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"Remix": Albertina Modern gibt Sammlung Viehof große Bühne

10. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Richter, Polke, Beuys: Das Name-Dropping-Potenzial der in Mönchengladbach beheimateten Privatsammlung Viehof ist beachtlich. Mit mehr als 1.000 Werken von 140 Künstlerinnen und Künstlern gehört sie zu einer der bedeutendsten Sammlungen Deutschlands. Mit "Remix" gibt die Albertina Modern den Beständen ab Freitag erstmals eine große Bühne in Österreich. Und das soll es nicht gewesen sein. Denn die Überblicksschau markiert zugleich den Start einer längerfristigen Kooperation.

Es komme zusammen, was zusammengehöre, freute sich Generaldirektor Ralph Gleis am Donnerstag bei der Presseführung. Abgesehen davon, dass man nicht zuletzt wegen einiger Dauerleihgaben schon seit längerem Kontakt pflegt, fädelte der seit Jänner amtierende Hausherr mit der kunstaffinen Familie, die einst ein Einzelhandelsimperium besaß, einen Zehnjahresvertrag ein. Dadurch habe man "uneingeschränkten Zugriff" auf die Schätze der Sammlung Viehof, deren Schwerpunkt vor allem auf Künstlerinnen und Künstlern des Rheinlands mit seinen Zentren Köln und Düsseldorf ab den 1960er-Jahren liegt.

Die Werke bleiben dabei in Mönchengladbach, wo sie "gut betreut" würden. "Wir können jederzeit auswählen, ohne dass wir sie in Wien einlagern müssen", führte Gleis aus. Finanzielle Belastungen für die Albertina entstünden durch die Partnerschaft ebenso wenig wie Vorgaben etwa dahingehend, wie viele Arbeiten aus der Sammlung wie oft gezeigt werden müssen.

Von Gerhard Richter bis Katharina Grosse

Der erste Sammlungsauftritt ist nun gewissermaßen als Einführung oder Überblickspräsentation angelegt. "Von Gerhard Richter bis Katharina Grosse", lautet demnach der Untertitel. Tatsächlich trifft man entlang des Parcours auf eine ganze Reihe von Superstars: Gerhard Richter ist mit einigen seiner bekannten, verschwommenen, nach Fotos gemalten Sujets präsent. Sigmar Polkes Großformate, für die er Kunstharz auf transparente, den Blick auf die dahinterliegende Holzrahmenkonstruktion freigebende Synthetikvorhänge aufgetragen hat, füllen gleich den Hauptraum. Auf Neo Rauch und Georg Baselitz stößt man ebenfalls bald.

Kuratorin Constanze Malissa betonte allerdings, dass "fast ein Gleichstand" zwischen männlichen und weiblichen Positionen gelungen sei. Insofern gibt es jede Menge Künstlerinnen zu entdecken. Katharina Grosse mit ihren grell-bunten, sich auf der Leinwand überlagernden Farbschichten dürfte einigen noch aus der ihr gewidmeten Albertina-Schau aus 2023 geläufig sein. Auch Katharina Sieverding ist keine Unbekannte. "Die Sonne um Mitternacht schauen", heißt die 1973 entstandene 14-teilige Serie von überlebensgroßen Selbstporträts, aus denen die heute 83-jährige Fotografin den Betrachter oder die Betrachterin wie eine schwarz-goldene Pharaonin anschaut. Sieverding, eine Schülerin von Joseph Beuys - er darf in der Ausstellung auch nicht fehlen - habe sich hier mit der damaligen männlichen Domäne der großformatigen Fotografie auseinandergesetzt, erklärte Malissa.

Die Ästhetik von Computerspielen oder Nasa-Aufnahmen schlägt sich wiederum in der Malerei der noch wenig bekannten Künstlerin Corinne Wasmuht (Jahrgang 1964) nieder. Sie habe erst in den 2000er-Jahren reüssiert und sei bisher eher in Galerien als museal präsent gewesen, sagte die Kuratorin. Die komplexen Raumstrukturen mit jeder Menge sich überlagernden Ebenen und Spiegelungseffekten oder frisch-knackige Äpfel und Weintrauben - beides von Karin Kneffel - lassen sich ebenso entdecken wie Nairy Baghramians wie weggeworfene oder auf Krücken lehnende Skulpturengebilde.

Zwei Teile der "Wartebiene" vereint

Die 65 gezeigten Arbeiten aus der Sammlung Viehof werden mit knapp zwei Dutzend Werken aus den Albertina-Beständen kombiniert - ganz im Sinne des Ausstellungstitels "Remix". Dadurch entstehen schöne Ergänzungen. Ein Beispiel ist Jörg Immendorff. Das Wiener Ausstellungshaus verfügt über das Bild "Wartebiene II", auf dem ein Künstler mit brennender Kerze aus einem dunklen deutschen Wald herauskommt. Die Viehof-Sammlung ermöglicht es nun, Teil I daneben zu hängen. Auf "Wartebiene" geht der Künstler samt Kerze in eben jenen Wald hinein. Eine Spiegelung ergibt sich auch bei zwei Arbeiten von Stephan Balkenhol. Die Albertina besitzt die Figurengruppe "Sechs stehende Männer mit schwarzen Hosen und weißen Hemden". Die titelgebenden Herren stehen kreisförmig angeordnet in unterschiedlichen Größen auf Baumstammsegmenten. Gegenüber befindet sich eine gerahmte Arbeit des Bildhauers, das vier Männer in derselben Anmutung zeigt - die vier Brüder der Familie Viehof.

Nach "Remix" soll das Oeuvre aus Mönchengladbach auch in Zukunft in der Albertina einen recht prominenten Platz finden. Generaldirektor Gleis denkt an eigene Ausstellungen ebenso wie an die Einbindung ausgewählter Werke in das Programm. Man habe durch die Kooperation nun jedenfalls die Möglichkeit, "passgenau Lücken in der eigenen Sammlung zu füllen", so der Albertina-Chef: "Es gibt viele Ideen, was in Zukunft noch folgen kann."

(S E R V I C E - "Remix - Von Gerhard Richter bis Katharina Grosse" in der Albertina modern, ab Freitag und bis 7. September, Ausstellungskatalog in dt. o. engl. Sprache: 29,90 Euro, www.albertina.at/albertina-modern)

Zusammenfassung
  • Die Albertina Modern präsentiert mit 'Remix' erstmals die bedeutende Sammlung Viehof in Österreich.
  • Über 1.000 Werke von 140 Künstlern, darunter Gerhard Richter und Katharina Grosse, sind Teil der Sammlung.
  • Ein Zehnjahresvertrag ermöglicht der Albertina uneingeschränkten Zugriff auf die Werke, die in Mönchengladbach verbleiben.
  • Die Ausstellung kombiniert 65 Werke der Sammlung Viehof mit Albertina-Beständen und läuft bis zum 7. September.
  • Ein Ausstellungskatalog ist in deutscher oder englischer Sprache für 29,90 Euro erhältlich.