren ersten komplett eigenverantworteten Film "Callas, Darling" realisiert. "Ich glaube, das Theater hat mich in den vergangenen fünf Jahren so vereinnahmt, dass ich nach etwas gesucht habe, wie ich da wieder rauskomme", lacht Windischbauer. "Nach dieser langen Zeit, die so ertragreich für mich war und so wundervoll, habe ich mich nach dem Außen und nach einer neuen Art von Öffentlichkeit gesehnt, die man am Theater oft nicht hat."

Ob es ein bisschen viel ist, mit 26 bereits am dritten großen Haus engagiert zu sein und auch im Film Fuß gefasst zu haben? "Ich glaube, ich bin viel", lacht Windischbauer. Bereits in der Schauspielschule in München habe sie gelernt, sich selbst herauszufordern: "Man scheitert ja ständig an sich selbst, die ganze Zeit, das ist ja irgendwie inhärent in der Schauspielausbildung. Aber was ich wirklich gelernt habe: Man kommt um die Angst davor nicht drum herum." Apropos Angst: Ob sie ab Herbst 2024 unter dem neuen Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann übernommen wird, weiß sie noch nicht. Was sie sehr wohl weiß, ist, was sie kommenden Sommer machen wird: Da steht sie als Glaube in der "Jedermann"-Neuinszenierung von Robert Carsen auf der Bühne.

Den kanadischen Regisseur selbst habe sie noch nicht kennengelernt, denkt aber, dass er aus dem Stoff "etwas Großes" schaffen könne. Auch den künftigen Jedermann Philipp Hochmair finde sie großartig. "Aber ich muss auch sagen, wenn die mich in ein paar Jahren anrufen und fragen, ob ich den Jedermensch spiele, ich glaube, ich kann es mir vorstellen. Ich denke, dass es an der Zeit ist, nicht nur den Fall des mittelalten weißen Mannes zu zeigen, sondern auch den Fall einer Frau, den Fall von BIPoC (Black, Indigenous, People of Color), den Fall eines Menschen mit Behinderung. Weil jeder Mensch fällt und knallt richtig doll hin."

(Das Gespräch führte Sonja Harter/APA)

(S E R V I C E - "hildensaga. ein königinnendrama" von Ferdinand Schmalz: Premiere im Akademietheater am 15. Dezember, 19.30 Uhr. Regie: Jan Bosse, Bühne: Stéphane Laimé, Kostüme: Kathrin Plath. Mit Julia Windischbauer, Katharina Lorenz, Zeynep Buyrac, Elisa Plüss, Nina Siewert, Oliver Nägele, Nils Strunk, Dietmar König, Rainer Galke, Tim Werths und Gunther Eckes. Weitere Termine: 20., 25. und 30. Dezember. www.burgtheater.at)

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  • Ausgerechnet am 27. Geburtstag steht die Schauspielerin Julia Windischbauer erstmals als Ensemblemitglied des Burgtheaters auf der Bühne: In Ferdinand Schmalz' Nibelungen-Neudichtung "hildensaga" ist die gebürtige Oberösterreicherin, die jüngst von Berlin nach Wien übersiedelt ist, ab dem 15. Dezember in der Regie von Jan Bosse im Akademietheater als Brünhild im Rampenlicht zu sehen. Für sie als Feministin sei es eine ganz besondere Rolle, wie sie im APA-Gespräch erzählt.