"Willow" bei Disney+: Kleiner Held, großes Epos
34 Jahre sind ins Land gegangen, seit der hobbit-ähnliche Willow Ufgood sich widerwillig in ein Abenteuer stürzte und Prinzessin Elora vor der bösen Hexe Bavmorda rettete. Trolle, Drachen, ein magisches Baby, eine schicksalsschwere Prophezeiung und ein schelmischer Schwertkämpfer, gespielt von Val Kilmer. Dies und einiges mehr zeichnete den klassischen Fantasyfilm aus, dessen Heldenfigur George Lucas eigens für Warwick Davis geschrieben haben soll, nachdem er den kleinwüchsigen, englischen Schauspieler in "Krieg der Sterne" einen Ewok spielen sah.
Als "Willow" 1988 in die Kinos kam, war der Film ein Meilenstein in Bezug auf den Aufbau einer dunklen Fantasywelt und in Bezug auf Spezialeffekte. Eine berühmte Szene, in der eine Zauberin in mehrere Tiere verwandelt wird, sieht selbst nach heutigen Maßstäben sehr imposant aus. Trotzdem wurde der Film von Kritikern immer wie ein Stiefkind behandelt, da er ein Mischmasch aus "Krieg der Sterne", Grimms Märchen, und J.R.R. Tolkiens Ring-Zyklus war, mit dem Peter Jackson später neue Standards setzen würde. Obwohl es nicht der Erfolg war, auf den Lucas gehofft hatte, hat "Willow" in den 1990ern eine Art Kultstatus im Fernsehen erlangt. Grund genug für Disney, 34 Jahre später eine Fortsetzung zu drehen.
Die neue Serie unterscheidet sich im Ton erfrischend von vielen neueren Fantasien wie "The House of the Dragon" und "The Rings of Power". "Willow" ist viel verspielter und selbstironischer und mischt Hoffnungslosigkeit mit familientauglicher Unterhaltung. Es gibt ein paar atemberaubende Actionszenen, magische Geschöpfe, Brownie-Winzlinge, und junge Liebe. Und natürlich sind die fantastischen Kreaturen mehr als drei Jahrzehnte später noch beeindruckender.
Die Geschichte beginnt etwa zwei Jahrzehnte nach den Ereignissen im Film. Elora (Ellie Bamber) ist jetzt eine junge Frau, aber ihre eigene Identität wurde vor der Welt und vor ihr selbst verborgen. Der klassische Märchenplot wird hier umgedreht: ausgerechnet der Prinz in den sie verliebt ist, wurde von dunklen Gestalten entführt, also stellt seine Zwillingsschwester Kit (Ruby Cruz), die Tochter von Königin Sorsha (Joanne Whalley), eine bunte Truppe zusammen, um Willow zu rekrutieren und ihren Bruder zu retten.
Der Willow, den wir hier treffen, ist älter, mürrischer und hat inzwischen den Ruf, ein großer Zauberer zu sein. Aber Warwick Davis lässt sein Ego zu Hause im Wald und überlässt den jungen, sympathischen Schauspielern die Bühne. Erin Kellyman aus "Solo: A Star Wars Story" spielt die lesbische Leibwächterin der Prinzessin. Tony Revolori, der in Wes Andersons "The Grand Budapest Hotel" den schnauzbärtigen Lobbyboy mimte, spielt einen Thronfolger mit Identitätskrise. Und Amar Chadha-Patel aus der Fernsehserie "Das Rad der Zeit" ist ein schurkischer Schwertmann, der mindestens so charmant ist wie Val Kilmers Madmartigan.
In gewisser Weise war es nur eine Frage der Zeit, bis "Willow" in eine TV-Serie umgewandelt werden würde, weil Disney+ es liebt, in seiner Bibliothek zu kramen, um aus Nostalgie Kapital zu schlagen. Die achtteilige vorerst erste Staffel war die Idee von Jonathan Kasdan, dem Sohn des berühmten Drehbuchautors Lawrence Kasdan (der an einigen "Krieg der Sternen"-Filmen mitgeschrieben hat). Der einstige Regisseur Ron Howard ("Apollo 13") hat die Serie produziert. Wer hingegen nicht an Bord ist, ist der geistige Vater George Lucas. Die Übernahme von Lucasfilm durch Disney im Jahr 2012 bedeutete nicht nur, dass die "Krieg der Sterne"-Galaxie von nun an in den Händen nur eines Imperiums lag, sondern auch der kleine Held. Aber im Gegensatz zur zigsten "Star Wars"-Serie, fühlt sich "Willow" wie frischer Wind im Streamer des Maushauses an.
(S E R V I C E - https://disneyplusoriginals.disney.com/show/willow)
Zusammenfassung
- Aber im Gegensatz zur zigsten "Star Wars"-Serie, fühlt sich "Willow" wie frischer Wind im Streamer des Maushauses an.