Popband Naked Cameo: "Haben unsere DNA gefunden"
Konkret mit dem zweiten Longplayer "Trespassing By", der am Freitag erscheint. Waren es vor fünf Jahren noch eher synthetische Klänge (wiewohl vielfach mit der Gitarre erzeugt), die Stücken wie "Phony" oder "Luddite" einen tanzbaren Gestus verliehen, regiert nun ganz ein fuzziger Sound. "Wir wollten definitiv mehr Gitarren haben", nickte Maletzky im APA-Interview, "also haben wir uns mehr Spielraum gegeben." Die aktuell als Trio aktive Band - komplettiert von Maria Solberger und Patrick Pillichshammer - habe in der Arbeit an den neuen Stücken "unsere Linie und unsere DNA gefunden", so der Sänger. "Wir haben noch nie so gut zusammengearbeitet. Offenbar gab es Luft nach oben", schmunzelte er.
In Sachen Eingängigkeit, und das war schließlich auf beim Debüt ein Erfolgsfaktor, hat sich wenig getan - was natürlich positiv gemeint ist: Songs wie das stampfende "Up Is Down" oder der lockere Indie-Pop von "Run The Mill" gehen einfach direkt ins Ohr. Daran haben nicht nur die unwiderstehlichen Melodien, sondern auch Maletzkys nonchalanter Gesangsstil wesentlichen Anteil. Und lange gefackelt wird sowieso nicht: Die meist unter drei Minuten ins Ziel sprintenden Tracks machen keine Gefangenen, sondern servieren sofort alles, was sie zu bieten haben. "Wozu eine Bridge?", grinste der Musiker. "Wir wollten wirklich versuchen, dass wir es so kurz wie möglich machen. Das war ja auch in den 60ern so."
Ganz nebenbei bedient man damit natürlich auch eine Hörgewohnheit, die nicht erst seit diversen Social Media-Apps massiv um sich greift. Stücke müssen sofort zünden, um die Jugend anzusprechen. "Etwa mit dem Chorus beginnen. Wie cool! TikTok-Generation", sprudelte es aus Maletzky heraus. "Das war ja früher bei den Beatles teils auch so." Inhaltlich beschäftigt sich der Songwriter zudem mit Themen, die wohl viele nachvollziehen können: Sich nicht als Teil einer Gruppe fühlen, immer etwas außen vor sein. Daher auch der Titel "Trespassing By". "Lange hatte ich das Gefühl, dass ich nur der Welt zuschaue, wie die Dinge passieren, ich aber nicht hierher gehöre."
In dieser Hinsicht gibt der nach einem kurzen Intro gesetzte Opener "Up Is Down" die Richtung vor: "I've been down long enough, someone there to help me up? I don't know if I can make it on my own", singt Maletzky über einen hypnotischen Beat. Der Weg raus aus dem Loch, er scheint gefunden. "Ich brauche Menschen in meinem Leben und kann nicht alleine bleiben", so die Erkenntnis für den Musiker. Die pure Verzweiflung, nicht zuletzt in der Coronapandemie befeuert, sei nicht mehr vorhanden. "Vielleicht noch ein bisschen Wut", überlegte Maletzky, "aber man fühlt sich okay damit." Ab 15. November darf dann gemeinsam gesungen, gelitten, gesprungen werden, wenn Naked Cameo im Rahmen ihrer Tour Station in Salzburg, Graz, Lustenau, Linz, Wien und Vöcklabruck machen.
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E - Tourtermine: 15. November Rockhouse Salzburg, 16. November PPC Graz, 17. November Carini Saal Lustenau, 18. November Posthof Linz, 23. November Arena Wien, 16. Dezember OKH Vöcklabruck; https://toechtersoehne.org/de/kuenstler/naked-cameo/)
Zusammenfassung
- Millionenfach gestreamt auf Spotify und dann in ein Loch fallen? Passiert das, gibt es wohl mehrere Gründe. Für die heimische Popband Naked Cameo um Sänger und Songwriter Lukas Maletzky war es nach dem gefeierten Debüt "Of Two Minds" (2018) ein Wellenbad der Gefühle: Bejubelte Shows, Festivalauftritte quer durchs Land - und dann kam Corona. "Wir sind 2020 schon ein bisschen mit leeren Händen dagestanden", erinnerte sich der Musiker. Doch nun startet die Gruppe wieder durch.