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Pause im Handelskrieg

Wer Trump zu seiner Zoll-Kehrtwende brachte

10. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Der Rückzieher von Donald Trump ist beinahe so historisch wie der Zoll-Schock, den er vergangene Woche ausgelöst hat. Jubelstimmung herrscht an den Börsen, gleichzeitig auch weiterhin viel Verunsicherung. Doch was brachte den US-Präsidenten zum Umdenken? Enge Vertraute und ein Interview im rechten TV-Sender Fox Business.

Der US-Präsident versetzte über die vergangene Woche hinweg die Weltwirtschaft, die Finanzbranche und Privatanleger gleichermaßen in Schock. 

In einem noch nie dagewesenen Ausmaß überzog Donald Trump beinahe alle Länder der Welt mit Zöllen – die Börsen reagierten mit enormen Verlusten. 

China reagierte umgehend mit Gegenzöllen, Trump schraubte die China-Zölle auf inzwischen 104 Prozent hinauf. 

Am Mittwochabend folgte dann aber die abrupte Kehrtwende: Die zweite Stufe der Zölle soll für 90 Tage ausgesetzt werden – außer für China. Für die EU bedeutet das: Statt 20 Prozent werden noch 10 Prozent fällig. 

Warum der Rückzieher?

Vertreter des Weißen Hauses bezeichneten Trumps Entscheidung als geschickte Umsetzung einer sorgfältig abgestimmten Politik. Angebote von Verbündeten und Handelspartnern, die Kunst von Trumps "Deals". 

"Den Leuten wurde ein wenig mulmig", räumte Trump am Mittwoch ein. Berichten von "Bloomberg" und der "New York Times" zufolge sorgten sich hochrangige Mitarbeiter und Trump-Vertraute um eine Panik am Finanzmarkt, die der US-Wirtschaft schweren Schaden zuführen könnte. 

Video: Wie geht es nach der Zoll-Pause weiter?

So sollen vor allem Finanzminister Scott Bessent und Trumps Vize JD Vance auf eine überlegtere Vorgehensweise gedrängt haben. Laut der "Washington Post" soll Trump auch schon am Dienstag mit mehreren ranghohen Republikanern telefoniert haben. Der texanische Senator Ted Cruz soll vom US-Präsidenten gefordert haben, ein "Blutbad" zu verhindern. 

Fernsehen kann auch Bildung

Am Mittwochmorgen soll Trump dann den Fernseher angeworfen haben, um die Reaktionen auf seinen Plan zu verfolgen. Auf Fox Business klangen die sonst so Trump-freundlichen Stimmen jedoch alles andere als positiv. 

So auch der Chef der US-Investmentbank JPMorgan, Jamie Dimon. In den vergangenen Monaten zeigte er sich stets positiv gegenüber Trumps Plänen. Und auch in dem TV-Interview redete er Trump wohl ins Gewissen. Die Schlussfolgerung, dass der Welthandel unfair sei, sei "absolut vernünftig". Dimon ermutigte ausländische Entscheidungsträger, ruhig zu bleiben und "einige Handelsabkommen auszuhandeln."

Doch Dimon warnte auch, dass eine Rezession die wahrscheinliche Folge von Trumps Zoll-Rundumschlägen sei. 

Dann kamen Investmenttipps

Auch von seinem Spezial-Berater Elon Musk kamen immer kritischere Stimmen. Er setzte sich zuletzt wieder für Freihandel ein, attackierte Trumps Zoll-Berater Peter Navarro als "dümmer als einen Sack Steine". 

Auch Hedge-Fonds-Manager Bill Ackman, bekennender Trump-Supporter, setzte sich für eine 90-tägige Zoll-Pause ein. 

Am Mittwochmorgen setzte Trump dann einen Post auf seinem eigenen sozialen Netzwerk "Truth Social" ab. "Das ist ein großartiger Zeitpunkt, zu kaufen", richtete er seinen Followern über die chaotische Lage an den Börsen aus. 

Krisensitzung, Kehrtwende

Danach sollten dann Trumps Top-Berater im Weißen Haus eintreffen. US-Handelsminister Howard Lutnick hob den Erfolg von Trumps Zöllen hervor. "Die Menge der Anrufe, die wir erhielten, war einfach verrückt", sagte er laut Bloomberg. 

Gepaart mit den Sorgen vor den Finanzmärkten und der Beschwichtigung, dass man Trumps Ziel ohnehin näher gekommen sei, fällte man dann die Entscheidung zur radikalen Kehrtwende einer radikalen Entscheidung. 

Die "Befreiung" Amerikas sollte eine Pause bekommen. Dafür wurde ein Social Media Post zusammengestellt, ohne die Rechtsabteilung des Weißen Hauses mit einzubeziehen. "Ich habe es einfach geschrieben", sagte Trump. "Es wurde von Herzen geschrieben, und ich denke, es war auch gut geschrieben."

Er müsse ja ein bisschen Flexibilität zeigen. Alles für die "Deals", die er so gerne macht. Im ersten Moment jubelten die Börsen – noch am Mittwochabend verzeichnete der S&P 500 den größten Ein-Tages-Gewinn seit der großen Finanzkrise 2008, es war der drittgrößte seit dem Zweiten Weltkrieg. 

Wie lange die Jubelstimmung anhält, ist jedoch ungewiss. Denn wenn die Welt eines über Donald Trump gelernt hat: 180-Grad-Wenden haben bei ihm Programm. 

Zusammenfassung
  • Der Rückzieher von Donald Trump ist beinahe so historisch wie der Zoll-Schock, den er vergangene Woche ausgelöst hat.
  • Jubelstimmung an den Börsen, gleichzeitig weiterhin viel Verunsicherung.
  • Doch was brachte den US-Präsidenten zum Umdenken?
  • Enge Vertraute und ein Interview im rechten TV-Sender Fox Business.