Edgar Honetschläger verschafft der Natur im Nordico Raum
"Give Nature a Break" ist der Titel der Schau im Nordico. Kuratiert wurde sie von Sabine Fellner, die auch für die große themenverwandte Ausstellung "Touch nature", die derzeit im Lentos zu sehen ist, verantwortlich zeichnet. Das titelgebende Video gleich zu Beginn der Ausstellung zeigt, wie ein Haus abgerissen wird, um den Insekten die Natur zurückzugeben. "Ein Statement, worum es Edgar Honetschläger geht", meint Fellner.
Insekten haben es dem Künstler angetan. Im Stiegenhaus wird man von gezeichneten Schwärmen samt Geräuschkulisse empfangen. Er will aber nicht im Museum oder in seinem Atelier verhaftet bleiben, sondern "etwas tun" für die Natur. Also hat er eine Non-Profit-Organisation namens "GoBugsGo - Set Nature Free" gegründet. Sie initiiert Renaturierungsmaßnahmen - als "non-human-zone" ausgewiesene Flächen sollen Insekten ihren Lebensraum zurückgeben. Eine solche Fläche gibt es neuerdings in Heilham in Linz-Urfahr, Nordico-Besucher können Patenschaften übernehmen.
Honetschläger hat viele Jahre in Japan gelebt. Das sieht man zum einen am Material - er verwendet gerne Reispapier und japanische Tinte - aber auch an seinem Umgang mit dem Räumlichen, der auf traditioneller fernöstlicher Kunst fußt. Auf den Großformaten, die er auch als Hintergrundkulissen für seine Filme verwendet, bleibt viel Fläche weiß, durch Andeutungen baut das Hirn die Umgebung selbst zusammen - "mein sehr langer Kampf gegen die Zentralperspektive", meint er augenzwinkernd. Generell kann er der fernöstlichen Kultur, in der das Kollektiv über dem Individuum steht, Einiges abgewinnen: "Wenn wir überleben wollen, müssen wir zusammenhalten."
Badende Bäume, schicke Hühner
Das Thema der Vermenschlichung der Natur zieht sich durch viele seiner Arbeiten: In der Serie der "Bathing Trees" zeichnete er Bäume bei der Morgentoilette oder beim entspannten Wellnessbad. In der "Chickensuit"-Reihe kreiert er Mode für Hühner - von Kunstfell über biederen Strick bis zum schick gemusterten Einteiler. Mit der Vermenschlichung des Federviehs will er das Mitgefühl wecken, eine modisch ausstaffierte Henne sieht der Mensch eher als ernst zu nehmende Mitkreatur an denn als Grillgut.
Honetschläger ist Kosmopolit, auch sein Werk ist alles andere als einseitig, es reicht von Zeichnung und Aquarell über Fotografie und Installation bis hin zu Performance und Film. Daher widmet ihm, korrespondierend zu der Ausstellung, das Filmfestival Crossing ab Ende April ein Local Artist Special. In den Filmgesprächen gewährt der 58-Jährige Einblick in seine Zugänge. Die Ausstellung im Nordico kann gratis mit Festivalpass besucht werden.
(S E R V I C E - Ausstellung "Edgar Honetschläger. Give Nature a Break", 11.4.-17.8. im Linzer Nordico, www.nordico.at)
Zusammenfassung
- Honetschläger hat die Non-Profit-Organisation 'GoBugsGo - Set Nature Free' gegründet, um Renaturierungsmaßnahmen zu initiieren. Eine solche Fläche gibt es in Heilham in Linz-Urfahr, wo Besucher Patenschaften übernehmen können.
- Sein künstlerisches Werk, beeinflusst von seiner Zeit in Japan, umfasst Zeichnung, Fotografie und Film. Die Vermenschlichung der Natur ist ein zentrales Motiv, wie in den Serien 'Bathing Trees' und 'Chickensuit'.