Wiener Konferenz sucht im Mai das "digitale gute Leben"
Letztlich gelte es, Technik so zu gestalten, dass Menschenrechte und demokratische Grundwerte gestärkt und nicht abgebaut werden, so die Proponenten der wissenschaftlichen Strömung, um deren Förderung sich die Stadt Wien in den vergangenen Jahren stark bemüht hat. Tatsächlich gehe der Begriff "Digital Humanism" von Wien aus. Das von einer Gruppe um den Informatiker Hannes Werthner von der Technischen Universität (TU) Wien verfasste "Wiener Manifest" aus dem Jahr 2019 bilde die Grundlage für das Feld, so Kaup-Hasler. Die Stadt Wien habe sich seither ins "subversive Tun gegen testosterongesteuerte Digital-Oligarchen" eingebracht. Man sei zugegebenermaßen ein "kleiner Zwerg", müsse aber die Schattenseiten der Digitalisierung für die Gesellschaft und letztlich die Demokratien thematisieren.
Momentan würden vielfach Daten, die man etwa über die Nutzung teils extrem beliebter Social Media-Apps mehr oder weniger unbewusst preisgibt, genutzt, um Freiheiten eher einzuschränken, so der Tenor. Martina Lindorfer setzt sich an der TU Wien mit Fragen zu Sicherheit und Privatsphäre auseinander. Sie will herausfinden, welche Daten Apps und zunehmend "smarte" Geräte des Alltags oder des Haushalts - vom vernetzten Auto über den Smart-TV bis zur quasi schon smarten Glühbirne - eigentlich sammeln, verarbeiten und weitergeben können. "Wie kann man das einschränken?", sei eine der brennenden Fragen unserer Zeit.
Lindorfer wird am zweiten Konferenztag zum Thema "Cybersicherheit in der Neuen Zeit" sprechen - mit "Neuer Zeit" ist klarerweise das rapide Umsichgreifen von Künstliche Intelligenz(KI)-Anwendungen gemeint. Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden insgesamt bei der unter dem Motto "Shaping our digital future" - in etwa: "Unsere digitale Zukunft gestalten" - stehenden Konferenz erwartet. Die Veranstaltung sei schon gut gebucht und wartet u.a. mit Beiträgen von Lawrence Lessig, Professor an der Harvard University, dem KI-Pionier Michael Bronstein, seit kurzem Leiter des neuen Aithyra-Forschungsinstituts in Wien, oder des Datenschützers Max Schrems auf, sagte Prem, Obmann des Vereins zur Förderung des Digitalen Humanismus. Der erste Tag stehe im Zeichen von "KI, Demokratie und Gesellschaft", Tag 2 ziele etwa darauf ab, wie man die "berüchtigten Plattformen" in die Schranken weisen kann und der finale Tag beschäftige sich mit Innovationen in dem Feld - und u.a. mit der Frage, warum es einen so starken Männerüberhang unter den Entwicklern gibt.
"Frage der Privatsphäre nicht von Macht der Plattformen zu trennen"
Man habe in den vergangenen Jahren viel getan, um das Thema in die Breite zu bringen. In Wien gebe es nun "eine solide Community", die in Europa auch durchaus schon ausstrahle. Angesichts der nochmals gesteigerten, auch politischen Macht, die Tech-Oligarchen im Rahmen der Trump-Administration in den USA neuerdings auf sich vereinen, tue man sich mit dem Ansatz des "Digitalen Humanismus" in den USA gerade eher leicht, sagte Prem, der auch ein erstes, mit rund 1,5 Millionen Euro gefördertes, einschlägiges EU-Forschungsprojekt leitet. Der Gedanke, dass man "die Frage der Privatsphäre nicht von der Macht der Plattformen trennen kann", werde momentan vielen Menschen viel stärker bewusst.
(S E R V I C E - https://dighum.wien)
Zusammenfassung
- Die erste große Konferenz zum 'Digitalen Humanismus' findet vom 26. bis 28. Mai im Wiener Museumsquartier statt. Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen neuer Technologien auf Gesellschaft und Demokratie.
- Das Wiener Manifest von 2019 bildet die Grundlage für den Digitalen Humanismus. Es fordert, Technik so zu gestalten, dass Menschenrechte und Grundwerte gestärkt werden.
- Rund 300 Teilnehmer werden erwartet, darunter Experten wie Lawrence Lessig und Max Schrems. Themen sind unter anderem Cybersicherheit und die Macht der Plattformen.